Erläuterungen zum Umgang mit den KAWDs

Einführung

Die "Kalkulationsunterlagen für die Aus- und Weiterbildung in der Druckindustrie" - kurz KAWDs - dienen im Unterricht als Hilfsmittel, um Vorgabewerte für die Prozessschritte nutzen zu können. Sie werden vom BVDM herausgegeben (verantwortlicher Autor: Ulrich Smets, Mitglied dieser Dozentengruppe) und regelmäßig aktualisiert. Der richtige Umgang mit den KAWDs ist für das Bestehen der Abschlussprüfungen (Mediengestalter/in Fachrichtung Medienberatung und Industriemeister / Medienfachwirt Digital und Print) erforderlich.

Aktuell gilt die vom bvdm im August 2011 veröffentlichten neuen Ausgabe II.

Im Folgenden werden Hinweise rund um Rückfragen der KAWDs gesammelt dokumentiert.

 

Prozess Verpackung, KAWD II neu, Dokumentation der Frage und der Antwort von Hr. Smets

Die Frage enstand im Bereich Weiterverarbeitung, S. 61, beim Verschrumpfen. Dort, wie auch auf S. 59, gibt es einen allgemeinen Hinweis zum Verpacken: "Erfolgt das Verpacken parallel zur Produktion an der letzten Verarbeitungsstation (bspw. Falzmaschine, Sammelhefter, Klebebinder) sind die Leistungszeiten für das Ausführen von dort zu übernehmen. Ggf. sind weitere Hilfskräfte zu berechnen".

Erst dachte ich, okay, blättere ich jetzt z. B. zum Sammelhefter, dann finde ich dort einen Stundensatz und Produktionszeiten für einen mit Inline-Schrumpftunnel. Gibt's aber nicht. Also zurück zum Griff Verschrumpfung: Dann heißt das also, dass bei einer Taktzahl des Sammelhefters von sagen wir mal 10.000 Expl. pro Stunde wir bei einem Takt von 3.500 Broschüren/Stunde dann drei  Einschweißgeräte zu 54 Euro daneben stellen müssten? Wenn das stimmt, was ist dann mit dem Nachsatz "ggf. sind weitere Hilfskräfte zu berechnen" gemeint? Die stehen doch jeweils einzeln vor dem Einschweißgerät?

Antwort von Hr. Smets: Hallo Frau König, hallo Dozenten der Druckkalkulation, da möchte ich doch direkt als Verantwortlicher für die Herausgabe der Kalkulationsgrundlagen gleich zur Aufklärung beitragen.

Dieser allgemeine Hinweis auf der Seite 61 (und auf Seite 59, er ist übrigens für alle Arten des Verpackens gültig) soll das Kalkulieren vereinfachen und den Prozess des Verpackens praxisgerechter in der Kalkulation abdecken. 

Sie können die Leistungszeiten des SH und vom Prozess des Einschweißens nicht gegenrechnen. Also die Leistungszeit beim Verschrumpfen (z.B. 3.500 pro Stunde bei 20-stückweise A4) ist nicht auf die Tacktzahl des SH von 10.000 in der Stunde hochzurechnen. Der Grund:

Die Leistung des Sammelhefters ist durch die Technik bestimmt, also begrenzt durch die Maschinengeschwindigkeit, das Material usw. Die Maschine ist hier der bestimmende Faktor.

Die Leistungszeiten beim Verpacken sind durch die Arbeitskräfte bedingt. Diese Zeiten werden in erster Linie begrenzt durch das Handling/Schnelligkeit des Personals. Der Mensch ist hier der bestimmende Faktor. (Dies wird deutlich bei den anderen Verpackungsarten, ist aber auch auf das Verschrumpfen zu übertragen.)

So sind die Leistungsdaten der Kalkulationsgrundlagen erhoben worden! In anderen Leistungstabellen kann das anders sein.

Hinzu kommt ein Synergieeffekt. Wenn das Verpacken ein eigenständiger Prozess ist, erfolgt Mehrarbeit. Am SH (ohne automatische Absetzeinheit) müssen Arbeitskräfte stehen, die die fertigen Broschüren aus der Auslage nehmen und absetzen. Dann kommt der nächste Prozess: Die Broschüren müssen wieder aufgenommen und gestoßen werden, und werden dann dem Einschweißer zugeführt. Nach diesem Prinzip sind die Leistungstabellen SH und Verpacken aufgebaut. Also zwei getrennte, unabhängige Prozessschritte.

Nur so arbeitet sicherlich keiner. Wenn die Arbeitskraft die Broschüren aus der Auslage des SH nimmt können diese auch gleich in den Einschweißer gesetzt werden. Es werden die Arbeitsschritte des Absetzens und des erneuten "in die Hand nehmens" gespart. Das ist mit "parallel zur Produktion an der letzten Verarbeitungsstation" gemeint. Und auf diesen Effekt zielt dieser allgemeine Hinweis.

Zum Kalkulieren ist das Vorgehen ganz einfach. Bsp. SH DIN A4 2 Bogen, 10.000 Exemplare: damit haben Sie beim SH eine Ausführungszeit von 60 Minuten.

Das Verschrumpfen kalkulieren Sie nun so:
Rüsten wie bisher: 1 x 10 Minuten bei 0,90 Euro/Min = 9 Euro
Ausführen: die Ausführungszeit des SH mal Kostensatz Verschrumpfen = 60 Minuten * 0,90 Euro/Minuten = 54 Euro (die Tabellen Verpacken brauchen Sie dann nicht!)

Das vereinfacht die Kalkulation des Verpackens stark, weil die Parameter der Tabellen nicht mehr wichtig sind.

Der Zusatz "Ggf. sind weitere Hilfskräfte zu berechnen" lässt die Möglichkeit offen, dass bei bestimmten Produkten, z. B. extrem dicker Buchblock, sehr schwierig und "glitschig" zu greifendes Umschlagpapier, die Leistung der Arbeitskräfte an der Auslage (abnehmen und verpacken parallel) nicht mit der Geschwindigkeit des SH mithalten kann. Dann ist dies durch weitere Hilfskräfte abzudecken. Bei Übungskalkulationen kommt dies sicherlich selten vor.

Meine Empfehlung ist, das Verpacken grundsätzlich nach obigem Beispiel zu kalkulieren (also auch nach dem Falzen, Klebeginder usw.) und die Verpackungstabellen nur noch nach Handarbeit oder direkt nach dem Planschneider zu verwenden.

Viele Grüße aus Wiesbaden
Ulrich Smets
bvdm, Betriebswirtschaft

Prozesse im Druck: der Grundwert

Da es immer wieder zu Rückfragen kommt, ob der Grundwert beim Fortdruck nicht auch dann verwendet werden muss, wenn ein weiterer Druckgang "zum Umschlagen" durchgeführt wird, führte Herr Smets aus: "Der Grundwert deckt die langsamere Druckgeschwindigkeit nach dem Plattenwechsel ab. Beim Umschlagen erfolgt kein kompletter Einrichtevorgang. Selbstverständlich hat der Drucker den Stand des Druckbildes beim 2. Durchgang zu prüfen und möglicherweise nachzujustieren. Aber die Farbgebung bleibt ja unverändert. Bei korrekter Einstellung der Maschine im 1. Durchgang kann der Drucker i.d.R. nach dem Umschlagen bzw. Umstülpen wesentlich schneller die Geschwindigkeit erhöhen. Aus Gründen der Vereinfachung wird dies nicht in den Leistungswerten separat dargestellt.

Allerdings ist zu beachten, dass bei sehr kleinen Auflagen technisch bedingte Wartezeit notwendig wird".

Prozesse in der Vorstufe: Zuschlag je Filmteil

Frage einer Berufsschullehrerin: "Bei der konventionellen Druckformherstellung gibt es einen Posten der "Zuschlag je Filmteil" (z.B. unter 4.1.3.3) heißt. Sowohl bei Negativplatten oder bei Belichtung mit Streufolie, als auch bei CtF (4.1.4.3) entfällt der "Zuschlag je Filmteil". Meine Schüler und ich verstehen nun nicht, wozu er überhaupt da ist und warum er unter o.g. Umständen entfällt. Außerdem ist uns unklar, wie sich bei der Rahmenkopie mit Streufolie ein 1-Farbsatz und ein 4-Farbsatz kalkulatorisch unterscheiden".

Antwort Herr Smets: "Zur Kalkulation der Rahmenkopie: Bei diesem Arbeitsschritt fallen nur wenige Vorarbeiten an. Bei Vollauslastung dieser Kostenstelle (was zugegeben heute sicherlich nur noch sehr selten vorkommt) bedient ein Mitarbeiter kontinulierlich den Kopierrahmen.Er platziert eine neue Platte und die Montagefolie (oder den CtF-Film) einer Farbe im Kopierrahmen und kontrolliert Planlage der Folie (und bei Bedarf kommt die Streufolie zum Einsatz). Dann startet er den Kopiervorgang.

Nun hat er ca. 12 Minuten Zeit, in der er die vorher kopierte Platte der Entwicklungsmaschine entnimmt und auf sauberes Auskopieren (in Bezug zur Blaupause/Ozalidkopie o.Ä.) kontrolliert. Weiterhin ist die Zeit noch ausreichend, um die nächste Platte vorzubereiten. Ob die nächste Platte nun eine weitere Platte des gleichen Farbsatzes, eine Platte des nächsten Farbsatzes vom gleichen Auftrag oder die erste Platte eines neuen Auftrags ist, ist für die Ausführungszeit unerheblich.

Daher beziehen sich die Leistungszeiten bei der Rahmenkopie immer auf die Platte und nicht auf den Farbsatz. Die Rüstzeit wird also nicht versteckt, dieser Schritt erfolgt parallel während der eigentlichen Belichtungszeit der vorherigen Platten. Dies liegt aber einzig und allein am besonderen Arbeitsablauf bei der Rahmenkopie. Eine Aufteilung in Rüstzeit und Belichtungszeit würde das Kalkulieren aufwändiger machen, da beide Werte ja bei jeder Platte wieder zu addieren sind. Und beide Werte sind nun mal pro Platte zu berücksichtigen und somit auflagenunabhängig."

Prozessschritt Planschneider: Stapelhöhe

Bei der Angabe der Stapelhöhe beim Planschneider (8 cm) handelt es sich um eine maschinenbezogene Angabe die besagt, dass alle folgenden Ausführungswerte sich auf 1000 Bogen beziehen unter der Maßgabe, dass der Planschneider max. 8 cm hohes Schnittgut fasst.

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