Allgemein
Definition
Als medienneutral bezeichnet man Daten, die nicht für eine spezielle Ausgabebedingung vorbereitet sind, sondern als Grundlage für viele verschiedene Ausgabesituationen dienen können. Vorgehensweise wird auch als „Cross Media“ bezeichnet.
Ziel
Daten können im Internet sowie auch im verschiedenen Druckverfahren mit unterschiedlichen Bedruckstoffen ausgegeben werden.
• Mehrfachnutzung der Daten (Internet/Druck)
• Flexibilität bei der Wahl des Druckverfahrens
Lösung
• Fotos werden auch nach dem bearbeiten in RGB abgespeichert
Flexibilität bei der Wahl des Druckverfahrens
Anwendungsbereiche
• Bei den Farbbildern ist eine gute Konvertierung am wichtigsten
• CMYK-Bilder sind nur dann angesagt, wenn der Schwarzaufbau sehr wichtig ist
• Texte, Grafiken und Graustufenbilder sind nicht so kritisch und sollten wie bisher in Geräte-CMYK oder Graustufen angelegt und später nicht mehr konvertiert werden
Alte Arbeitsweise
Fotos wurden schon in Photoshop in CMYK umgewandelt
-> Nachteil: Druckverfahren, Bedruckstoff musste zu diesem
Zeitpunkt bekannt sein und eine Mehrfachnutzung (z.B. Anzeige in Zeitung, Katalog auf gestrichenem Papier, Siebdruck) der Daten war nur möglich wenn die Datei im RGB-Modus und dann jeweils in den verschiedenen CMYK ICC-Profilen abgespeichert wurde.
Vorgehensweise
• RGB-Bilder sollten in möglichst großem Farbraum erstellt sein. (ECI-RGB optimal, am besten kein sRGB.). Trotzdem sehen wie es gedruckt aussehen wird: Im Softproof in Photoshop/Indesign kann man dies simulieren. Außerdem kann man in Photoshop die Farbumfangswarnung anklicken, um zu sehen welche Farben in CMYK nicht umsetzbar sind.
• RGB-Bilder werden dann erst kurz vor dem Druck in den Ausgabefarbraum konvertiert
Die 3 Konzepte (Wann wird konvertiert?)
• Early Binding (am Anfang wir gleich in CMYK konvertiert): keine medienneutralen Daten! -> alte Arbeitsweise
• Intermediate Binding (bei der PDF-Erstellung wird in CMYK konvertiert)
• Late Binding (PDF ist noch in RGB, konvertiert wird erst von Druckerei im Ausgabeworkflow oder sogar erst im RIP des Belichters oder der Digitaldruckmaschine)
Vorteile
• große Flexibilität in Bezug auf die Wahl des Druckverfahrens und des Papiers
• Verschiebung der Verantwortung: Dadurch verschiebt sich natürlich die Verantwortung für die richtige Farbe vom Erzeuger der Druckvorlage zur Druckerei.
• Druckerei kann entscheiden welches Profil für den Auftrag am besten ist
• Eine unnötige Zerstörung von Daten (Farbumfang) wird vermieden
• alle Bilder eines Druckjobs werden mit den gleichen Einstellungen (z.B. Schwarzaufbau, Gesamtfarbauftrag) separiert, was dem Drucker die Arbeit wesentlich erleichtert.
• Speicherplatz wird eingespart (es müssen nicht die RGB und die CMYK Bilder gespeichert werden)
Nachteile
• Farbeinfluss des Erstellers geht weitestgehend verloren -> zur High-End-Bildbearbeitung eher weniger geeignet
• Nur zu empfehlen wenn bekannt ist, dass die Druckerei genau weiß was sie tut (Fachmänner sind dazu nötig)
• Für viele Anwender noch ungewohnt
• Es ist eine Umstellung/Umdenken beim Erzeuger wie auch in der Druckerei notwendig
Stichwort — „Cross Media Publishing“
Seine Daten fehlerfrei in einen strukturierten Datenbestand überführen, der Medienunabhängig, also sowohl für Print als auch Digital, ist.
Das Ziel bei der Verwendung Medienneutraler Daten ist:
Mit möglichst geringem Aufwand in einer einzigen Quelle vorliegende Inhalte mehrfach nutzen und in unterschiedlicher Zusammenstellung über verschiedenste Kanäle zum Kunden bringen.
Allgemeine technischen Anforderungen an medienneutrale Daten
- Grundvoraussetzung: Fehlerfreier Datenbestand (dient als Quelldatenformat).
- Plattformneutralität: die Daten müssen auf allen Computersystemen verwendbar sein.
- Herstellerunabhängigkeit: Nicht an Hard- und Software eines bestimmten Herstellers gekoppelt
- Sprachunabhängig: Ein Format, auf das man prinzipiell mit beliebigen Programmiersprachen zugreifen kann
- Die Möglichkeit, Daten gemäß ihren spezifischen Inhalten und Strukturen automatisch auswerten zu können: Eine Überschrift ist als eine solche gekennzeichnet, ein Paragraph ist als Paragraph gekennzeichnet etc.
Strukturen statt Formatierungen
Die Struktur wohnt dem Dokument aus seinem Inhalt inne, während die Formatierung nichts Absolutes ist. Anders gesagt: Ein Dokument kann auf unterschiedlichster Weise formatiert werden, ohne das es seine Struktur verliert.
Schon immer war es die Aufgabe eines Schriftsetzers, die Struktur des Textes mit Hilfe von Typographie sichtbar zu machen — Dafür muss er sich mit der Struktur und dem Inhalt der Texte auseinandersetzen. Die Methode, die Struktur eines Textes in einer objektivierten und für den Rechner lesbaren Form im Dokument abzuspeichern, löst eine ganze Reihe von Problemen:
- Der Test wird automatisiert weiterverarbeitet, unabhängig von der Typographie
- Es entfällt die Notwendigkeit, das die Struktur immer wieder durch die unterschiedlichsten Stellen (Lektorat, Redaktion, Gerstellung, technischer Betrieb) erschlossen werden muss
- Daten sind nun durch intelligente Suchanfragen recherchierbar
- Der Weg zu kostengünstiger Mehrfachnutzung ist frei
In einem Text lassen sich sehr viel mehr Informationen abspeichern als zur rein typographischen Umsetzung benötigt werden, z.B. Verwaltungsinformationen, die überhaupt nicht gedruckt werden sollen, aber für einen Verlag von großem Nutzen sein können. Bei einem Lexikon kann dies zum Beispiel der Autor sein, um die Autorenabrechnung nach Zeilen/Anschlägen vollautomatisch berechnen zu können.
XML als Format für medienneutrale Daten
Auf Basis der oben genannten Anforderungen und auf der Suche nach einem „Standard“ fand sich 1986 die SGML (Standard Generalized Markup Language). Sie ist eine Auszeichnungssprache, die alle auf der Welt befindlichen Texte beliebiger Sprache strukturieren kann. Da sich SGML für viele Anwender als zu komplex erwies, gilt seit 1998 XML als Standard für inhaltliche und strukturelle Kodierung medienneutraler Daten.
Verlagsprojekte und XML
Bei allen Vorteilen ist XML nicht für jedes Verlagsprojekt geeignet. Folgende vier Hauptgesichtspunkte sprechen für die Arbeit in medienneutralen Strukturen:
- Die Mehrfachverwertung des Datenbestandes ist sehr wahrscheinlich: Das allein ist ein Grund, die mehrfache Datenpflege zu vermeiden und alle Korrekturen in einen zentralen, automatisch weiterverwertbaren Datenbestand einzutragen.
- Es ist eine recherchierbare, elektronische Ausgabe des Datenbestandes geplant
- Durch den Einsatz von CML lassen sich Zeit und Kosten in Redaktion und Herstellung sparen: Durch klare, immer wiederkehrende Abläufe lässt sich ein schlanker, überprüfbarer Workflow etablieren. Sinnvoll ist dies bei allen regelmäßig aktualisierten Werken wie bei Werken mit vielen Autoren und umfangreichen Redaktionen
- Die inhaltliche und/oder administrative Arbeit wird durch den Einsatz von XML signifikant erleichtert:
Jeder Verlag, der XML verwendet, wird einen neuen Titel auf die oben genannten vier Punkte prüfen und anhand dessen entscheiden, ob der Titel konventionell (also z.B. mit einem DTP-Programm) oder auf Grundlage eines medienneutrale ausgezeichneten Datenbestandes produziert wird.
Der Weg zu XML
Mittlerweile gibt es diverse XML-Standards für die medienneutrale Kodierung von technischen Dokumentationen oder literarischen Texten. Dort, wo die Texte nicht in einen solchen Standard passe, kann man sich eine eigene XML-Struktur definieren und festlegen, wie die Daten zu verarbeiten sind.
Zuerst gilt es also zu bestimmen, ob die Inhalte die man hat, in einen schon bestehenden XML-Standard passen oder ob eine eigene Struktur geschaffen werden muss. Hierzu bedient man sich häufig externen Dienstleistern und Experten.
Der Übertrag der Daten kann auf drei Wegen geschehen: Erfassung in XML, Satz in XML, Konvertierung vorhandener Satzdaten in XML
Erfassung in XML
Für externe Autoren wird dies wohl die Ausnahme sein, da diese selten von ihrer gewohnten Arbeitsumgebung (Textverarbeitungsprogramm) abgebracht werden können. Man kann mit dem Einsatz geeigneter Software (XML-Editor, evtl. in Verbindung mit einem Redaktionssystem) die Arbeitsabläufe von vornherein optimierten. I.d.R. sollte ein solcher XML-Editor an die Erfordernisse des Bearbeiters angepasst werden. Diese Editoren haben ein ähnliches –Look and Feel- wie normale Textverarbeitungsprogramme.
Medienneutrale Farbräume