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Mehr Hilfsstunden vermindern die Fertigungszeit (alte Maschine hat häufigere Störungen etc.)
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Mehr Überstunden erhöhen die Plankapazität, weil länger an der Maschine gearbeitet wird.
6 Kapazitätsrechnung |
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In der Platzkostenrechnung wird ermittelt, wie hoch die Primär- und Sekundärkosten einer Kostenstelle pro Jahr sind [€/Jahr]. Das Ziel dieser Platzkostenrechnung ist aber zu wissen, wie hoch die Kosten für eine Fertigungsstunde sind, damit dieser Stundensatz später in die Kalkulation einfließen kann [€/h). In dieser Lerneinheit lernen Sie, wie ermittelt wird, wie viele Stunden im Jahr ein Arbeitsplatz tatsächlich für Fertigungsaufträge zur Verfügung steht. Daraus ergeben sich die Kosten für eine Fertigungsstunde als Grundlage der kostenorientierten Angebotskalkulation. In diesem Zusammenhang lernen Sie die zwei wesentliche Kennzahlen kennen, um die Fertigungsstunden pro Jahr zu ermitteln: der Beschäftigungsgrad B° und der Nutzungsgrad N°.
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Lerneinheit 6 im Überblick:
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6.1 Von der Arbeitsplatzkapazität zur Zahl der Fertigungsstunden pro Jahr |
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Jeder weiß es: Es ist nicht möglich, jede Arbeitsstunde im Betrieb für einen Kundenauftrag tätig zu sein. Der Grund ist nicht nur, dass nicht jeden Tag gearbeitet wird (Wochenenden, Feiertage, Urlaub, Krankheit), sondern auch, dass der Arbeitsplatz gereinigt werden muss, dass Reparaturen durchgeführt werden, dass Versammlungen und Besprechungen stattfinden, dass an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen wird, dass Material, das für den Auftrag notwendig ist, noch nicht angeliefert wurde oder dass kein Auftrag zur Bearbeitung da ist und es zu Warte- und Ausfallzeiten kommt. Innerhalb der Kapazitätsrechnung wird eruiert, wie viel Tage bzw. Stunden pro Periode überhaupt produktiv für einen Kundenauftrag „gearbeitet“ wird. Dies ist deshalb von Interesse, weil wir ja im Ergebnis einen Stundensatz zu ermitteln haben. Wichtig ist hierbei nur, die produktiven Arbeitszeiten zu ermitteln. Es gilt:
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Die Abbildung zeigt den Gesamtzusammenhang zwischen der Arbeitsplatzkapazität, der Kapazitätsausnutzung (Plankapazität) und der effektiven Fertigungszeit.
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Abb.: Zusammenhänge der Kapazitätsrechnung |
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6.2 Arbeitsplatzkapazität |
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Unter der Arbeitsplatzkapazität versteht man die Zahl der Tage bzw. Stunden, an denen der Arbeitsplatz planmäßig „betriebsbereit“ ist. Man könnte auch sagen: der Betrieb ist „geöffnet“. Bei „Öffnungszeiten“ des Betriebes von Montag bis Freitag (5-Tage-Woche) und im Einschichtbetrieb mit 7 h pro Tag sieht die Berechnung der Arbeitsplatzkapazität wie folgt aus.
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Von den maximal möglichen Tagen eines Jahres werden die Wochenenden (Annahme 5-Tage-Woche) und die Feiertage (Annahme 10 Tage) abgezogen. Es ergibt sich die sog. Arbeitsplatzkapazität. Die Arbeitsplatzkapazität beträgt damit in diesem Beispiel 1750 Stunden pro Jahr. |
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6.3 Plankapazität und Beschäftigungsgrad B° |
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Unter der Plankapazität versteht man die Zahl der Tage bzw. Stunden, an denen der Arbeitsplatz tatsächlich besetzt ist. Wenn man an den Tagen, an denen die normalerweise dem Arbeitsplatz zugeordneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Urlaub, zur Weiterbildung oder krank sind, anderes Personal (sogenannte „Springer“) einsetzt, so ist die Plankapazität genauso hoch wie die Arbeitsplatzkapazität. Wenn die Arbeitsplatzkapazität 250 Tage umfasst und nicht mit Überstunden oder Springern geplant wird, so könnte die Plankapazität wie folgt aussehen:
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Von den maximal möglichen Arbeitstagen eines Jahres werden die sogenannten „Abwesenheitsfaktoren“, wie Urlaub, bezahlte Arbeitsverhinderung etc. abgezogen. Man gelangt zur sog. Mannkapazität. Sofern aufgrund kapazitativer Engpässe Überstunden anfallen oder Springer bzw. Aushilfen zum Einsatz kommen, vergrößert sich die Mannkapazität, ansonsten entspricht die Mannkapazität der sog. Plankapazität. Die Plankapazität wird auch als Kapazitätsausnutzungszeit bezeichnet. Die Differenz zwischen der Arbeitsplatzkapazität und der Plankapazität wird Kapazitätsausfallzeit genannt. Das Verhältnis zwischen der Plankapazität und der Arbeitsplatzkapazität ist der Beschäftigungsgrad B°.
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![]() Formel |
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Der Beschäftigungsgrad B° in diesem Beispiel ermittelt sich wie folgt:
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![]() Formel |
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6.4 Fertigungs- und Hilfszeiten und Nutzungsgrad N° |
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Schauen wir uns die Kapazitätsnutzungszeit genauer an: Die Zeit, in der die Maschinen laufen und die Arbeitskräfte an den Maschinen stehen, kann für die eigentliche Fertigung von Aufträgen genutzt werden (Fertigungszeit). Nun gilt auch in der Druckindustrie das Sprichwort „Wo gehobelt wird, fallen auch Späne“. So werden auch gewisse Zeiten für Arbeiten benötigt, in denen kein Output erzeugt wird und die somit nicht bestimmten Aufträgen zugeordnet werden können, wie z. B. Maschine reinigen, Plattenlieferung entgegennehmen etc. Diese Hilfszeiten dienen dazu, die Betriebsbereitschaft herbeizuführen oder aufrechtzuerhalten und kleine Störungen oder Mängel zu beseitigen. Fertigungszeiten sind die Zeiten, in denen tatsächlich für einen Auftrag produziert wird. Hilfszeiten sind alle Zeiten, in denen der Arbeitsplatz planmäßig besetzt ist, aber nicht für einen Auftrag produziert wird. Die Plankapazität ist die Summe aus Fertigungszeiten und Hilfszeiten. Das Verhältnis zwischen den Fertigungsstunden und der Plankapazität (Fertigungs- und Hilfszeiten) ist der Nutzungsgrad N°.
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![]() Formel |
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Der Nutzungsgrad stellt also dar, in welchem Maß die Arbeitsstunden mit „reiner“ Fertigungszeit - also produktiv - genutzt werden. Er wird ermittelt anhand von betrieblichen Aufzeichnungen (Zeiterfassung, Tageszettel). Der bvdm nutzt in seinen Unterlagen einen durchschnittlichen Nutzungsgrad. Bei Druckmaschinen liegt dieser zwischen 86 % und 88 %. In unserem Beispiel wird von einem Nutzungsgrad von 86 % ausgegangen. Wenn der Nutzungsgrad bekannt ist, kann die Zahl der Fertigungsstunden wie folgt ermittelt werden:
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![]() Formel |
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In unserem Beispiel gilt:
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![]() Formel |
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6.5 Ermittlung der Kosten je Fertigungsstunden aus B° und N° |
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Um die Fertigungsstunden und die Kosten pro Fertigungsstunde zu ermitteln sind zusammengefasst folgende Angaben erforderlich:
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![]() Beispiel |
Es gilt:
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![]() Formel |
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Alternativ kann der Fertigungsstundensatz auch aus der Plankapazität und dem B° direkt ermittelt werden:
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![]() Formel |
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Zusammenfassung |
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Sie sind am Ende dieser Lerneinheit angelangt. Auf den folgenden Seiten finden Sie noch die Wissenüberprüfung.
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Wissensüberprüfung |
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![]() Drag and Drop |
Übung 06-01
Lückentext zur Kapazitätsrechnung
Bitte ziehen Sie die Begriffe auf der rechten Seite an die passenden Stellen im Text. Am Ende können Sie sich das Ergebnis anzeigen lassen. Falsch platzierte Begriffe werden rot markiert und können korrigiert werden.
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![]() Berechnen |
Übung 06-02
B° und N°Ermitteln Sie den B° und den N° aus folgenden Daten (auf eine Kommastelle runden): ![]()
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![]() Berechnen |
Übung 06-03
Kapazitätsrechnung
Füllen Sie bitte die leeren Felder der folgenden Tabelle aus!
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![]() Formulieren |
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Übung 06-06
StundensatzErmitteln Sie den Stundensatz aus folgenden Daten (Fertigungsstunden vor der Division auf eine Kommastelle runden): ![]()
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Mehr Hilfsstunden vermindern die Fertigungszeit (alte Maschine hat häufigere Störungen etc.)
Mehr Überstunden erhöhen die Plankapazität, weil länger an der Maschine gearbeitet wird.
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