Die Aufteilung in 11 Gruppen aus dem Jahr 1964 ist veraltet und wurde von den Entwicklungen des Typedesigns der letzten Jahrzehnte überholt. Während in der DIN-Fassung noch die Gebrochenen Schriften in 5 Untergruppen gegliedert werden, gibt es bei serifenbetonten Schriften und den Groteskschriften keine Unterscheidungen, die aber ebenfalls nötig wären.
So werden die konstruierte »Rockwell« und die »Clarendon« mit eindeutigem Antiqua-Charakter unter der Rubrik »Serifenbetonte Linear-Antiqua« zusammen gefasst. Dabei sind die Strichstärken der »Clarendon« gerade nicht 100% als linear – sprich gleichförmig – zu bezeichnen.
Auch die Mischung von historischen Kriterien und Formkriterien ist verwirrend für die Klassifizierung und für die Vermittlung im Unterricht. So entsteht die Situation, dass eine Schrift wie »Bembo«, basierend auf den Entwürfen vom venezianischen Schriftgestalter Francesco Griffo, nicht unter der venezianischen, sondern nach der DIN unter der französischen Renaissance-Antiqua eingeordnet wird.
Auch die Bezeichnung Barock-Antiqua ist zwar zeitlich korrekt eingeordnet, aber die Formsprache einer »Caslon« oder »Baskerville« hat wenig mit dem zu tun was man üblicherweise von Barock in Kunst und Architektur kennt.
Viel mehr stellen diese Schriften ja einen Übergang zwischen den Renaissance-Schriften und den Klassizistischen Schriften dar. Im englischsprachigen Raum werde diese darum meist – wesentlicher sinnvoller – als Transitional, also Übergangsschriften, bezeichnet. Eine wie ich finde keineswegs abwertende Begrifflichkeit.