Wir wollen mit diesem Angebot die Zusammenarbeit, den Erfahrungsaustausch und die Diskussion zu diesen Themen fördern.
Diese Gruppe richtet sich an Lehrende im Bereich Typografie und interessierte Fachleute.
Moderiert wird die Gruppe von Tanja Huckenbeck und Peter Reichard. Unterstützt werden die beiden von dem Schweizer Typoexperten Richard Frick.
Wenn Sie in dieser Gruppe mitarbeiten möchten, können Sie hier die Mitgliedschaft beantragen. Bitte schreiben Sie uns ein paar Zeilen zu Ihrem beruflichen Hintergrund und zu Ihren Erwartungen an diese Gruppe.
Zum Austausch und zur gemeinsamen Erarbeitung von Inhalten können Mitglieder Gruppenbeiträge erstellen.
Hier können aktuelle Debatten, Hinweise zu interessanten Artikeln oder Plattformen gepostet werden.
Als erstes haben wir zwei Veröffentlichungen zur Diskussion gestellt, zunächst »Günter Schulers Typo-Schule« und das Buch »Bleiwüste« aus dem Niggli-Verlag.
Günter Schuler beschäftigt sich im vierten Teil der Typo-Schule mit Kriterien der Schriftwahl und Schriftwirkung:
»Gesetzter Text: Das kann viel bedeuten - Anzeigentext, ein Artikel in einem Magazin, ein Katalog, Text für einen Flyer oder ein CD-Booklet, Textinhalte aus einer Datenbank (zum Beispiel für Programmkalender) oder Text für eine Webseite. Wer jedoch professionell gestaltet, der sieht sich im Vorfeld mit einer ganzen Reihe gestalterischer sowie arbeitsökonomischer Fragen konfrontiert:
Welches Format soll die Publikation haben? Wie groß ist der Seitenumfang? Auf welchem Papier wird gedruckt? Ist die Gestaltung eher frei, oder sind CI- und CD-Vorgaben zu beachten?
Sind diese Fragen erst einmal geklärt, müssen für die einzelnen Textelemente einer Publikation Schriften ausgewählt werden. Da gibt es Headlines, Introtexte, Zwischenüberschriften, Zitate, Bildunterschriften, Fotonachweise und so weiter. Aber welche Schrift wählt man am besten für welchen Zweck?
Welche Schrift für welchen Zweck?
In der heutigen Ausgabe der Typo-Schule vermittelt Ihnen Günter Schuler wichtiges Grundwissen über unterschiedliche Textstrukturen und über die ästhetischen Konventionen, die bei der Gestaltung einer Publikation zum Tragen kommen. Er zeigt Ihnen, wann welche Typo sinnvoll ist, wie man sie auswählt und dabei Schriftästhetik, Publikationsumfeld und Zielgruppe beachtet.«
http://www.cleverprinting.de/typoschule.html
Kritische Anmerkungen
Auch bei der Durchsicht des vierten Teils der Typoschule sind mir einige Aspekte aufgefallen, die ich kritisch vorstellen möchte.
So stellt Schuler zu recht dar, dass auch satztechnische und produktionstechnische Aspekte die Schriftwahl beeinflusen und schriebt dann jedoch:
»Serifenlose Schriften in TV-Programmen oder Veranstaltungskalendern etwa tragen schlichtweg der tatsache Rechnung, dass a) eine große Masse Information auf engem Raum komprimiert wird, b) die Schrift schon auf Grund der Druckverfahren robust gestaltet sein muss.«
Doch stellt sich die Frage, ob die Aussage, die hier indirekt impliziert wird so verallgemeinernd überhaupt stimmt. Denn zwischen den Zeilen steht, dass Sans Serif Schriften enger laufen als Serif-Schriften. Selbst wenn man nicht mit einem Extrem wie der Avantgarde als Gegenbeispiel daher kommt, erscheint es es mir schlichtweg zu allgemein.
Und was soll der Bezug auf Druckverfahren? Sind Veranstaltungskalender denn nicht auch im Offsetdruck produziert? Oder was hat der Autor dabei im Kopf ohne es uns zu sagen?
Auch seine Aussage über ideale Schriften für den Zeitungsdruck führt in die Irre. Statt die offenen Punzen hervorzuheben, behauptet Schuler, dass Zeitungsschriften gerade eine eher geschlossen Punzen benötigen, um platzsparend eingesetzt zu werden. (Siehe Seite 8)
Und dann widerspricht er sich auch auf Seite 6 selbst, wenn er die Bookman, eine sehr breit laufende Schrift, als »optimal« für den Zeitungssatz beschreibt.
»Typografie – 100 Prinzipien für die Arbeit mit Schrift« kommt als vermeintliches Lehrbuch daher, ist in Wirklichkeit aber ein kommentierter »Bildband« der teils ausgezeichnetes, typografisch geprägtes Design zeigt. Auf je einer Doppelseite wird ein »Prinzip« vorgestellt, meist mit 10–20 Zeilen Text von der Autorin kommentiert und mit verschiedenen Designprojekten illustriert. Das gesamte Buch ist in vier Großkapitel unterteilt: Das Zeichen, Das Wort, Der Absatz, Die Seite.
Diese Sammlung jedoch »Prinzipien« zu nennen ist irreführend bzw. übertrieben, da
die Autorin häufig zu dem Ergebnis kommt – was ja auch korrekt ist – dass es mehrere richtige Möglichkeiten gibt, die auf den ersten Blick sogar gegensätzlich sind, aber in bestimmten Zusammenhängen kann auch mal das eine, mal das andere Extrem richtig sein. Die Beispiele sind daher viel mehr um Orientierungspunkte, die zeigen wie man mit Schrift und Typografie gestalten kann.
Die Kommentare und Einleitungen bleiben dabei entweder bei Allgemeinheiten stecken oder beschreiben das, was man ohnehin sieht, jedoch ohne weitergehende Bewertung. Trotzdem ist das Buch für die Inspiration, dank des guten Bildmaterials, lohnenswert, aber dabei auch geprägt von einer US-amerikanischen Ästhetik.
Autor Ina Saltz
Verlag Stiebner Verlag GmbH
ISBN 9783830713760
Preis 39,90 Euro
Seiten 208
Die Online-Druckerei LaserLine stellt in ihren Newsletter immer wieder auch typografischen Themen zusammen, diesmal zur Schriftklassifikation. Doch ist dies in der Kürze nachvollziehbar und verstehbar?
»Der Schriftenfächer – eine Entdeckungsreise« von Samuel Marty und Richard Frick wurde für die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und die Berufsschule für Gestaltung (BfGZ) entwickelt. Über die rund 180 Schriften, die der Fächer vorstellt, heißt es im Editorial:
»Im Fächer werden exemplarisch Schriften gezeigt, die im Kontext der neuen OpenType-Schriftenbibliothek der ZHdK und BfGZ erworben wurden und für unsere Studierenden zugänglich sind. Somit erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern vielmehr wollen wir die Studierenden für das Thema ›Schrift‹ sensibilisieren.«
Schwerpunkt sind dadurch die Schriften aus der Kollektion von Linotype/Monotype sowie URW++. Schriften von Emigre, Typotheque, Fontshop, Dutch Type Library etc. sind eher selten. Mit der »Akkurat« von Lineto und der »Newut« von André Baldiger sind zwei neuere Schweizer Schriften mit dabei.
Zu jeder Schrift gibt es eine beidseitig bedruckte Karte im Format 21 x 6 cm. Auf der Vorderseite findet man neben Informationen zum Designer, Anzahl der Schriftschnitte, Schriftenanbieter, Jahr der Entstehung und Einordnung in die Schriftklassifikation auch das Alphabet von Klein- und Großbuchstaben (ohne ß), Ziffern sowie einige Sonderzeichen. Anhand ausgewählter und charakteristischer Buchstaben werden Details sowie die Proportionsverhältnisse von Oberlänge, Versalhöhe, x-Höhe und Unterlänge aufgezeigt.
Auf der Rückseite befindet sich jedoch nicht einfacher Blindtext, sondern man sieht die Schrift in Anwendung als Typografie- und Printmedien-Glossar. Jeweils ein bis zwei Begriffe des Glossars werden in einem Schriftschnitt gezeigt. Andere Schriftschnitte werden kurz in Form der Bezeichnung des Schriftschnittes wie »regular«, »bold« etc. aufgeführt. (Unter den erläuternden Begriffen befinden sich auch ein paar Schweiztypische Fachbegriffe Offsetkorrektur, Maquette, Rektoseiten.)
Aber es ist nicht nur ein reiner Schriftenfächer, sondern er enthält auf rund 50 Seiten Erläuterungen, die zum Verständnis von Schrift und Typografie beitragen: u.a. zu Geviert, Mikrotypografie, OpenType-Schriften, Schriftsippen, Monospaced, Schriftmischung, Schriftklassifikation nach DIN 16518, Strichstärke und weiteren.
Leider wird der Ansatz der beiden Autoren zur Schriftklassifikation nicht ausführlich aufgeführt und erläutert.
Darum ist er hier als Diskussionsbasis dokumentiert:
1. Vor Gutenberg
1.1 Römisch
1.2 Frühchristlich
1.3 Frühromanik
1.4 Gotik
2. Gotisierend
2.1 Gotik
2.2 Renaissance
3. Antiqua
3.1 Renaissance
3.2 Barock
3.3 Klassizistisch
4. Serifenbetont
4.1 Egyptienne
4.2 Clarendon
4.3 Italienne
4.4 Varianten
5. Serifenlos
5.1 Ursprüngliche Grotesk
5.2 Geometrische Grotesk
5.3 Serifenlose Antiqua
6. Schriftsippe
6.1 zweigliedrig
6.2 dreigliedrig
6.3 viergliedrig
7. Dicktengleich
7.1 Serifen
7.2 Serifenlos
8. Handschriftlich
8.1 Spitzfeder
8.2 Breitfeder
8.3 Pinsel
8.4 Redisfeder
8.5 Filzschreiber
9. Dekorativ
9.1 Zierschrift/Dekorativ
9.2 Schablone/Stempel
9.3 Geometrisch
9.4 Raster/Punkt
9.5 Amorph
9.6 Varianten
10. Bildschirm
10.1 Pixel
11. Symbole
11.1 Sonderzeichen
11.2 Piktogramme
Wenn es auch kein zentraler Punkt ist, so ist teilweise zu beachten, dass sich bei den angeführten Schriftenquellen zumindest einige Fehler bzw. Irritationen eingeschlichen haben. So wird die »Linotype Syntax Serif« Elsner und Flake zugeordnet, »Syntax« wird URW zugeordnet (wo es sie zwar auch zu bestellen gibt, aber der Ursprung ist Linotype) und die »Linotype Syntax Letter« wird der Online-Vertriebsplattform myfonts.com zugeschrieben. Letztendlich sind alle drei bei Linotype erhältlich.
Die insgesamt 62 Typokarten decken unter anderem Themen wie Schriftgeschichte, Schriftarten, Buchstabenformen, typografische Zeichen, Ligaturen und diakritische Zeichen, Satzarten und Fonttechnologie ab. Eine umfangreiche Themensammlung auf 62 Karten und somit 124 Seiten im Format 12 x 8 cm.
Die Erläuterungen sind jedoch sehr knapp und stellenweise oberflächlich bzw. irritierend. Somit stellt sich die Frage, wer die Zielgruppe der Karten ist, denn durch die Kürze der Erläuterungen fehlt oft die Vermittlung des tieferen Verständnisses. Oft ist es beim Lesen so, dass man vermuten kann, was der Autor sagen wollte, aber ein Einsteiger versteht wahrscheinlich nur Bahnhof oder lernt etwas auswendig, das er nicht verstanden hat. Nur ist dies nicht sinnvoll.
Durch die extrem kurzen Erläuterungen entstehen auch falsche Zusammenhänge bzw. es kommen auch konkrete Fehler dazu. Hier einige Beispiele:
So wird z.B. die »Entwicklung der Druckschriften« anhand der Reihenfolge der DIN-Schriftklassifikation aufgeführt, was spätestens nach den serifenlosen Schriften irreführend ist, denn dann hört ja die historische Reihenfolge auf. Denn die Entwicklung endet ja nicht, wie diese Reihung impliziert, mit den gebrochenen Schriften.
Die Darstellung der Entwicklung der Kleinschreibung geht zwar von der Unziale, über die Halbunziale zur Renaissance-Antiqua, gezeigt wird jedoch die Centennial (oder eine sehr ähnliche Schrift), die sich zwischen Barock- und Klassizistischer-Antiqua einordnen lässt.
Serifenlosen Schriften als »Konstruierte Anmutung ohne Schnörkel« zu beschreiben, um dann auf der Vorderseite die alles andere als konstruierte Syntax aufzuführen, hilft nicht wirklich, sondern führt zu platten Halbwahrheiten.
Die Ausführungen zum Geviert schaffen eher Verwirrung, statt dass sie aufklären. So wird behauptet, dass jeder Buchstabe mittig auf dem Geviert steht. Oder man liest die »Formel«: »Schriftgeviert = Schriftgrad hoch 2« und fragt sich, was das dem Leser bringt. Ein 12 pt Geviert sind demnach 144 Quadrat-pt. Aber in wiefern hilft dies dem Typografen?
Erklärungen wie zu serifenbetonte Linear-Antiqua lassen mehr Fragen offen, als sie beantworten:
»Schriftschöpfung zu Beginn des Industriezeitalters im 19. Jahrhundert. Darum die statische und schwere Anmutung.«
Und warum jetzt? Weil Dynamik und Schnelligkeit mit der Industrialisierung Einzug hielt?
Zudem wurden die ersten Egyptienne-Schriften aus den klassizistischen Schriften abgeleitet, was man an der Clarendon noch gut erkennen kann. Das wäre eine interessante Information gewesen.
Auch verallgemeinernde Behauptungen wie etwa, dass sich Kapitälchen in OpenType-Fonts befinden, erklären nichts und sind so auch nicht richtig. Es gibt viele Schriften im Format OT ohne, dass sie Kapitälchen enthalten würden. OT-Fonts bieten lediglich die technische Möglichkeit, dass Kapitälchen in einem Schriftschnitt vorhanden sein können.
Oder was sagt uns folgende »Erklärung« des Wortes »kursiv«?
»Stammt vom lateinischen cursiva und bedeutet laufend, fortlaufend. Für den Schriftsatz kann dies übersetzt werden mit schnell schreiben. Dies erklärt die nach rechts geneigte Lage.« Aber eigentlich erklärt dieser Satz nichts.
Der einleitende Satz in der Werbung des Verlages – »Perfektion beginnt im Detail.« – passt leider nicht zu diesen Typocards. Und das Kartenset auch noch »Kompendium« zu nennen ist defintiv übertrieben.
Die zwei Ausführungen unterscheiden sich lediglich in der Verpackung. Der Schuber ist schön, aber alleine dafür 12 Euro mehr auszugeben, ist zwar vom Material und der Verarbeitung gerechtfertigt, aber für die meisten eher nicht sinnvoll.
Autor Reinhard Albers
Verlag Niggli Verlag
ISBN 9783721207231 (Schuber), 9783721207323 (Box)
Preis 24,00 Euro (Schuber), 36,00 Euro (Box)
Bücher über Typografie kann es, wenn es nach mir ginge, nicht genug geben. Die Typografie hat so viele Facetten, dass es einem kaum langweilig wird. Daher habe ich mich zunächst gefreut, dass der Niggli-Verlag ein neues Buch über Typogarfie veröffentlichte, zumal ich den Verlag für die Qualität seiner Veröffentlichungen schätze.
Leider hat mich Pascal Schönings Buch »Bleiwüste« mehr als enttäuscht. Das Buch ist zunächst – zum Glück – gar keine Bleiwüste. Also warum dann dieser Titel?
Nach einer Einleitung durch Horst Moser bekommt der Leser drei Teile präsentiert. Im ersten Teil werden 50 bedeutende Satzschritten erklärt und mit Beispielen aus der Alltagstypografie – so die Beschreibung des Autors – präsentiert. Der zweite Teil erläutert 50 Begriffe aus der Bleisatzzeit, und im letzten Teil werden 50 Tricks für den Typo-Alltag vorgestellt.
Papierverschwendung
Diese 50 Tricks sind hauptsächlich Shortcuts für typografischen Satz-, Sonder- und Währungszeichen, sowie Angaben zu DIN-Formaten und Korrekturzeichen. Seltsam mutet es an, wenn der Autor vorschlägt, Schriften über Suchen und Ersetzen auszutauschen:
»Suche nach: Arial/Helvetica/Chicago/Verdana/Times … – Ersetze durch: PostScript-Schriften« Als ob Helvetica keine PS-Schrift sein könne … und eigentlich sehr umständlich, ebenso wie der Vorschlag »ch« durch eine »ch-Ligatur« über Suchen und Ersetzen auszutauschen.
Und warum nun gerade 50 Seiten lang Bleisatzbegriffe, meist wenig ansprechend mit Fotografien oder Grafiken illustriert, unbedingt in ein Typobuch gehören, ist mir nicht begreiflich. Schließlich macht dies ein Drittel des Buches aus. Und wenn ich als »Illustration« des Wortes »Blindband« ein Foto eines Textes in Braille-Schrift sehe, frage ich mich, ob hier einfach Platz gefüllt wurde ohne groß nachzudenken. Warum kein Foto eines Blindbandes? Oder soll das witzig sein?
Um auf genügend Begriffe aus der Bleisatzzeit zu kommen wurden viel »Aufwand« betrieben. So findet man hier u.a. Begriffe wie »Blitzer« und wieder stellt sich mir die Frage, was das mit Bleisatz zu tun hat – kommt das im Offsetdruck nicht mehr vor, oder was soll uns das sagen?
Alles in allem: Papierverschwendung.
Unwissenheit, Oberflächlichkeit, …
Meine Hoffnung lag zum Schluß auf dem ersten Teil des Buches. Doch auch das enttäuschte bei genauerem Hinsehen. 50 Satzschriften wurden hier ausgewählt, und bis auf die ITC Bauhaus hat der Autor eine gute Wahl getroffen. Die Beispiele der Alltagstypografie sind aber größtenteils misslungen ausgewählt, unscharf fotografiert und vielfach zeigen sie andere Schriften wie angegeben. Zudem was soll der Leser mit Abbildungen aus Zeitungen der 30er Jahre anfangen?
Die Erläuterungen der Schriften strotzen zudem von Fehlern und Ungenauigkeitenn, dass man sich fragt, ob es Unkonzentriertheit, Unwissenheit oder Unfähigkeit war, als der Autor diese Schriftportraits schrieb.
Hier einige Beispiele des typografischen »Know-hows« des Autors:
Über Wiliam Martin, Entwerfer der Bulmer, wird geschrieben, dass er bei Baskerville in die Lehre gegangen sei. Martin wurde 1765 geboren, Baskerville starb 1755. Sind Zeitreisen doch möglich?
Underware wird zu einem dänischen Designbüro, und der Autor scheint versucht zu haben, englischsprachige Texte zu übersetzen ohne sie richtig zu verstehen:
»Dieser Font wurde auf dem Zeichenbrett entwickelt und enthält viele schöne Details, die erst auf größeren Displays sichtbar werden.«
Halbwissen und aufgeschnappte Brocken werden zu einem kaum verständlichen und wenig aussagekräftigen Abschnitt über die Schrift »Bauhaus« verwurschtet:
»Die runden, extrem konstruierten Buchstaben sind – typisch Bauhaus – eher kopflastig geformt. (…) Herbert Bayer war der erste, der bewusst auf Versalien in Zeichensätzen verzichtete, gemäß der Bauhaus-Philosophie ›weniger ist mehr‹. Goebbels empfand einen seiner Entwürfe als zu modern und unterband dessen Veröffentlichung.«
Oder noch ein Beispiel zum Schluss:
»Da sie (die Minion) auf dem Rechner gestaltet wurde, eignet sie sich natürlich hervorragend für den Einsatz unter heutigen Bedingungen.« Weiß der Autor eigentlich was er da sagt?
Man sollte nur Bücher über Themen schreiben, bei denen man sich auskennt, und ein Verlagslektorat sollte auch fachlich die Veröffentlichungen prüfen lassen.
Autor Pascal Schöning
Verlag Niggli
ISBN 978-3-7212-0704-0
Preis 30 Euro
Der Schulungsanbieter Cleverprinting bietet als neue Reihe die »Typo-Schule« von Günter Schule als PDF-Sammlung an. Schuler ist als Autor einiger Fachbücher u.a. zur Typografie (»Der Typo-Atlas« und »Body Types« bekannt geworden.
In der ersten (zip-Datei) von insgesamt 10 Folgen beschäftigt sich Schuler u.a. mit dem Thema Schriftklassifikation, Schriftgruppen, sowie Schriftwahl und Schriftmischung.
Es ist eine Zusammenfassung aus den bekannten und oben genannten Publikationen, jedoch mit der Tendenz der Vereinfachung und Verflachung.
So schreibt Schuler bei der Entstehung der Versalien aus der Capitalis Monumentalis sehr salopp:
»Ob Sie sich diesen Namen (Capitalis Monumentalis, A.d.V.) merken, ist nicht wichtig.«
Oder die sehr verkürzte Darstellung zur Entwicklung der gebrochenen Schriften:
»Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts spielten gebrochene Schriftvarianten eine nicht unerhebliche Rolle. Als Gebrauchsschriften zum Zug kamen jedoch auch informelle Schriftarten – beispielsweise Schreibschriften, (...)« (Seite 2)
Und das liegt nicht an Schulers Unkenntnis wie die beiden sehr guten Artikel zu Gebrochenen Schriften (Teil 1 und Teil 2 als PDF) , die in der Invers erschienen sind belegen.
Diese Vereinfachungen sprechen dafür, dass die Zielgruppe nicht unbedingt Profis zu sein scheinen.
Auch sonst gibt es einige Ungenauigkeiten, so wird aus der Schriftklassifikation nach DIN 16518 wahlweise die DIN 16442 oder die DIN 14662 (Seite 6) oder der Stuttgarter Max Bollwage wird plötzlich zum Schweizer Gestalter.
Die Schriftklassifikation nach DIN 16 518 stammt aus dem Jahr 1964 und ist alles andere als zeitgemäß, darüber sind sich fast alle einig. Doch was ist die Alternative? Der 1998 erstellte Entwurf der DIN-Komission ist kaum bekannt und hat sich auch über das Entwurfsstadium hinaus nicht durchgesetzt.
Welche anderen Systeme gibt es international, welche Alternativkonzepte (z.B. von Beinert, Bollwage, Kupferschmid, Bollwage, Wilberg) gibt es?
Und wie kann man die Kriterien der Klassifikation verständlich in Ausbildung und Studium vermitteln?
Die Aufteilung in 11 Gruppen aus dem Jahr 1964 ist veraltet und wurde von den Entwicklungen des Typedesigns der letzten Jahrzehnte überholt. Während in der DIN-Fassung noch die Gebrochenen Schriften in 5 Untergruppen gegliedert werden, gibt es bei serifenbetonten Schriften und den Groteskschriften keine Unterscheidungen, die aber ebenfalls nötig wären.
So werden die konstruierte »Rockwell« und die »Clarendon« mit eindeutigem Antiqua-Charakter unter der Rubrik »Serifenbetonte Linear-Antiqua« zusammen gefasst. Dabei sind die Strichstärken der »Clarendon« gerade nicht 100% als linear – sprich gleichförmig – zu bezeichnen.
Auch die Mischung von historischen Kriterien und Formkriterien ist verwirrend für die Klassifizierung und für die Vermittlung im Unterricht. So entsteht die Situation, dass eine Schrift wie »Bembo«, basierend auf den Entwürfen vom venezianischen Schriftgestalter Francesco Griffo, nicht unter der venezianischen, sondern nach der DIN unter der französischen Renaissance-Antiqua eingeordnet wird.
Auch die Bezeichnung Barock-Antiqua ist zwar zeitlich korrekt eingeordnet, aber die Formsprache einer »Caslon« oder »Baskerville« hat wenig mit dem zu tun was man üblicherweise von Barock in Kunst und Architektur kennt.
Viel mehr stellen diese Schriften ja einen Übergang zwischen den Renaissance-Schriften und den Klassizistischen Schriften dar. Im englischsprachigen Raum werde diese darum meist – wesentlicher sinnvoller – als Transitional, also Übergangsschriften, bezeichnet. Eine wie ich finde keineswegs abwertende Begrifflichkeit.
Hans Peter Wilberg hat 2001 in seinem Buch »Wegweiser Schrift« versucht mit seinen beiden Aspekten Form und Stil die Schriftklassifikation durchschaubarer zu machen. Wobei sein Ziel keine neue Klassifikation im eigentliche Sinne war.
Darum schreibt er:
»Ich mache mit diesem Kapitel nicht einen neuen Vorschlag für eine strenge, lückenlose Klassifizierung. Ich versuche nur, einen Wegweiser in der Flut der Schriften zu errichten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.«
Ausgehend von Form und Stil erstellt er eine vereinfachte Matrix zur Übersicht.
Mit Form sind die formalen Schriftmerkmale der Hauptgruppen wie Antiqua, Grotesk, Egyptienne, Schreibschrift und Fraktur zusammengefasst. Die Stilkriterien sind für Wilberg dynamisch, statisch, geometrisch, dekorativ und provozierend.
Diese Matrix (PDF-Anhang) enthält jedoch nicht die Untergruppen auch nicht den Aspekt der Schriftsippen, diese sind aber in der ausführlichen Beschreibung aufgeführt.
Ausführliche Unterteilung nach Wilberg
1. Antiqua
1.1 Dynamische Antiqua
1.1.1 Dynamische Antiqua, frühe Form
1.1.2 Dynamische Antiqua, späte Form
1.2Statische Antiqua
1.2.1 Statische Antiqua, Zeitungsschriften
2. Varianten
2.1 Antiqua-Variante
2.2 Egyptienne-Variante
2.3 Grotesk-Variante
3. Grotesk
3.1 Dynamische Grotesk
3.2 Geometrische Grotesk
3.3 Statische Grotesk
3.3.1 Statische Grotesk, Amerikanische Grotesk
4. Egyptienne
4.1 Dynamische Egyptienne
4.2 Geometrische Egyptienne
4.3 Statische Egyptienne
4.3.1 Statische Egyptienne, Clarendon
5. Schreibschrift
5.1 Gliederung nach dem Stil
5.1.1 Stilistisch zu den dynamischen Schriften passend
5.1.2 Stilistisch zu den statischen Schriften passend
5.2 Gliederung nach dem Schreibwerkzeug
5.2.1 Breitfeder, Rohrfeder, Breitpinsel (Bandzug)
5.2.2 Spitzfeder (Schwellzug)
5.2.3 Redisfeder (Schnurzug)
5.2.4 Pinsel
5.2.5 Filzschreiber u. Ä.
5.3 Gliederung nach dem Schriftcharakter
5.3.1 Satzschriften mit Schreibschriftcharakter
5.3.2 Charakter spontaner Handschriften
6.Dekorative Schriften
6.1 Dekorierte Alphabete
6.2 Nostalgische Schriften
6.3 »Starke« Schriften
6.4 Provozierende Schriften
7.Fraktur
7.1 Gotisch
7.2 Rundgotisch
7.3 Schwabacher
7.4 Fraktur
8.Schrift-Sippen
8.1 Statische Sippe
8.2 Dynamische Sippe
Anhang | Größe |
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Schriftklassifikation nach Hans Peter Willberg.pdf | 198.35 KB |
Indra Kupferschmid, Professorin für Typografie an der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken, hat in ihrem Buch »Buchstaben kommen selten allein« den von Hans Peter Wilberg begonnenen Klassifikationsansatz aufgegriffen und erweitert.
Eine Zusammenfassung ist auf ihrem Weblog zu finden.
Kupferschmid und Wilberg gehen beide davon aus, dass der Strichkontrast und dessen Verlauf im Buchstaben wesentliche Kriterien der Unterscheidung sind. Und dass dadurch drei Grundprinzipien – dynamisches, statisches und geometrisches Formprinzip – entstehen, nach denen sich alle Schriften klassifizieren lassen.
Max Bollwage, Typograf, Dozent und Autor, hat erstmals im Gutenberg-Jahrbuch im Jahr 2000 seinen Klassifikationsansatz veröffentlicht. Auch in seinem Buch »Typografie kompakt« ist es ausführlich vorgestellt. Bollwage konzentriert sich auf die Formkriterien von Schriften und bildet vier Haupt- mit je fünf Untergruppen.
Die Hauptgruppen nach Bollwage sind humanistische, klassizistische, freie und geschriebene Formen; Die Untergruppen werden nach den Strichstärkenkontrasten unterschieden.
Das PDF im Anhang bietet eine Übersicht zu Bollwages System.
Kritische Bemerkungen
Verwunderlich ist, dass Bollwage auf geometrische oder konstruierte Formen nicht eingeht und diese weitgehend unter dem Dach der klassizistsichen Formen zusammen fasst.
Anhang | Größe |
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Schriftklassifikation nach Max Bollwage.pdf | 233.83 KB |
Michael Worgötter hat vermutlich kaum in erster Linie die Aufteilung seines Schriftenfächers »TypeSelect« entwickelt, um ein neues Klassifikationssystem zu zeigen, sondern um die präsentierten Schriften übersichtlich zu gliedern. Er geht dabei ähnlich vereinfachend vor wie dies bei den meisten Schriftherstellern vorzufinden ist.
1. Serif
2. Slab Serif
3. Sans Serif
4. Blackletter
5. Script
6. Display
Wolfgang Beinert, Grafikdesigner und Typograf aus München/Berlin, hat 2001 erstmals seine »Matrix Beinert« als Alternative zu den bisherigen Ansätzen der Schriftklassifikation veröffentlicht und 2006 überarbeitet.
In seiner Matric hat er die Schriftn in neun Hauptgruppen unterteilt:
Der Schriftenfächer der Zürcher Hochschule der Künste/Zürcher Fachhochschule gliedert die Schriften nach folgenden Kriterien. Diese Kriterien liegen auch dem veröffentlichten Schriftenfächer zu runde:
1. Vor Gutenberg
1.1 Römisch
1.2 Frühchristlich
1.3 Frühromanik
1.4 Gotik
2. Gotisierend
2.1 Gotik
2.2 Renaissance
3. Antiqua
3.1 Renaissance
3.2 Barock
3.3 Klassizistisch
4. Serifenbetont
4.1 Egyptienne
4.2 Clarendon
4.3 Italienne
4.4 Varianten
5. Serifenlos
5.1 Ursprüngliche Grotesk
5.2 Geometrische Grotesk
5.3 Serifenlose Antiqua
6. Schriftsippe
6.1 zweigliedrig
6.2 dreigliedrig
6.3 viergliedrig
7. Dicktengleich
7.1 Serifen
7.2 Serifenlos
8. Handschriftlich
8.1 Spitzfeder
8.2 Breitfeder
8.3 Pinsel
8.4 Redisfeder
8.5 Filzschreiber
9. Dekorativ
9.1 Zierschrift/Dekorativ
9.2 Schablone/Stempel
9.3 Geometrisch
9.4 Raster/Punkt
9.5 Amorph
9.6 Varianten
10. Bildschirm
10.1 Pixel
11. Symbole
11.1 Sonderzeichen
11.2 Piktogramme
Neben der Schriftklassifikation nach DIN 16 518 aus dem Jahr 1964, gibt es außerhalb von Deutschland noch ganz andere Kategorisierungsanssätze von Schriften. Basis für das PDF Schriftklassifikationssystem ist eine Zusammenstellung Georg Kurt Schauer unter Benutzung der Tabellen von M. H. Groenendall, Rudolf Hostettler,
Aldo Novarese, G. Willem Ovink und Maximilien Vox.
Auffällig dabei sind die unterschiedlichen Benennungen der Kategorien, die häufig durch nationale Schrifttraditionen beeinflusst sind. So werden klassizistische Schriften in Frankreich als »Didones« (nach Firmin Didot), in Italien dagegen als »Bodoniani« (nach Giambattista Bodoni) bezeichnet.
Der Kategoriename »Garaldes« (o.ä.) für französische Renaissance-Schriften geht auf Claude Garamond zurück während Aldo Novarese diese Schriften »Elzeviri« nach dem niederländischen Verleger Louis Elzevir nennt.
Anhang | Größe |
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Schriftklassifikationsysteme.pdf | 85.66 KB |
Wie kann man Schriftklassifikation so vermitteln, dass man wegkommt vom Auswendiglernen und zum Verstehen gelangt.
Verschiedene Ansätze zur Vermittlung
1. Schreibwerkzeuge
Verständnis für die Bedeutung der Schreibwerkzeuge bei der Entwicklung der Buchstabenformen.
1.1. Eine spielerische Übung zum Einstieg.
Die Azubis/Studenten sollen alles was irgendwie als Schreibwerkzeug (Feder, Pinsel, Lippenstift, Klebestift, Edding, Beistift, etc.) geieghnet ist mitbringen und mit den verschiedenen Werkzeugen dann das jeweis gleiche Wort schreiben. Im Anschluss kann man über die Unterschiede der Buchstabenformen, die durch das Schreibwerkzeug entstanden sind, diskutieren. Die Azubis/Studenten können sich dann noch eine Mappe anlegen und beschreiben in eigenen Worten, wie sie die Unterschiede wahrnehmen.
2. Schriften ordnen nach optischen Kriterien
Bevor man theoretisch die Schriftklassifikation vermittelt, ist es ganz sinnvoll, wenn die Auszubildenden oder Studenten sich erst ein eigenes »Bild« davon machen. Dazu kann man Schriftkärtchen aus möglichst vielen unterschiedlichen Schriftgruppen verteilen. Je ein Satz pro Gruppe (etwa 5 Personen). Aufgabe ist es den Stapel von etwa 60 Karten so nach Gruppen zu sortieren wie sie es empfinden und wo sie optische Unterschiede erkennen. Jede Gruppe soll dann ihre »Ordnung« vorstellen und begründen.
Wo bekommt man sie her die Schriften? Was gibt es an neuen Veröffentlichungen?
Mehr dazu in den Untergruppen dieses Themas.
Hier können neue Schriftveröffentlichungen vorgestellt werden.
Man möchte ja schließlich auf dem Laufenden bleiben, auch wenn dies bei den vielen Schriften immer schwieriger wird.
Aus Argentinien kommt mal wieder eine neue Skript-Schrift. »Biographer« wurde von Angel Koziupa entworfen. Alejandro Paul, Labelchef von Sudtipos war diesmal als Type Director tätig. »Biographer« ist eine elegante Schreibschrift, die mich an US-amerikanische Reklame aus den 50er Jahren erinnert.
Hannes von Döhren hat mit Brevia™ eine organisch und weich wirkende serifenlose Schriftfamilie mit 7 Gewichten und jeweils dazu passenden Kursiven veröffentlicht. Vor allem in den fetteren Schnitten kommt der weiche Pinselduktus stark heraus. Die große x-Höhe erleichtert die Lesbarkeit in kleinen Größen. Regular und fettere Schnitte ermöglichen eine gute Schriftmischung mit unterschiedlicher Wirkung.
Die »CA Normal™« von Stefan Claudius, Präsident von Cape Arcona, ist eine Hommage an die frühen europäischen und US-amerikanischen Groteskschriften. Insgesamt 15 Schriftschnitte in fünf Gewichten und drei Lagen (u.a. einer nach links geneigten Kursiven) sowie Kapitälchen, Ligaturen und Versal- sowie Mediävalziffern gibt es in der »Normal«.
Tja, mal wieder einmal einen schöne neue Schrift von Xavier Dupré, diesmal gleich als Schriftsystem mit Sans Serif und Serif-Variante. FF Yoga eignet sicherlich für mehr als für Yoga-Kurse.
Jeremy Tankard hat mit Trilogy ein umfangreiches Typesystem mit insgesamt 54 Schriftschnitten geschaffen. Ausgehend von wilden Schriftmischungen im 19. Jahrhundert entwarf Tankard dieses Schriftsippe mit Sans Serif in fünf Weiten (Compressed, Condensed, Normal, Wide und Expanded), einer serifenbetonte (3 Weiten) und einer so genannten Fat-Face-Variante.
Aber auch klares Design, die an die 20er Jahre oder die Schweizer Typografie erinnern, auf Basis Sans Serif sind möglich.
»Mota italic« ist das Schriftenlabel und Typedesign Büro von Rob und Sonja Keller. Rob studierte Typedesign in Reading und arbeitete zuvor bei Linotype. Die Schrift »Vesper« ist Rob Kellers Master-Arbeit für Reading und sie ist neben der lateinischen Variante auch als Devanagari erhältlich.
Insgesamt fünf Gewichte, mit Kursiven und Kapitälchen sowie weiteren OpenType-Features, bishin zum Versal-ß bietet die gut lesbare Schrift. In Display-Größen entwickeln die individuellen Ecken und Kanten einen besonderen Charme.
Hier eine Zusammenstellung einer Auswahl von Schriftenanbietern:
Die großen Schriftenhäuser bzw. -vertriebe,
die auch kleinere Lables und verschiedene Designer mit anbieten:
Adobe | Fontshop | ITC | Linotype | Monotype | Myfonts | Urw++ | Veer
Kleinere Labels und einzelne Schriftdesigner (alphabteisch geordnet)
A Alias |
B Buechi et Party | Buymyfonts
C Canadatype | Cape Arcona
D Dstype | Dutch Type Library
E emtype | Emigre
F Feliciano Type Foundry | Fontbureau | Fontdiner | Fontfarm | Fontpartners | Fonts for Flash | Fountain | Fabrizio Sciavi Design
G Garagefonts | German Type Foundry
H Hannes von Döhren Fonts | Hoefler & Frere-Jones | House Industries
J Jarno Lukkarila | Jeremy Tankard | Just another Foundry
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Die Vermittlung von Schriftgeschichte gehört in jeden Typografie-Unterricht, doch all zu häufig wird dies als »altbacken« oder zu trocken oder gar als unnötig für heutiges Design angesehen. Diese Community soll einerseits dazu dienen Informationen (Quellen im Internet, Fachliteratur) zusammen zustellen, aber auch zum Austausch wie der spannende Themenkomplex vermittelt werden kann.
Hier können alle Informationen zu den verschiedenen Epochen der Schriuftgeschichte, zu den Stilen und Moden der Typografie zusammengestellt werden.
Eine der ersten serifenlosen Schriften stammt vermutlich von William Caslon IV, einem Urgroßenkel von William Caslon entworfen.
In der Renaissance (14.–17. Jahrhundert) liegt sozusagen die Geburtsstunde des heutigen modernen Alphabets. Erstmal wurden Versalien, basierend auf den Formen der römischen Capitalis Monumentalis, und Kleinbuchstaben, entstanden aus den karolingischen Minuskeln, zu einem gemeinsam Alphabet zusammengeführt.
Folgende Typografen, die eine wichtige Bedeutung für die Schriftkunst hatten, sind hier zu nennen: Nicolas Jenson, Francessco Griffo, Aldus Manutius, Claude Garamond
Die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen waren auch in der Typografie und im Design von Veränderungen und Modernisierungsbewegungen wie in der Kunst, Literatur, Architektur geprägt. Dadaismus, Futurismus und Konstuktivismus wirkten auch auf den die Typografie ein. Das Bauhaus gehört heute sicherlich zu den bekanntesten Elementen dieser »Bewegung«, war aber nur ein teil.
Zeitgleich gab es mit Ivan Tschichold oder Paul Renner Gestalter, die ähnliche aber auch eigenständige Konzepte verfolgten, was heute im Rückblick auf Grund des Bekanntheitsgrades des Bauhaus häufig untergeht.
Literatur
Paul Renner (1878–1956), Maler, Typograf, Lehrer und Autor, ist vor allem durch seine weltbekannte Schrift »Futura« bekannt. Aber auch als Lehrer an der Frankfurter Städel-Kunstschule und als Lehrer in München sowie als Autor typografischer Lehrbücher wie »Die Kunst der Typografie« ist er bedeutend für die Entwicklung der Typografie.
Literatur
Die Typografie spielte zunächst in den ersten Jahren am Bauhaus eine untergeordnete Rolle, erst mit dem Aufbau einer Reklamewerkstatt, auch um Bauhaus-Publikationen selbst zu produzieren bzw. zur Finanzierung auch Kundenaufträge umzusetzen, bekam die Typografie eine größere Bedeutung.
Neben dem ungarischen Grafiker und Künstler Lazlo Moholy-Nagy, der die meisten Bauhaus-Bücher gestaltete, sind noch Herbert Bayer, Josef Albers und Joost Schmidt zu nennen.
Unter Jugendstil fasst man verschiedene künstlerische Strömungen zwischen ca. 1885 und 1915 zusammen. Es ist keine ganz einheitliche Kunstrichtung, sondern es entwickelten sich in verschidenen Ländern unterschiedliche Ausformungen und Namensgebungen. In Deutschland basiert der Name auf der stilbildenden Zeitschrift »Die Jugend«, während man in Frankreich von Art Nouveau, in Italien von Modernismo und in Österreich von Secession spricht.
Allen gemein war die ornamentale und teils florale Ausgestaltung von Büchern aber auch in Produktgestaltung und Architektur. Aber man bildete die Natur nicht realistich nach, sondern reduzierte und abstrahierte die Formen. Insbesondere in der Wiener Secession und beim schottischen Jugendstil waren dir Formen geometrischer als in Deutschland.
Auf dem Gebiet der Schrift wurden die ornamentalen Grundformen übernommen oder Schriften mit Pinseloptik wie »Eckmann«, »Arnold Böcklin«, etc. waren in Mode.
Der Architekt und Designer Peter Behrens schuf neben dem sehr bekannten Erscheinungsbild für die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) auch einige Schriften, vor allem für die Offenbacher Schriftgießerei Klingspor.
Der schottische Gestalter Charles Rennie Mackintosh schuf zwar keine kompletten Druckschriften wie Behrens, jedoch für Innenausstattungen und weitere Verwendungen zeichnete er eher geometrische Schriften, die heute in digitalisierter Form vorliegen.
Insbesondere die geometrischen Formen verschiedener Stilrichtungen des Jugendstils waren die Vorboten des späteren Art Deco, während die floralen gestaltungselemente sich in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts im Design des psychedelic wiederfinden.
Typolexikon von Wolfgang Beinert mit vielen teils umfangreichen Artikel
Eine Einführung in die Schriftgeschichte von Bernhard Schnelle
Schriftgeschichte und -systeme von Ralf Hermann/Typografie.info
Geschichte der Schrift – Von den Urbildern bis zum heutigen Alphabet