Feedsammlungen
Wenn nur KI unterrichtet
Doris Weßels, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der FH Kiel, hat sich in einem Gastbeitrag für die F.A.Z. PRO Digitalwirtschaft mit dem zukünftigen Einsatz von KI-Agentensystemen in Bildungsprozessen auseinandergesetzt. Das Stichwort lautet „Agent Learning Workflows“. Diese KI-Agentensysteme können mehr als die heute schon bekannten KI-Chatbots. Sie haben die Fähigkeit, komplexe und langfristige Aufgaben zu übernehmen und die Lernenden individuell durch einen Lernprozess zu führen bzw. sie zu begleiten. In ihrem Beitrag unterscheidet Doris Weßels drei Arten des Einsatz von KI-Bildungstechnologien:
1. Automatisierung: Strukturierte, regelbasierte Lernunterstützung
2. KI-gestützte Lerntechnologie: Flexible Lernunterstützung mit KI
3. KI-Agent: Interaktives, individuelles und personalisiertes Lernen als Agentic Learning Workflow
Natürlich ist der Einsatz von KI-Agenten mit unzähligen Fragen verbunden. Sie reichen von den Freiheitsgraden der Lernenden in solchen Szenarien, der „Arbeitsteilung“ zwischen Lehrenden, Lernenden und KI-Agenten bis zur Rolle rechtlicher Rahmenbedingungen (DSGVO und EU AI Act).
„Das von Agentic Learning Workflows aufgezeigte Spannungsfeld lässt sich beliebig erweitern und führt in einen polarisierenden Austausch zu utopischen und dystopischen Szenarien, die aus heutiger Sicht (theoretisch) vorstellbar erscheinen. Es wird wichtig sein, dass wir mit dieser neuen KI-Technologie experimentieren, Erfahrungen sammeln, ein Zielbild für Bildungsprozesse formulieren und den Weg der Umsetzung verantwortungsbewusst wagen. Folgt man dem Ansatz der „konkreten Utopie“ von Ernst Bloch, ist eine konkrete Vorstellung über unsere angestrebte Zukunft ein wichtiges, weil „kraftspendendes“ Element, um unsere Utopie in die Wirklichkeit zu überführen.“
Doris Weßels, FAZ.NET, 22. Januar 2025
Bildquelle: Glenn Carstens-Peters (Unsplash)
Prompting verstehen
Auch wenn zum Thema „Prompting“ schon vieles geschrieben wurde, ist diese Zusammenstellung von Joscha Falck sehr nützlich. Zuerst werden verschiedene Prompt-Arten, meist mit kurzen Beispielen, vorgestellt – von „Zero-Shot/Single-Shot“ bis „Mega-Prompt/System-Prompt/Chain-Prompt“. Dann geht es um Forschung zum Prompting, zum Beispiel bekannte Prompting-Frameworks wie CRAFT und PREP. Es folgen Hinweise auf Prompt-Baukästen, -GPTs und -Kataloge. Wer sich praktisch und mit anderen dem Thema nähern möchte, kann es mit Promptathons und Prompt-Battles versuchen. Das übergeordnete Lernziel, so Joscha Falck, ist möglicherweise das, was an anderer Stelle mit der „versierten Koaktivität zwischen Mensch und Maschine“ beschrieben worden ist.
Zuletzt: Was mir an dem Beitrag besonders gefällt, sind die vielen Beispiele und direkten Verweise auf aktuelle Beiträge und Artikel zum Prompten.
„Das Formulieren guter Prompts ist nach wie vor entscheidend, um generativer KI zielführende Ergebnisse zu entlocken. Neben der Orientierung an Frameworks ist es hilfreich, die Grundlagen des Prompt-Engineering zu kennen. Zentral ist, dass die Qualität des Outputs wesentlich von der Formulierung der Prompts und den bereitgestellten Informationen abhängt.“
Joscha Falck, Blog für Schulentwicklung, Digitalisierung, Fortbildung, Unterricht, 21. Januar 2025
Bildquelle: Dialog mit der KI als Ping-Pong (Joscha Falck, ChatGPT 2023)
Lernmythos 71: Selbstgesteuertes Lernen = viel Autonomie & wenig Anleitung = Lernerfolg?
Man muss den Titel genau lesen: Nicht selbstgesteuertes Lernen ist ein Mythos, sondern die Vorstellung, dass es auf Zuruf und unter allen Bedingungen funktioniert. Das unterstreicht auch Yvonne Konstanze Behnke in diesem Beitrag ihrer Reihe über Lernmythen. In den Kommentaren wird übrigens das Thema weiter eingeordnet und daran erinnert, dass gerade im Unternehmenskontext Lernen selten komplett selbstgesteuert ist.
„Selbstgesteuertes Lernen ist ein mächtiges Konzept, wenn Lernende die dafür notwendigen Fähigkeiten entwickeln + in einer unterstützenden Umgebung arbeiten. Dann fördert es kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeiten + Kreativität.
Wer selbstgesteuertes Lernen gut beherrscht, ist besser auf lebenslanges und informelles Lernen vorbereitet.“
Yvonne Konstanze Behnke, LinkedIn, 21. Januar 2025
Bildquelle: Yvonne Konstanze Behnke
Wissensmanagement bei der Deutschen Bahn (WMOOC)
Vor einigen Tagen haben Gabriele Vollmar und Dirk Liesch, die Moderator:innen des Wissensmanagement-MOOCs (WMOOC), wieder ein Video veröffentlicht, das noch aus dem WMOOC 2023 stammt und bereits im Januar 2024 aufgezeichnet wurde. Hier gibt Erik Schulz einen Überblick über die Wissensmanagement-Aktivitäten in der Deutschen Bahn. Und zwar aus der Perspektive des Wissensmanagers im Bereich DB Engineering & Consulting. Die Antwort auf die (immer wieder) interessante Frage „Wo sitzt denn das Wissensmanagement?“ lautet also in diesem Fall: Infrastruktur> DB Engineering & Consulting> Finanzen & Controlling> Qualitätsmanagement> Wissensmanagement.
In seinem Überblick ist Erik Schulz auf folgende Produkte und Methoden näher eingegangen: Lessons Learned (Workshops, Format-Vorlagen, Lessons Learned-Datenbank), Wissensnetzwerke, Experten-Netzwerk, Expert Debriefings, Fachforen (wieder eingestellt), „Bitte einsteigen!“ (Unterstützung des Onboardings) und Thesis Point (zur Sicherung und Verbreitung von Abschlussarbeiten). Mit vielen Beispielen.
Future Skills: Warum? Was? Wie?
Dieses Impulspapier (53 S.) der Arbeitsgruppe „Future Skills definieren“ im Rahmen der Future Skills Journey ist schon im letzten Jahr entstanden, aber erst kürzlich in meinem LinkedIn-Stream aufgetaucht. Im Mittelpunkt des Impulspapiers steht ein Maturity Modell (Reifegradmodell), das die Entwicklung einer Organisation zur Future-Skills-Organisation beschreibt. Zwei Kapitel bereiten das Modell vor, in denen jeweils für die Bereiche Schule, Hochschule und Arbeitswelt erläutert wird, was Future Skills bedeuten und warum sie heute wichtig sind. Hier kann man zum Beispiel auch nachlesen, welche grundlegenden Future Skills-Rahmenmodelle aus Sicht der Arbeitsgruppe heute vorliegen.
Über das Reifegradmodell heißt es: „Das Ergebnis intensiver und kontroverser Diskussionen in der AG ist ein Reifungsprozessmodell, das sechs Kategorien (Strategie, Kultur, Zuständigkeit, Rahmen für individuelle Entwicklung, Analyse und Räume und Technologien, in Anlehnung an Budde et al., 2024) sowie jeweils vier Stufen (Initialisierung, Planung/ Ausbau, Operationalisierung/Verstetigung und Institutionalisierung) umfasst (angelehnt an das fünf Phasen umfassende Modell für Transformationsprozesse und Wandlungsmanagement von Krüger & Bach, 2014). Die Kategorien setzen den Rahmen für die individuelle sowie gemeinschaftliche Entwicklung und Förderung von Future Skills. Nach unserem Verständnis ist eine Organisation dann eine Future-Skills Organisation, wenn sie zumindest einmal alle sechs Kategorien mit ihren vier Stufen durchlaufen hat.„ (S. 19)
Das Reifegradmodell ist, das Zitat deutet es an, sehr detailliert. Es soll, so die Idee, für alle Handlungsfelder (Schule, Hochschule, Arbeitswelt) funktionieren. Ob es eine brauchbare Antwort auf die Frage ist, wie sich Organisationen dem Thema „Future Skills“ nähern bzw. mit ihm auseinandersetzen können, vermag ich nicht zu beurteilen. Noch fehlen Erfolgsgeschichten bzw. die Stories von Organisationen, die den aufgezeichneten Weg gegangen sind. Als Konzept der Organisationsentwicklung wird es zumindest in der Arbeitswelt immer mit anderen Strategieprozessen konkurrieren.
KI – Lernbooster oder Lernkiller?
Herwig Kummer, Leiter Personalmanagement bei ÖAMTC (Österreichischer Automobil-, Motorrad- und Touringclub), blickt auf eine Lernreise zurück, die er in den vergangenen 13 Wochen erlebt hat. Zu fünft haben sie sich mit Künstlicher Intelligenz auseinandergesetzt. Sein Fokus auf dieser Lernreise: „Was kann Künstliche Intelligenz wie zu selbstgesteuerten Lernprozessen beitragen? Was kommt demnächst und wie kann sich L&D heute schon darauf vorbereiten?“
Was er in diesen 13 Wochen entdeckt hat: KI kann viel mehr als Rapid Content Production!
„Die möglichen Rollen reichen von einem persönlichem Agent oder Concierge, der Lernziele klärt oder schärft, den Fortschritt mittels Feedback sichtbar macht und die Motivation zum Themenbereich damit hoch hält, hin zu einem Facilitator, der Gruppenprozesse (wie z.B. eine Lernreise) strukturiert und moderiert, themenspezifische Kollaboration in Dokumenten unterstützt oder Austausch durch Anleitungen und Fragen unterstützt.
Selbst als Coach für persönliche oder soziale Kompetenzen kann KI fungieren, indem sie Feedback in Echtzeit gibt, auf Lernangebote verweist, hilfreiche Fragen in Reflexionsprozessen stellt oder z.B. Kommunikationsverhalten trainiert.“
Herwig Kummer, Personaleum, 19. Januar 2025
Statusupdate KW 3: Fortschritte und Experimente im AI-Lab
„Ziel des AI-Lab ist es, die Lerninhalte des CLC MOOC 2024 neu aufzubereiten und KI-basierte Tools für personalisierte Lernprozesse zu testen.“ Das AI-Lab sind eine Gruppe von Interessierten, die im Dezember letzten Jahres die Arbeit aufgenommen haben. Joachim Niemeier (Corporate Learning Community) berichtet jetzt, wie bzw. mit welchen Aufgaben und Tools man in der Zwischenzeit an die Kursmaterialien herangegangen ist. Dabei rückt die KI als Kooperationspartner offensichtlich immer mehr in den Vordergrund. Ich bin jedenfalls gespannt, wie diese Lernreise weiter geht.
Joachim Niemeier, Corporate Learning Community/ Blog, 19. Januar 2025
KI-Kompetenzen in deutschen Unternehmen
Stifterverband und McKinsey & Company haben über 1.000 Führungskräfte zum Thema Künstliche Intelligenz befragt. Dabei dreht sich alles um die KI-Kompetenzen, die Mitarbeitende benötigen, um das Potenzial der KI zukünftig auch auszuschöpfen. Denn 79 Prozent der Befragten gab an, dass ihren Beschäftigen grundlegende KI-Kompetenzen fehlen. In der jetzt veröffentlichten Studie werden diese KI-Kompetenzen näher beschrieben. Passgenaue Kompetenzstrategien, so die Empfehlung, sollen sicherstellen, dass der Kompetenzaufbau für das einzelne Unternehmen „passt“.
Aber der interessanteste Teil der Studie steckt aus meiner Sicht im Kapitel „Good Practices und Unternehmensbeispiele für den niederschwelligen Aufbau von KI-Kompetenzen“. Hier werden vier Good Practices näher vorgestellt:
1. Führungskräfte als Vorbilder
2. Verknüpfung informeller und (non)formaler Lerngelegenheiten
3. Digitale Lernwelten mit KI-Lernassistenten und „KI-Playgrounds“
4. Kompetenzaufbau durch Kooperationen mit Hochschulen
Kurze Unternehmensbeispiele sowie eine Übersicht mit weiteren Lernangeboten ergänzen diese Good Practices. Auch wenn ich hier die Promptathons vermisst habe, ist das sicher eine gute Grundlage, um eigene Lernmaßnahmen zu entwickeln.
Hier noch die Kernbotschaften der Autor:innen:
„- Unternehmen wissen um das Potenzial von KI, schöpfen es aber noch nicht ausreichend aus.
– Um KI effektiv anzuwenden, ist mehr Grundwissen und Anwendungskompetenz erforderlich.
– Der Aufbau der richtigen KI-Kompetenzen erfordert ein strategisches Vorgehen von Unternehmen, auch zur Umsetzung des AI Act.
– Inspirierende KI-Weiterbildungen und Anwendungsmöglichkeiten fördern die Bereitschaft der Beschäftigten, sich weiterzuentwickeln.
– Gemeinsam mit Hochschulen können Unternehmen noch effektivere Bildungsangebote entwickeln.
– Hochschulen müssen KI-Kompetenzen systematisch in die Lehre integrieren, um Studierende passend vorzubereiten.“
(via Joachim Niemeier)
Florian Rampelt, Julia Klier, Julian Kirchherr, Raffael Ruppert, Stifterverband, Januar 2025
The Unresolved Tension Between AI and Learning
Der Autor fragt: „So the key question educators face right now is this: Are we using AI to enhance learning, or to replace some learning steps that turn out to be essential?“ Lernen braucht Zeit. Mit Hilfe der KI hier Zeit zu sparen, so verlockend und naheliegend es ist, ist ein Irrweg. Nur wer in seinem Fach bereits langjährige Erfahrungen gemacht und Expertise erworben hat, profitiert vom Einsatz der KI: „So it seems likely that those who will benefit from AI the most are those who have already done the hard labor of traditional, non-AI learning, who already have the bedrock foundation of knowledge and intuition.“
Schön ist es, dass hier gleich aktuelle Studienergebnisse zitiert werden, die den Gedankengang unterstützen.
Dan Cohen, Humane Ingenuity, 16. Januar 2025
Bildquelle: geralt (pixabay)
ChatGPT im Gespräch: Potenzial für Live-Online-Meetings?
Ich muss sagen, dass mich diese Demo (18:37 Min.) von Tobias Albers-Heinemann und David Röthler neugierig gemacht hat, mit dem Audiomodus von ChatGPT mal ein paar Experimente zu starten. Vor allem der erste Teil ist interessant, in dem sie ChatGPT zuerst als Gesprächspartner, dann als Live-Übersetzer in einer Zoom-Konferenz nutzen. Voraussetzung ist allerdings, wenn ich es richtig sehe, dass man über den Plus-Tarif von ChatGPT verfügt.
Gunter Schüßler, Redaktion/CONEDU, erwachsenenbildung.at, 16. Januar 2025
ENC333 – Corporate Learning Trends 2025 mit Gudrun Porath und Jochen Robes
Anfang Januar war es wieder so weit: Gudrun Porath, Christoph Haffner, Thomas Jenewein und meine Wenigkeit haben sich online über aktuelle Beobachtungen und Trends ausgetauscht. Da ist natürlich viel KI dabei gewesen, von KI-Tools bis KI-Kompetenzen, dann Peer Learning, Future Skills, Virtual Reality und … aber hört einfach selbst rein! (68:00 Min.)
„Zusammen mit Gudrun Porath – Journalistin und Autorin rund um Corporate Learning – und mit Jochen Robes – Hochschullehrer, Berater und Blogger des „Weiterbildungsblogs“ – schauen Christoph Haffner und Thomas Jenewein auf die Trends im Corporate Learning 2025. Das Thema KI dominierte, jedoch sehen alle auch weitere wichtige Themen. Zudem gab es einen Blick auf Herausforderungen und persönliche Wünsche für die Zukunft der betrieblichen Weiterbildung. Weitere Themen waren die jeweiligen Vorsätze, Events rund um Learning & Development 2025 sowie weitere Hör- und Lese-Tipps.“
Christoph Haffner und Thomas Jenewein, Gespräch mit Gudrun Porath und Jochen Robes, Education NewsCast, Episode 333, 13. Januar 2025
Erfolgreich Online-Barcamps organisieren und durchführen
Wer über diesen Blog hier stolpert, hat wahrscheinlich schon einmal an einem BarCamp teilgenommen. Aber ein Online-BarCamp ist vielleicht eine neue, interessante Alternative? Spätestens seit Corona ist auch dieses Format schon an vielen Stellen umgesetzt worden und hat sich bewährt. Die Expert:innen des Instituts CONEDU haben auf dieser Grundlage hier hilfreiche Materialien zusammengestellt, die bei der Planung und Durchführung von Online-BarCamps unterstützen. Vor allem der ausführliche Leitfaden „Best Practice in OnlineBarcamps“ (48 S.!) ist sehr zu empfehlen.
Karin Lamprecht, Redaktion/CONEDU, erwachsenenbildung.at, 20. Dezember 2024
CLC Zukunftskonferenzen: Analyse externer Trends (3)
In der Corporate Learning Community (CLC) wollen wir uns in den nächsten Wochen viermal treffen, um über die Themen und Formate zu diskutieren, mit denen wir uns als Community zukünftig beschäftigen wollen; und auch über die Formen, in denen wir das tun wollen. Das hängt natürlich auch mit der Umbruchphase zusammen, in der sich die CLC gerade befindet: Karlheinz Pape will in den Hintergrund treten, vier Nachfolger:innen stehen bereit.
Jedenfalls habe ich für diese Treffen, die am Dienstag, den 14. Januar, beginnen und die wir mutig „Zukunftskonferenzen“ genannt haben, heute noch einmal einen kurzen Impuls geschrieben. Er verweist auf vier Trendberichte, die etwas Orientierung und Übersicht für das erste Treffen bieten sollen: das „mmb Learning Delphi“, Donald Taylor’s „Global Sentiment Survey“, Jane Hart’s „Top 100 Tools for Learning“ und den „Future of Jobs Report“ des World Economic Forum.
Jochen Robes, Corporate Learning Community/ Blog, 10. Januar 2025
Generative AI as a Critical Friend: Redefining Collaboration
W. Ian O’Byrne (der sich als „PhD Father. Husband. Digital architect. Educator. Professor & Researcher“ vorstellt) beschreibt hier, wie er ChatGPT als „kritischen Freund“ nutzt, „as a valuable partner in organizing, revising, and refining my ideas“. Das führt er näher aus, grenzt es von Szenarien wie dem Einsatz von ChatGPT als „Lehrer“ oder „Schreibhilfe“ ab, bringt einige Beispiele und reflektiert über die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes. Ich finde mich in seinen Erfahrungen jedenfalls wieder.
„When I invited ChatGPT to step into this role, I treated it not as a tool to dictate answers but as a sounding board. I asked open-ended questions, sought clarification on my ideas, and encouraged iterative refinement of content.“
W. Ian O’Byrne, Blog, 7. Januar 2025
Does ChatGPT enhance student learning? A systematic review and meta-analysis of experimental studies
Diese Metaanalyse liefert einige Antworten, aber wenn man sich die Mühe macht und den Artikel ganz öffnet (und, ja, es ist eine akademische Arbeit und macht Mühe …), dann stellt man fest, wie komplex das Untersuchungsfeld und wie schwierig es ist, hier zu klaren Ergebnissen zu kommen. 69 Artikel, veröffentlicht zwischen 2022 und 2024, haben die Autor:innen identifiziert und ausgewertet. Und auch wenn in diesen Studien das Lernen von Studierenden mit Hilfe von ChatGPT untersucht wurde, geschah das in völlig unterschiedlichen Kontexten, mit unterschiedlich großen Stichproben und auf der Grundlage ganz verschiedener (lern)theoretischer Modelle. Und das sind nur einige der Punkte, auf die die Autor:innen erklärend bzw. einschränkend hinweisen.
Abgesehen davon sind das die wichtigsten Ergebnisse („Highlights“):
„- ChatGPT enhances academic performance.
– ChatGPT boosts affective-motivational states.
– ChatGPT improves higher-order thinking propensities.
– ChatGPT reduces mental effort.
– ChatGPT does not influence self-efficacy.“
Schließlich: „This review provides valuable insights for researchers, instructors, and policymakers evaluating the effectiveness of generative AI integration in educational practice.“
Ruiqi Deng, Maoli Jiang, Xinlu Yu, Yuyan Lu und Shasha Liu, in: Computers & Education, Volume 227, April 2025 (via ScienceDirect)
Wie es um die Nationale Bildungsplattform des Bundes steht
Nicht gut, wenn man diesem Beitrag des Mitteldeutschen Rundfunks und den dort zitierten Stimmen folgt. Aus der Nationalen Bildungsplattform, der „großen Idee des Bundesbildungsministeriums“, droht, eine digitale Ablage für Zeugnisse zu werden. Bis Ende 2025 sollen die Abiturzeugnisse in der Hälfte der Bundesländer digitalisiert vorliegen, geben die Betreiber als aktuelles Ziel aus. Nach einem großen Wurf in der Bildung klingt das nicht mehr, sagt auch Anne Sophie Waag vom Verein Wikimedia.
Marcel Roth, MDR AKTUELL, 1. Januar 2025
Bildquelle: bzak (pixabay)
Virtual Reality, Augmented Reality und XR –Zukunftstechnologien im Fokus
Parallel zum aktuell laufenden Themenspecial auf e-teaching.org („XR in der Hochschullehre – was leisten immersive Technologien?“) beschäftigt sich auch diese Ausgabe des österreichischen fnma Magazins mit VR, AR und XR. Wie immer gibt es auch bei diesem Themenschwerpunkt viele, kurze Praxisberichte, die insgesamt den Eindruck vermitteln, dass bereits an vielen Hochschulen und in unterschiedlichen Fachbereichen mit diesen Technologien Erfahrungen gesammelt werden. Das reiche Bildmaterial macht die Ausführungen gut nachvollziehbar. Es überwiegt eine optimistische Grundhaltung, nur vereinzelt werden Kosten, IT und mangelnde Kompetenzen bzw. Wissen der Lehrkräfte als Herausforderungen genannt. Das erstaunt dann doch etwas. Von daher hätte vielleicht eine kurze Einführung in das Thema, seine Entwicklung, vielleicht sogar in den Stand der Forschung gutgetan.
fnma Magazin, 04/ 2024, 13. Dezember 2024 (pdf)
Lern-Communitys im Unternehmen aufbauen
Der Artikel tut sich etwas schwer, den Start einer Community zu beschreiben. Das ist nachvollziehbar. Denn wenn ich für dieses Format werben will, ist der Hinweis, dass die meisten Communities in Unternehmen „bottom-up“ entstehen, natürlich wenig hilfreich. Also wird auch hier mit dem Fall gearbeitet, dass man gerne ganz gezielt eine Community einführen möchte und sich fragt, wie man das am besten tut.
Drei Fragen gibt es, so der Autor Peter Schmidt, die bei der Gründung einer Community bedacht werden sollten:
„- Was ist das Thema der Community?
– Welchen praktischen Zweck verfolgt die Community (wozu)?
– Wem steht sie offen (Mitgliedschaft)?“
In den Antworten stecken nützliche Informationen. Der Artikel legt den Fokus auf die „Lern-Community“, wobei aus meiner Sicht jede Community of Practice eine Lern-Community ist. Und wer noch ergänzend etwas Praxis zum Thema sucht, kann ja bei Christian Kaiser weiterlesen („Vom Sekretärinnen-Netzwerk zur Community der DATEV-Assistants und der Ausbildung von Community-Mentoren: Eine (Lern-)Reise durch 20 Jahre Community-Erfahrungsentwicklung“).
Peter Schmidt, Haufe.de, 19. Dezember 2024
Persönliches Wissensmanagement und Lebenslanges Lernen
Ich habe mich 2024 an verschiedenen Stellen etwas intensiver mit den Themen „Persönliches Wissensmanagement“ und „Lebenslanges Lernen“ beschäftigt. Im Rahmen einer kurzen Rückschau will ich die wichtigsten Spielfelder hier noch einmal festhalten. So habe ich für einen Kurs an der Hochschule Darmstadt ein kleines Curriculum entwickelt, das sich aus Themenblöcken wie „selbstorganisiertes Lernen“, „persönliches Wissensmanagement“, „Peer Learning“, „Motivation“, „digitale Kompetenzen“ und „offene Lernressourcen“ aufbaut. „Arbeitsfläche“ des Kurses bildet (er läuft noch!) ein Miro-Board, das ich hier verlinke und das ich im Kurs mit verschiedenen Aufgaben und Übungen umsetze:
Parallel zum Kurs habe ich im Oktober/ November 2024 an der Lernreise „Personal Knowledge Excellence“ (pke24) teilgenommen, die von Simon Dückert (Cogneon) organisiert und moderiert wurde. Die Schwerpunkte dieser Lernreise lauteten unter anderem „Den Digitalen Arbeitsplatz im Griff behalten“, „Aufgaben- und Zielmanagement für Wissensarbeit“ und „Wissen teilen mit dem Team, der Organisation und der Welt“. Das hat dazu geführt, dass ich die Roadmap meines Kurses auf Miro zwischen den Jahren noch einmal um einige Ressourcen und Links ergänzen konnte. Und ich habe mich endlich entschlossen, zukünftig Obsidian zum Ausgangspunkt aller persönlichen Notizen und Beiträge zu machen, bevor ich sie auf verschiedenen Kanälen wie diesem Blog, Bluesky und LinkedIn teile.
Und zu guter Letzt moderiere ich für die Haufe Akademie regelmäßig verschiedene Kurse zum „Wissensmanagement“, „Persönlichen Wissensmanagement“ und „Peer Learning“ . Hier habe ich immer wieder die Gelegenheit, bekannte Werkzeuge und Methoden mit Praktiker:innen zu diskutieren und (zum Teil) auszuprobieren.
Mit dem Link auf das Miro-Board ist übrigens die Einladung verbunden, es gerne um weitere Themen, Stichworte und Ressourcen zu ergänzen! (Wenn es Probleme mit dem Zugriff gibt, bitte kurz melden.) Es ist eine dynamische Sammlung, die sich immer wieder verändern soll und muss.
Mark all as read
Wenn ich es richtig lese, will sich Audrey Watters zukünftig wieder verstärkt Bildungsthemen zuwenden und über sie schreiben. Audrey Watters, das zum Verständnis, hat viele Jahre lang in ihrem Blog „Hack Education“ einen kritischen Blick auf die EdTech-Branche und ihre Verheißungen geworfen. Sie wurde deshalb auch als “ed-tech’s Cassandra“ geadelt.
In ihrem jüngsten Beitrag nimmt sie die Frage auf, ob Menschen überhaupt noch Bücher lesen. Mit Blick auf die KI-Möglichkeiten, das Schreiben und Lesen immer einfacher und effizienter zu gestalten, ist sie besorgt, „that we’ve fully embraced a series of beliefs and technologies that are profoundly anti-reading, and as such, we’re spiraling farther down into a deeply anti-intellectual, anti-education period of history“.
Ihre Schlussfolgerung: „AI in education demonstrates that we do not care.“
Audrey Watters, Second Breakfast, 30. Dezember 2024
Bildquelle: Audrey Watters
Seiten
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- …
- nächste Seite ›
- letzte Seite »