Die primären Quellen für die Zusammenstellung von zielgruppenspezifischen Anforderungen an die Gestaltung der Community sind Daten aus den Interviews, welche Thomas und Henrike durchgeführt haben, sowie Brancheninformationen und Erkenntnisse aus dem Projekt.
Es wird im Folgenden zwischen Lerner- und Lehrerperspektive unterschieden. Dabei ist der Prinzip der Wechselseitigkeit in der Community zu beachten. Wer lernt, kann in der Community auch gleichzeitig lehren, indem er/sie z.B. Beiträge kommentiert und bewertet (z.B. im Peer-Assessment) oder Antworten gibt und Lösungen vorschlägt (z.B. im Forum). Auch derjenige, der lehrt (z.B. Fachexperte, Tutor) lernt gleichzeitig, indem er/sie z.B. sich mit anderen Lehrenden über Unterrichtskonzepte austauscht (z.B. in der Trainer-Community) oder etwas Neues von den Lernenden erfährt (z.B. bei user-generated Tutorials).
In diesem Zusammenhang ist auch das pädagogische Konzept "Lernen durch Lehren" relevant, welches bei die Gestaltung von Lernszenarien in diesem Konzept eine wichtige Rolle spielt. Dabei wird Lernen als ein ubiquitärer, uns ständig begleitender Prozess verstanden. Lernen besteht in einem ständigen, lebenslangen Aktualisieren von Wissen und Kompetenzen. Lernen findet sowohl bei der Bearbeitung eines Lernmoduls in formellen Settings als auch beim informellen Austausch in einem Forum statt.
Unternehmen und Beschäftigte in der Druck- und Medienbranche sind seit Jahrzehnten an fortwährenden Technikwandel und die damit verbundenen Weiterbildungserfordernisse gewöhnt. Dennoch fehlt es nach wie vor in den meisten Betrieben an planmäßigen dauerhaften Weiterbildungsaktivitäten. Lebensbegleitendes, in den Arbeitsalltag integriertes Lernen scheitert immer noch an vielen Hürden (Zeitproblem, Zuschnitt der Angebote, Unsicherheit über Qualität der Angebote).
Die Mediencommunity 2.0 hat sich das Ziel gesetzt, ein onlinegestütztes communitybasiertes Lernangebot für die gesamte Druck- und Medienbranche zu entwickeln. Dies bedeutet, dass wir in mehrfacher Hinsicht unterschiedliche Zielgruppen ansprechen wollen. Unsere potenziellen Nutzer/innen unterscheiden sich in
Dies ergibt insgesamt ein sehr differentiertes Bild und erfordert eine exakte Beschreibung unterschiedlicher Gruppen nach Voraussetzungen und Zielen für die einzelnen Angebote der Mediencommunity.
Aus der Charakteristik der mc20 als Portal/Netzwerk für die Branche ergeben sich grundsätzlich folgende Anforderungen:
Folgende Lernsituationen können unterschieden werden:
Formelle Lernsituationen haben folgende Merkmale:
Informelle Lernsituationen haben folgende Merkmale:
Im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung richtet sich die Mediencommunity vor allem an folgende Berufe bzw. Azubis:
a) Mediengestalter/in Digital und Print
b) Drucker/in
c) Buchbinder
Während in der ersten mit weitem Abstand größten Gruppe im Allgemeinen die Kenntnisse zur aktiven Nutzung des Web 2.0 vorhanden sind, müssen wir bei den beiden letzteren von hohem bis sehr hohem Unterstützungsbedarf ausgehen. Teilweise ist dort die gesamte Internetnutzung als Lernmedium mit großem Vorbehalt behaftet.
So lassen sich die drei Berufsgruppen verallgemeinernd und durchaus mit deutlichen statistischen Ausreißern verbunden folgende Eigenschaftsgruppen zuordnen:
Aufgrund der heterogenen Zusammensetzung der potentiellen Nutzer/innen müssen wir davon ausgehen, dass Inhalte und Angebote nach den Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppe zu gestalten sind.
Insgesamt gesehen ergibt sich eine Anforderungsmatrix nach den Eigenschaften der Zielgruppen und den Zielsetzungen der Lernenden in Bezug auf das Lernen:
| Eher leicht aktivierbare Internetlerner | Eher passive Internetlerner | Beginnende Internetlerner |
Formelles Lernen | Orientiert an Anwendungen, weniger am Workflow Projektorientiert Prüfungsorientierung der Azubis Geringer Betreuungsbedarf Selbstlernphasen gut möglich | Maschinenorientiert Prüfungsorientierung der Azubis Mittlerer Betreuungsbedarf Selbstlernphasen mit Unterstützung möglich | Nicht interneterfahren Prüfungsorientierung der Azubis Hoher Betreuungsbedarf Selbstlernphasen kaum möglich |
Informelles Lernen | Hohe Toolflexibilität erwartet Netzwerkerfahren Aktive Mediennutzung | Mittlerer Orientierungsbedarf Unterstützungsbedarf beim Netzwerken | Hoher Orientierungsbedarf Hoher Unterstützungsbedarf beim Netzwerken |
Nonformelles Lernen | Adhoc-Lösungen werden gesucht, erwartet und eingefordert | Adhoc-Lösungen werden gesucht | Adhoc-Lösungen werden nicht erwartet |
Folgende Hilfsmittel/Anforderungen ergeben sich für diese Gruppen:
| Eher leicht aktivierbare Internetlerner | Eher passive Internetlerner | Beginnende Internetlerner |
Formelles Lernen | Verknüpfung der Vermittlung von Prozess- und Handlungswissen Projektarbeiten als Teil von Zertifizierungen Social Software-Nutzung als Teil von Lernszenarien einführen Präsenzphasen in Kursen auf Minimum reduzierbar Hoher Anteil an Möglichkeiten zur Selbstorganisation (PLE etc.) Offene Kursstrukturen (z.B. MOOC, siehe J. Robes Input) einsetzbar) | Handlungsorientierte praxisnahe Umsetzung Kursorientierte Lernformen Praxisorientierte Einführung in Web 2.0 Präsenzphasen notwendig, insbesondere in der Startphase (Kick-off) und bei Übungen Hohe Tutorpräsenz | Präsenzphasen als regelmäßige Ankerpunkte Praxisorientierte Einführung in E-Learning Handlungsorientierte praxisnahe Umsetzung Hotline zu Tutoren notwendig |
Informelles Lernen | Viele Gestaltungsmittel für user generated content anbieten Netzwerkbildung als integrativen Teil der mc20-Nutzung realisieren Offene Lernszenarien | Klare Hinweise auf passende Inhalte (Finden statt Stöbern) Nutzen des Web 2.0 an Beispielen transparent machen | Guided Tour als Einführungskonzept |
Nonformelles Lernen | Meta-Suche über Wissensressourcen der Branche anbieten Tagging fördern | Meta-Suche als Hilfsmittel einführen Tagging als Konzept einführen | Meta-Suche als Hilfsmittel einführen |
Folgende Lehrende werden im Antrag vorgesehen:
Indirekt Beteiligte
Konkrete Beispiele aus der Öffentlichkeitsarbeit des Projekts Mediencommunity 2.0
Neben der formellen Rolle des Lehrenden können auch nach dem Prinzip der Wechselseitigkeit und des Lernens durch Lehren die Lernenden eine Lehrenden-Rolle annehmen.
Aus vergangenen Projekten und unseren Interviews lassen sich folgende Anforderungen ableiten:
18.06.2009 - Ulrike zu: Online-Tutor-Pool und Tutoring-On-Demand
Ich habe ja die schöne Aufgabe, mich - in Kooperation mit Thomas (und Anne) - um das Thema E-Trainer-Community zu kümmern. Ich habe mich jetzt durch einen ersten Teil der Fachliteratur zum Themenbereich "Online-Tutoring, E-Trainer, E-Moderator etc." gearbeitet; und möchte hier erste konzeptionelle Überlegungen dazu vorstellen.
Eine Anmerkung vorweg: In der Literatur (vgl. z.B. Ojstersek, 2007) hat man mittlerweile mit der inflationären Begriffsvielfalt (E-Trainer, -Berater, -Coach, -Moderator etc.) aufgeräumt, so dass zunehmend nur noch von Online-Tutoren gesprochen wird, die für alle Aufgaben rund um die Entwicklung, Erstellung und Durchführung von E-Learning-Angeboten verantwortlich sind. Ich denke, wir sollten diesem Vorschlag folgen (und spreche daher im Folgenden nur noch von Online-Tutoren) - das ist dann auch leichter für unsere Nutzer/innen nachzuvollziehen und sie werden nicht ohne Not verwirrt.
Der Aufbau unserer E-Trainer-Community beinhaltet grundsätzlich vier Aspekte:
1. Die Festlegung, welche Zielgruppen potenziell als Tutoren infrage kommen. Thomas hat oben schon aufgelistet, wer das sein könnte:
2. Das Einrichten eines "Lehrerzimmers", in dessen Rahmen sich die Lehrenden
Nach den Ausführungen von Thomas (siehe oben) sollte dies (zunächst?) ein abgeschlossener Bereich sein. Mein Vorschlag dazu wäre: Ich erarbeite mit Thomas, welche Funktionalitäten dieser Raum (zum Zeitpunkt des Launches und später) haben sollte, und Thomas setzt das technisch in Drupal entsprechend um.
Die oben aufgeworfene Frage nach den Urheberrechten kläre ich mit unserer Rechtsexpertin Frau Dr. Kellerhals.
3. Den Aufbau eines Online-Tutor-Pools, der folgendermaßen initiiert werden könnte (siehe auch nächster Eintrag):
4. Angebot eines Tutoring-On-Demand
Der Online-Tutor-Pool eröffnet uns die Möglichkeit, ein "Tutoring-On-Demand" anzubieten. D.h., wenn Lernende mit einem Tutor/in lernen wollen - allein oder in Gruppen - können sie eine Anfrage an diesen Pool richten und so einen geeigneten Tutor/in finden. Daher wäre es gut, wenn es sukzessive eine Online-Tutor-Kartei aufgebaut wird, die ich als Nutzer/in durchblättern kann, um den/die richtige/n Online-Tutor/in zu finden.
Offen ist noch, ob diese Tutorenleistung kostenpflichtig sein darf während des Projektzeitraumes - das kläre ich mit Anne und Thomas.
Zum Launch:
Für den Launch wird es ja bereits erste, tutoriell betreute Angebote geben, wie ihr der Themen-Matrix von Anne entnehmen könnt. D.h. Anne und Peter Reichardt und (ich glaube auch) Thomas moderieren ab Herbst bereits erste Tutorials. Mein Vorschlag wäre, dass einer von ihnen (oder alle drei) eine Expert/inn/en-Sprechstunde im Rahmen der Basis-Schulung anbieten, wo die angehenden Online-Tutoren ihnen Fragen zur Praxis stellen können (am besten synchron im VC).
23.06.2009 - Ulrike zum Thema "Basis-Schulung" für Online-Tutoren
Das Projekt Qualiboxx - ebenfalls eine Learning Community mit Online-Tutoren - bildet seine Tutoren kostenlos durch externe Dienstleister aus: http://www.qualiboxx.de/ww3ee/fortbildung.php?sid=22021734771187105824574407443930. Es handelt sich hierbei um das Heidelberger Institut für Beruf und Arbeit (http://www.hiba.de/index.htm). Die Fortbildung ist gefördert vom BMBF und ESF (http://www.hiba.de/fortbildung/2009/index.htm). Die Veranstaltungen werden als Blended Learning- und als Präsenzseminare angeboten. Ich würde reine Online-Seminar für unsere Tutoren besser finden. Die könnten wir ja dann mal zu einer Jahrestagung einladen und einen Erfahrungsaustausch moderieren. Ob es sinnvoll wäre externe Anbieter zu suchen, die unsere Tutoren kostenlos ausbilden - ich weiß nicht. Eine Idee wäre die Betreiber von Qualiboxx (http://www.qualiboxx.de/ww3ee/qualibo-xx-team.php?sid=30530937142912097024575277527330) mal nach ihren Erfahrungen zu befragen.
Habe außerdem heute an einem Webinar der Firma Six teilgenommen http://www.six.de/de/live-webinar, um mich mit dem Format "Webinar" vertraut zu machen. In diesem Fall hieß das eine PPP plus Telefonkonferenz. Das wäre eine "preiswerte" Variante für Schulungen ohne virtuellen Klassenraum. Man hat dann allerdings keinerlei visuell unterstützten Moderationswerkzeuge und es ist mehr ein Format, bei dem der "Lehrer" vorträgt und die "Schüler" lauschen. Also eigentlich nicht web-2.0-mäßig.
Anhang | Größe |
---|---|
MMB_Angebot_Lehrer-Plattformen_20080505_final.doc | 284 KB |