Druckveredelung

Stanzen

1. Definition: 

Beim Stanzen wird unter Zuhilfenahme einer eigens angefertigten Stanzform die gewünschte Form aus dem Druckerzeugnis heraus gestanzt. Durch dieses Verfahren kann man Notizblöcken, Flyern, Gutscheinkarten, Verpackungen, etc. eine individuelle, nicht rechteckige Form geben.

2. Herstellungsverfahren: 
Stanzen

Durch den modernen Stanzenformbau, bei dem entweder mit Lasertechnik gearbeitet wird, oder per Hand die Stanzmesser auf ein Stanzbrett angebracht werden, erhält der Buchdrucker ein Stanzwerkzeug. Dieses wird in die entsprechende Buchdruckmaschine eingespannt und der Druckbogen wird mit Druck an die Stanzform gepresst und erhält so die gewünschte Form. Ein Ausstanzen von Löchern oder jeglichen Formen ist möglich. Oftmals wird mit der Stanzung auch gleich benötigte Blindenschrift mitgeprägt. Das Stanzen wird normalerweise nach dem Bedrucken des Materials in einer Stanzmaschine ausgeführt. Also zwischen dem Press und dem Postpress Prozess, oder es ist direkt in der Weiterverarbeitung mitintegriert.

Eigenschaften: 
Form
3. Voraussetzungen: 

Stanzmesser:
Die zum Stanzen verwendeten Werkzeuge nennt man Schneiden. Diese werden durch ihre Höhe, Härte, sowie durch ihre
Anzahl der Fasen (Schrägen an der Messerspitze) und den Messerfasenwinkel (Winkel an der Schneidkante) bestimmt. Die Schneide muss beim Stanzvorgang den Widerstand des Materials überwinden. Die dafür benötigte Stanzkraft wird durch den Winkel der Messerfasen mitbestimmt. Je kleiner der Messerfasenwinkel ist, desto niedriger ist die aufzubringende Stanzkraft. Der Widerstand beim Schneiden des Materials führt allerdings zu einer Abnutzung der Schneide, die sich anhand von Höhenabtrag äußert. Überdies nimmt der Verschleiß des Messerfasenwinkels bei sehr kleinen Winkeln (bis 40°) signifikant zu. Verschleißbedingte Schwankungen der Schneidhöhe können zu gravierenden Qualitätsmängeln der Stanzung führen, die sich als Schnittmarkierungen oder unsaubere Schnittkanten bemerkbar machen.

Stanzform:
Stanzformen/-bleche stanzen mehrere Formen in einem Arbeitsschritt. Im Gegensatz zu Stanzblechen, die gefräst und mittels Magneten an Stanzzylindern befestigt werden, werden bei herkömmlichen Stanzformen (siehe Bild 1) Messer in einer Holzform befestigt. Je nach Schneidenhöhe und Breite können unterschiedliche Formen und Schnitttiefen erzeugt werden. So kann sich beispielsweise eine Schneidlinie direkt neben einer Perforierung (Eine Lochstanzung
zum Ab- bzw. Heraustrennen einer Teilform) befinden. Perforationen werden teilweise auch in Offsetdruckmaschinen durchgeführt, indem man die Perforationslinien auf den Gegendruckzylinder klebt und das Gummituch als Gegenform verwendet. Auswerf- oder auch Auswerfergummis eignen sich dazu den Druckbogen nach der Stanzung leichter von der Stanzform zu lösen. Verwendet man beim Stanzen anstatt schneidender abgerundete Stanzmesser, dann lassen sich Quetschlinien erzeugen, an denen sich das Material leicht falzen lässt.

 Abb. 1: Stanzform

Voraussetzung für den erfolgreichen Stanzvorgang ist eine auf Material und Stanzwerkzeug angepasste Stanzmaschine. Wichtigste Faktoren sind die Wahl des richtigen Schneidwerkzeuges (Stanzmesser) sowie der passende Anpressdruck (Kraft mit der ein Druckbogen auf das Stanzmesser gedrückt wird). Die Härte der Schneide ist auf das jeweilige Material anzupassen, so benötigt man bei Blech z.B. ein sehr hartes Schneidmesser wohingegen man für dünne Haftetiketten bevorzugt ein weiches verwendet.

4. Produktionsablauf: 

 

Abb. 2: Stanzvorgang für Haftetiketten

Eine Schneide arbeitet grundsätzlich gegen eine Schneidleiste. In Bild 2 ist der Stanzvorgang eines Selbstklebeetiketts mit dem Messerschnittprinzip vereinfacht dargestellt. Zuerst wird das Material unter die Schneide transportiert und die obere Schicht des Selbstklebeetiketts durchtrennt. Dadurch wirken Druckkräfte auf das Material unterhalb der Schneide bis es abgetrennt wird. Bei mehrschichtigen Materialien muss darauf geachtet werden, dass die Schneide nur das Obermaterial und nicht das Trägermaterial trennt. Aussparungen in der Stanzform sorgen dafür, dass Sollbruchstellen entstehen, die die Form noch nicht vollständig vom gestanzten Objekt herauslösen.

 

5. Materialien/ Bedruckstoffe: 

Papier, Bleche, Textilien, Pappe, Kunststoff usw.

Die Kompressibilität ist bei Folien größer als bei Papier. Dies liegt daran, dass Papier und Kunstoff ein
unter-
schiedliches Fasergefüge besitzen. Aus diesem Grund laufen beim Stanzen von Papier Schneid- und Berst-
vorgänge ab. Ab einer bestimmten Schneidtiefe birst der restliche Papierquerschnitt. Beim Stanzen einer Kunststofffolie beispielsweise muss die Schneide hingegen annähernd den gesamten Folienquerschnitt
durchtrennen. Daraus ergibt sich die Faustregel: Je weicher der Werkstoff, desto tiefer die benötigte
Eindringtiefe.

6. Vor- und Nachteile: 

6.1 Vorteile

(im Vergleich zum Laserschneiden):

  • Ermöglicht es, mehrere Fertigungsschritte in einen Arbeitsgang zu fassen (z.B. Perforation, Falzlinien)
  • Stanztiefe ist variabel
  • Stanzvorgang, insbesondere Rotationsstanzen, ist schnell
  • Vorwiegend für hohe Auflagen geeignet

6.2 Nachteile

(gegenüber Laserschneiden):

  • Stanzmesser nutzen sich ab
  • Herstellung von Stanzmessern ist zeitaufwändig
  • Stanzdruck und Stanzmesser müssen sorgfältig nach Art des verwendeten Materials gewählt
    werden
  • Mehr Know-How vonnöten
7. Anwendungsbeispiele: 

  • Etiketten
  • Faltschachteln im Verpackungsdruck
  • Für individuelle und hochwertige Druckerzeugnisse
8. Erkennungsmerkmale: 

  • Das Stanzen ist meist durch eine geschlossene Schnittlinie charakterisiert.
  • Individuelle Form und Größe
  • Häufig bei Etiketten und Verpackungen
9. Weiterverarbeitung: 

Nach dem Stanzen können sämtliche Weiterverarbeitungsverfahren wie Perforieren, Falzen etc.noch ausgeführt werden. Es gibt keine bekannten Einschränkungen.

10. Anbieter: 

Stanzen wird bei jeder Druckerei angeboten, die sich auf Verpackungsdruck und Faltschachteln spezialisiert, um dem Kunden eine breite Produktvielfalt und individuelle Stanzformen anzubieten. Falls die Druckerei nicht über eine eigene Weiterverarbeitung verfügt, bieten spezialisierte Buchbindereien und Weiterverarbeitungsfirmen diese an.

11. Lieferanten: 

11.1 Maschinenhersteller

  • alle gängigen Druckmaschinenhersteller

11.2  Rohstoffliefer

  • alle gängigen Papierhersteller

11.3 Lieferanten für Schneidmesser

  • alle gängigen Schneidmesserlieferanten
12. Quellen: 

Literatur

  • Géza Murvai/Juliane Ober: Inline veredeln im Bogen- und Endlosdruck, Broschüre, 2007
  • Helmut Kipphan: Handbuch der Printmedien, Springer Verlag, 2000

Internet

 

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