In dem Bereich der Druckweiterverarbeitung oder in einer Buchbinderei erhält das Druckerzeugnis seine endgültige Form. Durch eine optimale Weiterverarbeitung wird die Handhabung zweckmäßiger, das Aussehen der Printprodukte dekorativer und der Schutz vor Beschädigung erhöht.
Die Druckweiterverarbeitung ist meist Bestandteil einer Druckerei, sie wird aber auch als eigenständige Buchbinderei betrieben. In zunehmendem Maße werden industrielle Fertigungsmethoden eingesetzt, aber die handwerklichen Fertigkeiten spielen nicht nur in der Einzel- und Sonderfertigung eine Rolle, sondern müssen auch für die Musterfertigung in der Serienfertigung beherrscht werden.
In der Industriestatistik werden die industriellen Druckerzeugnisse in einem Warenverzeichnis geführt, das die Produkte in Erzeugnisgruppen zusammenfasst. Kein Unternehmen wird für alle Erzeugnisgruppen Produkte fertigen. Je nach technischer Ausstattung, Kundenstruktur und Marktsituation haben die meisten Betriebe mehr oder weniger stark ausgeprägte Erzeugnisschwerpunkte. Druckprodukte werden zum größten Teil nicht als Bücher gebunden, weshalb die Mehrzahl der Produkte im Vergleich zum Buch in Konstruktion und Ausstattung einfacher ausfallen.
Die Fachbegriffe der Buchbinderei sind nicht so geläufig, da häufig synonyme Begriffe verwendet werden, wie dies zum Beispiel für die Mehrlagenbroschur der Fall ist. Taschenbuch, Paperback und Softcover sind Beispiele dafür. Oft werden auch Bezeichnungen verwendet, die sich auf den Inhalt beziehen, wie Versandhauskatalog, Telefonbuch oder Kinderbuch. Es ist deshalb notwendig, Produkte nach objektiven Gesichtspunkten, die möglichst in allen Unternehmen verstanden werden, zu beschreiben.
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Druck-Erzeugnisse bekommen in der Druck-Weiterverarbeitung oder in der Buchbinderei ihre endgültige Form.
Vorteile:
Meistens gehört die Druck-Weiterverarbeitung zu einer Druckerei. Es gibt aber auch eigenständige Buchbindereien. Industrielle Fertigung ist sehr häufig. Handwerkliches Können braucht man für die Einzel- und Sonderfertigung. Auch für die industrielle Fertigung braucht man immer zuerst ein Muster.
Für die industriellen Druck-Erzeugnisse gibt es ein Warenverzeichnis mit einer Einteilung in Erzeugnis-Gruppen. Verschiedene Unternehmen haben unterschiedliche Schwerpunkte. Das ist abhängig von ihrer technischen Ausstattung und von ihren Kunden.
In der Druck-Weiterverarbeitung und Buchbinderei gibt es viele neue Fachbegriffe, z.B. Broschuren. Typische Broschuren sind Zeitschriften, Kataloge, Taschenbücher. Sie haben meist einen Umschlag aus einem dickeren Material.
Broschuren können einlagig oder mehrlagig sein oder aus nicht gefalzten Einzelblättern bestehen. Deshalb unterscheidet man:
Einzelblätter oder Falzbogen werden zusammengetragen, vierseitig zu Einzelblättern beschnitten, meist mit zwei Halbumschlägen versehen.
Man unterscheidet folgende Arten der Einzelblattbroschur mit jeweils speziellen Merkmalen.
Spiralbroschur
Spezielle Merkmale sind Spezialperforierung und Spiralbindung.
Kammbroschur
Spezielle Merkmale sind Schlitzstanzung und Kammbindung.
Ringbroschur
Spezielle Merkmale sind eine 4fache Abheftlochung oder Spezialstanzung, in Ringbuchmechanik abgeheftet oder Ringe in Spezialausschnitt gesteckt.
Kordelbroschur
Spezielle Merkmale sind, dass die Kordelbroschur von Hand gebohrt, mit Kordel oder Schnur geheftet wird.
(Quelle: Ausbildungsleitfaden Druckweiterverarbeitung des BVDM, 1996 und 2007)
Die Einzelblatt-Broschur besteht aus Einzelblättern, die nicht gefalzt sind. Dann können auch unterschiedliche Papiersorten aufeinanderliegen.
Die Einzelblätter werden zusammengetragen, d.h. sie werden in der richtigen Reihenfolge zu einem Block (= Rohblock) übereinandergelegt.
Die Spiral-Broschur wird in 2 Arbeitsgängen gefertigt:
Statt Spiralen werden Kämme verwendet.
Ein oder mehrere Falzbogen werden ineinander gesteckt und meist mit einem Umschlag versehen. Man unterscheidet folgende Arten der Einlagenbroschur mit jeweils speziellen Merkmalen.
Drahtrückstichbroschur
Spezielle Merkmale sind, dass mit Draht durch den Rücken geheftet wird.
Fadenrückstichbroschur
Spezielle Merkmale sind, dass mittels Knotenfadenheftung oder Steppheftung (Stepprückstichbroschur) geheftet wird.
(Quelle: Ausbildungsleitfaden Druckweiterverarbeitung des BVDM, 1996 und 2007)
Bei der Einlagen-Broschur werden die Falzbogen ineinandergesteckt und mit Draht oder Faden geheftet.
Es gibt 2 Arten der Einlagen-Broschur:
Sie wird mit Draht durch den Rücken geheftet.
Sie wird mit Knotenfaden-Heftung oder Steppheftung (Stepprückstich-Broschur) geheftet.
Die Mehrlagenbroschur ohne Vorsatz ist ein zusammengetragener Rohblock. Man unterscheidet folgende Arten der Mehrlagenbroschur ohne Vorsatz mit jeweils speziellen Merkmalen.
Broschur seitlich drahtgeheftet
Die Broschur ist meist in 4fach gerilltem Umschlag breit überklebt eingehängt. Oder: 2 Halbumschläge werden mitgeheftet und gefälzelt.
Broschur fadengeheftet
Die Broschur wird mit Zwirn geheftet und in 2- oder 4fach gerilltem Umschlag eingehängt.
Broschur fadengesiegelt
(Falzbogen werden beim Falzen fadengesiegelt). Ohne Rückenbearbeitung wird die Broschur klebegebunden in 2- oder 4fach gerilltem Umschlag eingehängt. Oder: 2 Halbumschläge mit klebegebunden und gefälzelt.
Broschur klebegebunden
Die Broschur wird mit Rückenbearbeitung klebegebunden, in 2- oder 4fach gerilltem Umschlag eingehängt. Oder: 2 Halbumschläge werden mit klebegebunden und gefälzelt.
Englische Broschur
Die Broschur wird fadengeheftet, fadengesiegelt oder klebegebunden, in 2- oder 4fach gerilltem Umschlag versehen (am Rücken angeklebt) und vorne breite Klappen eingeschlagen, oben und unten beschnitten.
(Quelle: Ausbildungsleitfaden Druckweiterverarbeitung des BVDM, 1996 und 2007)
Der Rohblock der Mehrlagen-Broschur ohne Vorsatz besteht aus mehreren Falzlagen. Die Mehrlagen-Broschur wird geheftet oder klebegebunden.
Die Mehrlagen-Broschur ohne Vorsatz gibt es in verschiedenen Arten:
Fälzeln bedeutet: den Rücken der Broschur mit einem Fälzel umkleben.
Ein Fälzel ist ein Gewebeband. Es schützt und stabilisiert.
Falzbogen werden beim Falzen fadengesiegelt.
Diese Mehrlagenbroschur ist ein mit Vorsatz versehener Broschurblock. Man unterscheidet folgende Arten der Mehrlagenbroschur mit Vorsatz mit jeweils speziellen Merkmalen.
Überzugsbroschur
Die Broschur wird mit flexiblen Einbandstoffen überzogen und beschnitten.
Steifbroschur
Bei der Steifbroschur werden Pappdeckel auf Vorsatz kaschiert, gefälzelt, mit Überzugspapier bezogen und beschnitten am Kopf (oben) und am Fuß (unten). Auch: Vorne beschnitten, Überzugspapier vorne eingeschlagen.
(Quelle: Ausbildungsleitfaden Druckweiterverarbeitung des BVDM, 1996 und 2007)
Der Rohblock der Mehrlagen-Broschur mit Vorsatz besteht aus mehreren Falzlagen. Das Vorsatz(papier) verbindet die Einbanddecke mit dem Buchblock. Es stabilisiert das Buch. Das Vorsatz bedeckt auch die Buchdeckel von innen und schützt das erste und letzte Blatt des Buches.
Es gibt 2 Arten der Mehrlagen-Broschur mit Vorsatz:
Die Überzugsbroschur wird beschnitten und bekommt einen flexiblen Einband.
Bei der Steifbroschur werden Pappdeckel auf Vorsatz kaschiert und gefälzelt, dann mit Überzugspapier bezogen und oben und unten beschnitten.
Ein Halbband ist ein gehefteter oder klebegebundener Buchblock, beschnitten in Decke mit Kanten eingehängt. Man unterscheidet folgende Arten der Deckeneinbände: Halbband mit jeweils speziellen Merkmalen.
Halbschichtstoffband
Die Decke besteht aus zwei Pappdeckeln und Rückeneinlage, der Rücken mit Schichtstoff (Kunstleder) gehängt und Deckel mit zwei Halbüberzügen – meist Papier – bezogen.
Halbgewebeband
Der Rücken wird mit Einbandgewebe gehängt und die Deckel werden mit zwei Halbüberzügen – meist Papier – bezogen.
Halblederband
Der Rücken wird mit Leder gehängt und die Deckel werden mit zwei Halbüberzügen – Papier oder Einbandgewebe – bezogen.
Halbpergamentband
Der Rücken wird mit Pergament gehängt und die Deckel werden mit zwei Halbüberzügen – meist Papier – bezogen.
(Quelle: Ausbildungsleitfaden Druckweiterverarbeitung des BVDM, 1996 und 2007)
Ein Halb-Band ist ein Buch, bei dem der Buchrücken und die Deckenecken mit einem anderen Material bezogen ist als der Buchdeckel.
Den Halb-Band gibt es in den Ausführungen:
| Rücken | Deckel |
Halb-Gewebeband | Einband-Gewebe | 2 Halb-Überzüge, meist Papier |
Halb-Lederband | Leder | 2 Halb-Überzüge, meist Papier |
Halb-Pergamentband | Pergament | 2 Halb-Überzüge, meist Papier |
Der Rücken ist mit Einbandgewebe bezogen,
die Deckel sind mit 2 Halb-Überzügen – meist Papier – bezogen.
Der Rücken sind mit Leder bezogen,
die Deckel sind mit 2 Halb-Überzügen (meist Papier) bezogen.
Der Rücken ist mit Pergament bezogen,
die Deckel sind mit 2 Halb-Überzügen (meist Papier) bezogen.
Ein Ganzband ist ein gehefteter oder klebegebundener Buchblock, der beschnitten in die Decke mit Kanten eingehängt wird. Die Decke besteht aus zwei Pappdeckeln und Rückeneinlage (Ausnahme: Kunststoffband). Man unterscheidet folgende Arten der Deckeneinbände: Ganzband mit jeweils speziellen Merkmalen.
Pappband
Der Pappband ist vollständig mit Papier überzogen.
Schichtstoffband
Der Schichtstoffband ist vollständig mit Schichtstoff (Kunstleder) überzogen.
Kunststoffband
Beim Kunststoffband besteht die Decke aus zwei Deckeln. Hart-PVC-Folie ist mit Weich-PVC- Folie ganz überzogen. Anstelle der eingeschlagenen Kanten wird die Decke mit Rundecken versehen und randverschweißt. Oder: Zwei Pappdeckel werden als Verstärkung zwischen zwei Weich-PVC-Folien eingefügt.
Ganzgewebeband
Der Ganzgewebeband ist vollständig mit Einbandgewebe überzogen.
Ganzlederband
Der Ganzlederband ist vollständig mit Leder überzogen.
(Quelle: Ausbildungsleitfaden Druckweiterverarbeitung des BVDM, 1996 und 2007)
Ein Ganzband ist ein Einband, bei dem die Einband-Decke mit einem Material bezogen ist. Die Decke besteht aus 2 Pappdeckeln und einer Rücken-Einlage.
Den Ganz-Band gibt es in den Ausführungen:
| Rücken und Deckel sind vollständig bezogen |
Papp-Band | mit Papier |
Ganzgewebe-Band | mit Einband-Gewebe |
Ganzleder-Band | mit Leder |
Die Auswahl der Arten ist beispielhaft. Die Vielzahl der Produkte lässt eine vollständige Auflistung nicht zu.
Falzprospekte
4-, 6-, 8-, 12- oder 16seitiger Rohbogen werden in der Falzmaschine parallel oder kreuzgefalzt. 8seitige Falzbogen können auch in der Maschine am Kopf beschnitten werden, 12- und 16seitige Falzbogen werden im Dreimesserautomat oder Schnellschneider beschnitten.
Falzgeklebte Prospekte
8-, 12- oder 16seitiger Rohbogen werden in der Falzmaschine parallel und kreuzgefalzt und im Bund durch Zusatzgeräte mit Klebstoffstrich versehen, anschließend beschnitten.
Fensterfalz
6- oder 8seitiger Rohbogen werden mit beidseitig eingeschlagenen Klappen zum Zweibruch-Fensterfalz, mit zusätzlichem Falzbruch in der Mitte zum Dreibruch-Fensterfalz (geschlossener Fensterfalz) gefalzt. Der Zweibruch-Fensterfalz ist ohne, der Dreibruch-Fensterfalz ist nur mit Fensterfalztasche ausführbar.
Faltprospekte oder -kalender
Der Rohbogen wird zwei- oder mehrfach im Zickzack (auch Leporello genannt) gefalzt. Die Parallelfalzbrüche erfolgen dabei in wechselnder Richtung. Die Abstände können dabei gleich oder abgestuft sein.
Kaschierte Plakate
Pappe mit wird mit bedrucktem Plakat kaschiert und mit meist unbedrucktem Papier gegenkaschiert, vierseitig beschnitten, häufig mit Aufhänger versehen.
Mappen
In einfacher Form werden zwei Pappdeckel mit beliebig breitem Geweberücken versehen. Mappen werden auch mit Papier überzogen, mit Ecken, Klappen und Bindebändern verbessert.
Wandkalender
Wochen- oder Monatskalender werden zusammengetragen, meist mit Deckblatt versehen, am Kopf perforiert, hinten mit Pappdeckel zugelegt, verleimt oder drahtgeheftet, gefälzelt.
Oder: Mehrere Kalenderblocks werden untereinander auf kaschierte oder bedruckte Pappe befestigt, auch auf mehrere mit Papier- oder Gewebefälzel verbundene Teile möglich (zusammenklappbar).
(Quelle: Ausbildungsleitfaden Druckweiterverarbeitung des BVDM, 1996 und 2007)
Es gibt viele unterschiedliche Druck-Produkte. Einige Beispiele:
8-, 12- oder 16-seitige Rohbogen werden in der Falzmaschine gefalzt (Parallelfalz oder Kreuzfalz).
Sie bekommen im Bund einen Klebstoff-Strich und werden dann beschnitten.
Beim 3-Bruch-Fensterfalz muss die Falzmaschine eine Fensterfalztasche haben.
Der 2-Bruch-Fensterfalz ist ohne Fensterfalztasche möglich.
Der Rohbogen wird 2- oder mehrfach im Zickzack gefalzt. Man nennt diese Falz-Art auch Leporello.
Die Abstände können dabei gleich oder abgestuft sein.
Pappe wird mit einem bedruckten Plakat kaschiert,
die Rückseite wird meist mit unbedrucktem Papier gegenkaschiert.
Das Plakat wird 4-seitig beschnitten.
Kaschierte Plakate bekommen oft einen Aufhänger.
2 Pappdeckel bekommen einen beliebig breiten Geweberücken.
Die Pappdeckel werden mit Papier überzogen.
Zusätzliche Ausstattungen: Ecken, Klappen, Bindebänder u.a.
Wochen- oder Monatskalender werden zusammengetragen (zusammentragen = Blätter in der richtigen Reihenfolge übereinanderlegen). Sie bekommen vorn ein Deckblatt und hinten einen Pappdeckel. Die Blätter werden am Kopf perforiert und verleimt. Sie bekommen eine Drahtkamm-Bindung oder werden drahtgeheftet und gefälzelt.
Mehrere Kalenderblocks werden untereinander auf kaschierter oder bedruckter Pappe befestigt. Mehrere Teile können mit Papier- oder Gewebefälzel verbunden werden. Man kann sie dann zusammenklappen.
Beispiel: Kalender mit untereinander befestigten Kalenderblocks