Die Verbände der Druckbranche tragen bis heute wesentlich zu einer Systematisierung und Vereinheitlichung der Kalkulation in Deutschland bei. Sie aktualisieren seit mehr als 100 Jahren fast jährlich die verbandsinternen Tabellen sowie Richtlinien und entwickeln sie weiter.
Bis zur Verbreitung kostengünstiger Computertechnik erfolgte die Kalkulation in den Druckereien handschriftlich mit Hilfe von Formularen. Als Hilfsmittel diente u.a. der erste „Preistarif“ der Branche, der bereits 1907 durch den Deutschen Buchdrucker-Verein veröffentlicht wurde [ GS ]. 1950 veröffentlichte die nach dem Krieg gegründete „Arbeitsgemeinschaft der Graphischen Verbände des Deutschen Bundesgebietes e.V.“ die „Grundlagen der Buchdruckkalkulation“. Das Werk gilt als Vorläufer der Kosten- und Leistungsgrundlagen, da erstmals auch durchschnittliche Zeitwerte für Arbeitsschritte veröffentlicht wurden. Dadurch wurde die Preisfindung in den Betrieben erheblich erleichtert, da keine eigenen aufwändigen Zeitaufnahmen durchgeführt werden mussten. Aus diesen Grundlagenarbeiten ist heute ein umfassendes Kosten- und Leistungsrechnungssystem entstanden, das in zahlreichen Betrieben relativ einheitlich Anwendung findet und inzwischen beim bvdm. unter dem Titel „Kosten- und Leistungsgrundlagen“ erscheint.
Mit dem Einzug der Computer in die Büros begann die Entwicklung geeigneter Softwarelösungen, um die wiederkehrenden Tätigkeiten in der Kalkulation zu vereinfachen. Es stellte sich heraus, dass branchenunabhängige Programme nicht den spezifischen Anforderungen der Druckbranche gerecht wurden und werden. Daher entwickelten ab Mitte der 70er Jahre Beschäftigte in den Druckereien brancheneigene softwaretechnischer Hilfsmittel, die im Zuge einer beginnenden Vermarktung als Branchensoftware bezeichnet wurde.
Fast allen Anbietern von Branchensoftware gemeinsam ist, dass sie die Kalkulationssystematik, die durch die Aktivitäten des bvdm. und seiner Vorläuferorganisationen in der Branche Standard wurden, berücksichtigen. So gibt es heute zwar viele Branchensoftwareanbieter, aber jeder, der die Kalkulationssystematik kennt, findet sich schnell in der Kalkulationslogik eines anderen Anbieters zurecht.
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