Hinweis:
Diese Druckversion der Lerneinheit stellt aufgrund der Beschaffenheit des Mediums eine im Funktionsumfang stark eingeschränkte Variante des Lernmaterials dar. Um alle Funktionen, insbesondere Animationen und Interaktionen, nutzen zu können, benötigen Sie die On- oder Offlineversion. Die Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. © Beuth Hochschule für Technik Berlin


Aufgaben und Bereiche des Rechnungswesen

 

1 Aufgaben und Bereiche des Rechnungswesens


 

Lernziele und Überblick

In dieser Lerneinheit beschäftigen Sie sich mit den Grundlagen des Rechnungswesens und lernen mit dem externen und internen Rechnungswesen die verschiedenen Bereiche kennen. Die Lerneinheit soll Ihnen einen ersten Überblick über die Thematik geben und die Gesamtzusammenhänge klären.

Neben der Einteilung des Rechnungswesens in die zwei Bereiche werden Ihnen die Begriffe Buchführung, Inventur und Inventar, Bilanz und GuV, Liquiditäts- und Finanzrechnung, Kosten- und Leistungsrechnung, Investitionsrechnung und Abgrenzungsrechnung näher gebracht.

Abschließend stehen verschiedene Übungen bereit, mit deren Hilfe Sie Ihr erworbenes Wissen selbst überprüfen und vertiefen können.

 

Lerneinheit 1 im Überblick:

Kapitel 1.1: Die zwei Bereiche des Rechnungswesens

Kapitel 1.2: Die Buchhaltung als externes Rechnungswesen

Kapitel 1.3: Internes Rechnungswesen

Kapitel 1.4: Abgrenzungsrechnung

Zusammenfassung

Wissensüberprüfung

 

1.1 Die zwei Bereiche des Rechnungswesens


 

Im Rechnungswesen werden, vereinfacht gesagt, alle wirtschaftlich relevanten Ereignisse eines Unternehmens, die in Zahlen abgebildet werden können, gesammelt und zielgruppengerecht aufbereitet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dem Rechnungswesen betraut sind, geben dazu betrieblichen Vorgänge in EDV-Systeme ein und leiten die strukturiert gesammelten Daten an die zuständigen Stellen außerhalb und innerhalb des Unternehmens weiter.

 

Beispiel
Beispiel

Beispielfirma AdEx AG – Angestellte für das Rechnungswesen

In der Beispielfirma AdEx AG sind folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Rechnungswesen betraut:

  • Adrian in seiner Funktion als Verantwortlicher für Finanzen. Adrian hat ein Studium der Betriebswirtschaftslehre absolviert.

  • Viktor in seiner Funktion als Buchhalter und Assistent. Viktor hat eine Ausbildung zum Bürokaufmann.

 

 

Man unterscheidet zwei Adressatenkreise: Externe und interne Adressaten.

 

Abb.: Externe und
interne Adressaten
 

 

Der wichtigste externe Adressat ist das Finanzamt, das auf Basis der Dokumentation und Aufbereitung der Daten u. a. die zu zahlenden Steuern des Unternehmens festlegt.

Der bedeutendste interne Adressat ist die Unternehmensführung, die auf Basis der aufbereiteten Zahlen feststellen kann, ob beispielsweise das Unternehmen zahlungsfähig ist, also inwieweit ein Auftrag an einen Lieferanten überhaupt ausgelöst werden darf. Außerdem ist die Unternehmensführung – wie das Finanzamt natürlich auch – sehr daran interessiert, ob das Unternehmen gewinnbringend tätig ist.

 

 

 

1.2 Die Buchhaltung als externes Rechnungswesen


 

Die Buchhaltung wird auch Finanzbuchhaltung, Geschäftsbuchhaltung oder externes Rechnungswesen genannt. Sie ist der Bereich des Rechnungswesens, der gesetzlich vorgeschrieben ist.

Eine wichtige Aufgabe der Buchhaltung ist die Zusammenstellung der Zahlen für das Finanzamt zur Ermittlung der Steuern. Darüber hinaus erfüllt sie eine Beweissicherungs- und Rechenschaftslegungsfunktion gegenüber Anteilseignern und Gläubigern, was gerade auch im Falle einer Insolvenz sehr wichtig ist.

Zahlreiche Gesetze regeln die Durchführung der Buchhaltung.

 

Abb.: Rechtsgrundlagen der Buchhaltung Rechtsgrundlagen
 

 

Die Buchhaltung kann in die folgenden drei Tätigkeits- und Aufgabenbereiche unterteilt werden:

  • Die regelmäßige Durchführung der Buchführung,

  • die jährliche Durchführung einer Inventur zur Erstellung eines Inventars und

  • die jährliche Erstellung einer Bilanz und einer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).

 

Abb.: Externes Rechnungswesen

 

 

Kapitel 1.2 im Überblick:

1.2.1 Buchführung

1.2.2 Inventur und Inventar

1.2.3 Bilanz

1.2.4 Gewinn- und Verlustrechnung

 

 

 

1.2.1 Buchführung


 

Die Aufbereitung der Zahlen für das Finanzamt ist – in Abhängigkeit der Betriebsgröße und Rechtsform des Unternehmens – unterschiedlich stark reglementiert. Für sehr kleine selbständig tätige Unternehmerinnen und Unternehmer und Freiberufler gelten geringere Anforderungen an die Form der Dokumentation als bei größeren Unternehmen. Bei ersteren genügt eine tabellarische Buchführung, im einfachsten Fall in Form eines Kassenbuches, in dem sämtliche Geschäftsvorfälle des laufenden Jahres zeitlich und sachlich geordnet aufgelistet werden. Die jährliche Ermittlung des Gewinns erfolgt in Form einer Einnahmen-Überschussrechnung.

Bei etwas größeren Unternehmen müssen die Daten in Form der sogenannten doppelten Buchführung (= jeder Geschäftsvorfall berührt immer zwei Konten, auch Doppik genannt) nach einem umfassenden Regelwerk dokumentiert werden. Dazu ist ein umfangreiches Fachwissen erforderlich. Berufsbilder in diesem Bereich sind: Bürokaufmann/Bürokauffrau oder Industriekaufmann/Industriekauffrau.

 

Abb.: Buchungsvorgang

Viktor

 

 

1.2.2 Inventur und Inventar


 

Die Inventur ist die Bestandsaufnahme aller Vermögensgegenstände und Schulden eines Unternehmens. Als Ergebnis dieser mindestens einmal jährlich vorzunehmenden Auflistung erhält man eine tabellarische Übersicht – das Inventar.

 

Abb.: Inventur des Farbregal Inventur

 

Beispiel
Beispiel

 

Beispiel eines Inventars

Tab.: Beispielinventur
Inventar zum 31.12.__
der AdEx AG, Druckstadt
A. Vermögen Euro Euro
I. Anlagevermögen
1. Immaterielle Vermögensgegenstände
Software lt. Anlagenverzeichnis 7.000 €
2. Technische Anlagen und Maschinen
lt. Anlagenverzeichnis 2 323.000 €
II. Umlaufvermögen
1. Rohstoffe
lt. Inventurverzeichnis 1 30.000 €
2. Hilfsstoffe
lt. Inventurverzeichnis 2 20.000 €
3. Betriebsstoffe
lt. Inventurverzeichnis 3 10.000 €
4. Unfertige Erzeugnisse
lt. Inventurverzeichnis 4 30.000 €
5. Fertige Erzeugnisse
lt. Inventurverzeichnis 5 14.000 €
6. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
Begemann OHG, Münster 67.215 €
Lafitte-Perimé S.A, Straßburg 24.488 €
Lockerbleiben GmbH, Berlin 16.547 € 108.250 €
7. Bankguthaben
Spaßkasse Druckstadt 314.411 €
Völkerbank Druckstadt 287.521 € 601.932 €
8. Kassenbestand  5.818 €
Summe des Vermögens 1.150.000 €
 
B. Schulden
1. Hypothek der Spaßkasse Druckstadt 500.000 €
2. Darlehen der Völkerbank Druckstadt 200.000 €
3. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
Farbenschmitt GmbH, Magentastedt 4.500 €
Papier Kunze, Grammaturhausen 15.000 €
IT Support, Mainboardweiler 500 € 20.000 €
Summe der Schulden 720.000 €
C. Reinvermögen (Eigenkapital)
Summe des Vermögens 1.150.000 €
- Summe der Schulden 720.000 €
Reinvermögen (Eigenkapital) 430.000 €

 

 

1.2.3 Bilanz


 

Die Bilanz ist eine wertmäßige, kontenförmige Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dadurch wird deutlich, wieviel das Unternehmen besitzt (nicht nur an Geld, sondern auch an Maschinen, Lagerbeständen, ausstehenden Rechnungen u.a.m.) und wie dieser Besitz finanziert ist (eigenes Vermögen des Betriebes = Eigenkapitel, Vermögen Dritter, z. B. Bankkredite = Fremdkapitel).

 

Abb.: Bilanzwaage Bilanzwaage

 

Beispiel
Beispiel

 

Die AdEx AG hat folgende Bilanz für das Finanzamt erstellt:

Tab.: Beispiel einer
Bilanz
Bilanz zum 31.12.___
der AdEx AG, Druckstadt
Aktiva Passiva
I. Anlagevermögen   I. Eigenkapital  
1. Immaterielle Vermögensgegenstände 7.000 €   430.000 €
2. Grundstücke und Bauten 0 €    
3. Technische Anlagen und Maschinen 323.000 € II. Fremdkapital  
4. Fuhrpark 0 € Hypotheken 500.000 €
5. Betriebs- und Geschäftsausstattung 0 € Darlehen 20.000 €
    Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 200.000 €
II. Umlaufvermögen      
1. Rohstoffe 30.000 €    
2. Hilfsstoffe 20.000 €    
3. Betriebsstoffe 10.000 €    
4. Unfertige Erzeugnisse 30.000 €    
5. Fertige Erzeugnisse 14.000 €    
6. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 108.250 €     
7. Bankguthaben 601.932 €    
8. Kassenbestand 5.818 €    
SUMME 1.150.000 € SUMME 1.150.000 €
Druckstadt, 31.12.___ Unterschrift
ariane

 

 

1.2.4 Gewinn- und Verlustrechnung


 

Bei der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) werden Aufwendungen und Erträge eines Geschäftsjahres gegenübergestellt, um das Jahresergebnis (Gewinn oder Verlust) zu ermitteln und die Quellen des Erfolges bzw. Misserfolges darzustellen.

 

Beispiel
Beispiel

Beispiel für eine GuV

Tab.: Beispiel einer GuV
Aufwendungen Erträge
Materialaufwand 24.000 € Umsatz 180.000 €
Personalaufwand 50.000 € Zinserträge 4.000 €
Abschreibungen 20.000 € Außerordentliche Erträge 14.000 €
Zinsaufwand 34.000 €    
Steueraufwand 6.000 €    
sonstige betriebliche Aufwendungen 25.000 €    
Gewinn 39.000 € Verlust  
Summe 198.000 € Summe 198.000 €

 

 

1.3 Internes Rechnungswesen


 

Das interne Rechnungswesen („Betriebsbuchhaltung“) befasst sich – im Gegensatz zur externen Buchhaltung – nur mit den Vorgängen, die mit dem eigentlichen Betriebszweck (Kerngeschäft) zusammenhängen. Hier gibt es für Wirtschaftsunternehmen keine gesetzlichen Bestimmungen zu beachten. Das interne Rechnungswesen basiert auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Eine Ausnahme ist lediglich die Liquiditätsrechnung: Kein Unternehmen darf wirtschaftlich aktiv sein, wenn es die laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen kann.

Das interne Rechnungswesen gliedert sich in:

  1. Liquiditäts- und Finanzrechnung

  2. Kosten- und Leistungsrechnung

  3. Investitionsrechnung

 

Abb.: Internes Rechnungswesen
 

 

Liquiditäts- und Finanzrechnung
In der Liquiditäts- und Finanzrechnung werden die Daten so aufbereitet, dass zu jedem Zeitpunkt erkennbar ist, ob das Unternehmen „liquide“ (also flüssig) ist (von lateinisch liquidus, „flüssig“). Es wird überprüft, ob und wie das Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Dabei werden die Einzahlungen und Auszahlungen einer Periode gegenübergestellt. Wenn die Auszahlungen höher sind als die Einzahlungen, müssen eventuell kurzfristige Kredite aufgenommen werden, damit das Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann.

Kosten- und Leistungsrechnung
Ziel der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) ist es zu ermitteln, welchen betrieblichen Kosten welche betrieblichen Erlöse gegenüber stehen.
Im Industriebetrieb sind Leistungen die hergestellten Halbfabrikate, Fertigfabrikate sowie innerbetriebliche Leistungen (für Eigenbedarf).

Investitionsrechnung
Die Investitionsrechnung ist eine Planungs- und Kontrollrechnung, die meist mehrere Jahre umfasst. Es wird ermittelt, ob eine geplante Investition betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, und wenn die Investition getätigt wurde wird geprüft, ob die Annahmen auch eingetreten sind.

 

 

1.4 Abgrenzungsrechnung


 

Zwischen dem externen Rechnungswesen (Buchhaltung) und dem internen Rechnungswesen, insbesondere der Kosten- und Leistungsrechnung, besteht eine informatorische Verbindung. Denn es gilt: Ein modern geführtes Unternehmen erfasst die in der Buchhaltung dokumentierten Daten nicht an einer anderen Stelle nochmal. Das interne Rechnungswesen greift also auf die in der Buchhaltung vorliegenden Daten zu.

Damit im internen Rechnungswesen nur die Daten verwendet werden, die für das betriebliche Geschehen, also dem eigentlichen Unternehmenszweck (Kerngeschäft), relevant sind, erfolgt eine sogenannte „Abgrenzungsrechnung“ als Bindeglied zwischen der Finanzbuchhaltung und der Kosten- und Leistungsrechnung.

 

Abb.: Abgrenzungsrechnung

 

 

Zusammenfassung


 
  • Das Rechnungswesen hat zwei Bereiche: das externe Rechnungswesen und das interne Rechnungswesen. Während das externe Rechnungswesen, die sogenannte Buchhaltung, viele gesetzliche Bestimmungen einzuhalten hat, ist das interne Rechnungswesen im Großen und Ganzen freiwillig.
  • Im externen Rechnungswesen erfolgt die Buchung der Geschäftsvorfälle (Buchhaltung), die mindestens jährliche Zusammenstellung des Inventars und die Erstellung einer Bilanz bzw. einer Gewinn- und Verlustrechnung.
  • Ziel des externen Rechnungswesens ist es zum einen, die richtigen Daten für die Ermittlung der Steuern an das Finanzamt zu ermitteln. Zusätzlich werden die im externen Rechnungswesen gesammelten Daten dem internen Rechnungswesen zur Verfügung gestellt. Da nicht alle Daten des externen Rechnungswesens für das interne Rechnungswesen interessant sind, erfolgt eine Abgrenzungsrechnung.
 

Sie sind am Ende dieser Lerneinheit angelangt. Auf den folgenden Seiten finden Sie noch die Wissenüberprüfung.

 

 

 

Wissensüberprüfung



Drag and Drop
Übung 01-01

Bestandteile des Rechnungswesen

Bitte sortieren Sie die folgenden Begriffe in die richtige Reihenfolge.

 


Drag and Drop
Übung 01-02

Lückentext „Externes und internes Rechnungswesen“

Bitte ziehen Sie die Begriffe auf der rechten Seite an die passenden Stellen im Text. Am Ende können Sie sich das Ergebnis anzeigen lassen.

 

 

 

Anhang