Lehren und Lernen
AI in L&D: The State of Play
Die kleine Studie fasst den aktuellen Stand der KI-Nutzung in Learning & Development gut zusammen. Hier die Botschaft: „Rather, this report looks at how AI is being used in workplace L&D today, and concludes that it is in its infancy. Of course, some extraordinary things are being done with AI within L&D. But our research suggests that where AI is currently being used by L&D, it is largely for the routine tasks of content creation and increased efficiency.“
Wer das Dokument (26 S.) öffnet, findet zum einen die Details der offenen Online-Umfrage, an der 185 Personen im September/ Oktober 2023 teilgenommen haben. Das interessanteste Schaubild habe ich unten abgebildet. In einem zweiten, anschließenden Teil gehen die Autor:innen einen Design-Prozess (Discovery, Strategy & Design, Delivery, Evaluation & Follow-Up) durch und notieren für jeden Schritt Aufgaben, bei denen KI unterstützen kann. Da finden sich nützliche Hinweise und Tipps. Offene Eingaben aus der Umfrage bilden dabei den Ausgangspunkt. Ein weiteres Kapitel („Next steps. Where to start“) zeigt L&D-Expert:innen auf, wie und wo sie mit dem Thema KI im Unternehmen beginnen können.
Donald H Taylor und Egle Vinauskaite, GSS Focus Report 01, November 2023
Bildquelle: GSS Focus Report 01, S. 6
Tapping into podcast culture: adopting audio in elearning
Die Ausgangsfrage: Wie kann Learning & Development von der Popularität von Podcasts profitieren? Leider zeigt der Artikel zwar Möglichkeiten auf, bietet aber keine klare Antwort (und ich hätte sie auch nicht!). Zu den Möglichkeiten gehören die Vorteile, die der Einsatz von Audio bietet, wenn komplizierte Inhalte oder Schaubilder erklärt werden sollen. Aber wie steht es um Podcasts selbst, die sich an interne Zielgruppen richten?
„Adopt a podcast approach and create content in audio form for on-the-move learning e.g. for a series of internal comms messages about organisational change or for sharing success stories like internal staff interviews“, schreiben die E-Learning-Expert:innen von Kineo.
Eine interessante, aber in der Praxis vielleicht doch zu aufwändige Idee. Ich kann mich jedenfalls an keine Berichte von Unternehmen oder Organisationen erinnern, die in den letzten Jahren mit internen Podcasts experimentiert hätten. Aber vielleicht übersehe ich etwas …
By the way, der Artikel enthält in dem oben zitierten Absatz einen Link auf einen Kineo-Artikel über „Learn-Influencer“. Vielleicht ist das eine Option.
Kineo, 24. November 2023
Bildquelle: Matt Botsford (Unsplash)
Digitale Professionalisierung in der Erwachsenenbildung
Der Titel verweist auf die Rubrik „DigiProf“ auf der Plattform erwachsenenbildung.at mit Ressourcen, Werkzeugen, Weiterbildungen und Nachrichten zum Thema. Die Rubrik selbst ist unterteilt in die Bereiche „Neuigkeiten“, „Weiterbildungen“, „Mediathek“, „Werkzeuge“, „EBMooc“ und „Webinare“. Über neue Bausteine in der Rubrik informiert der Newsletter „DigiNews“, dessen neueste Ausgabe gerade vor mir liegt (hier geht es zur Anmeldung).
Was enthält der Newsletter? Unter „Werkzeuge“ zum Beispiel findet sich eine Ressourcensammlung, die mit „KI-Tools für die Erwachsenenbildung: ein kurzer Video-Einblick“ überschrieben ist. Dann ein kurzer Werbeblock, in dem die Teilnahme am kostenlosen EBmooc 2023, den Massive Open Online-Kurs für die Erwachsenenbildung, empfohlen wird. Es folgt der Hinweis auf einen Qualitätsleitfaden für die Vermittlung digitaler Kompetenzen („Qualität in Lernangeboten für digitale Kompetenz“). Und dann noch weitere Beiträge, die sich mit dem Thema „KI in der Erwachsenenbildung“ beschäftigen. Aber hier kann ich nur empfehlen, sich selbst aus dem breiten Angebot die Beiträge herauszusuchen, die einen interessieren.
erwachsenenbildung.at, DigiProf/ DigiNews, November 2023
Zukunftsfähig Lernen: Die vielschichtige Welt der Future Skills und agilen Bildung
Der Beitrag von Anja C. Wagner (FROLLEINFLOW) ist etwas komplexer und versucht, verschiedene Perspektiven zusammenzuführen: da ist die laufende Debatte um Future Skills („Schritt 1: Future Skills: Eine neue Ära der Kompetenzentwicklung?“); dann das hauseigene Modell digitaler Kompetenzen, das FROLLEINFLOW entwickelt hat („Schritt 2: DQ und Future Skills: Ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz“); und schließlich wurde noch ChatGPT befragt, „welche Lernstrategien über die diversen Gespräche und Materialien er identifizieren konnte“. Wenn hier von „diversen Gesprächen“ die Rede ist, sind sicher auch die Interviews mit Werner Sauter, Ulf-Daniel Ehlers sowie den Betreibern der Hochschule für digitale Bildung gemeint, die Teil des Beitrags sind (die ich mir aber noch nicht anhören konnte).
Viel Stoff also, und ich will hier nur kurz die identifizierten Lernstrategien festhalten:
– Projektbasiertes Lernen
– Agiles Lernen und Lehren
– Blended Learning und digitale Plattformen
– Kompetenzbasiertes Lernen
– Interdisziplinäres Lernen
– Soziales und emotionales Lernen (SEL)
– Selbstgesteuertes Lernen
– Praxisorientierte Erfahrungen und Exkursionen
– Kritische Reflexion und Ethik in der Bildung
Abschließend: „Diese Methoden und Vorgehensweisen repräsentieren ein modernes Bildungsverständnis, das darauf abzielt, Lernende auf die komplexen und dynamischen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Sie erweitern den traditionellen Bildungsansatz um wichtige Dimensionen, die für die Entwicklung von Future Skills unerlässlich sind.“
Anja C. Wagner, FROLLEINFLOW, 28. November 2023
Bildquelle: Anja C. Wagner
Whitepaper: „Neues Lernen – Potenziale des Peer Learnings“
Für die Haufe-Akademie führe ich regelmäßig Kurse zu Themen wie Neue Lernformate und Wissensmanagement durch. In diesem Zusammenhang ist auch dieses Whitepaper entstanden. Hier der Teaser der Haufe-Kolleg:innen:
„Lernen ohne Expert:innen und Trainer:innen? Beim Peer Learning steht das Lernen in einer Gruppe und der Austausch von Wissen, Erfahrungen und Fähigkeiten im Vordergrund.
Unser neues Whitepaper beleuchtet den Peer Learning Ansatz genauer.
Wie gelingt es, durch gemeinsames Lernen die Kompetenzen im Team auszubauen?
Und wie helfen Methoden, wie BarCamps, Communities of Practice und Working Out Loud beim Peer Learning?“
Und hier der Link zum Download: https://hf-aka.de/46shIBp
Bildquelle: Haufe-Akademie
Was generative KI mit uns macht
„Die Nutzung von ChatGPT untergräbt menschliche Reflexivität und wissenschaftliche Verantwortung.“ Diese Botschaft zieht Gabi Reinmann aus einem aktuellen Beitrag, der im British Journal of Management erschienen ist (Dirk Lindebaum, Peter Fleming: „ChatGPT undermines human reflexivity. Scientific responsibility and responsible management research“). Und sie verbindet ihre Lektüre mit einem Plädoyer, sich intensiv und offen über den Einsatz und die Wirkungen der KI in der Hochschullehre auszutauschen.
„Ich finde Texte wie den von Lindebaum und Fleming wichtig: Man muss nicht jeden Satz teilen, aber es lohnt sich, die Fragen und Themen, die sie aufwerfen – hier prägnant in den Begriffen bzw. Konzepten Reflexivität und Verantwortung gebündelt –, in das eigene Entscheidungsverhalten mit aufzunehmen, sich darüber auszutauschen und nach Strategien zu suchen, wie man die, für mich im Moment noch widersprüchlich wirkenden, Anforderungen bewältigen kann: zum einen uns und andere auf die Zukunft vorzubereiten und zum anderen unsere Verantwortung als Lehrpersonen und Forscher ernst zu nehmen.“
Gabi Reinmann, Blog, 25. November 2023
Nachtrag (02.12.2023): siehe auch „Lernkompetenz und KI-Kompetenz als zentrale Zukunftskompetenzen fördern.“ (Petra Schraml, Gespräch mit Tina Seufert, Deutscher Bildungsserver/ Bildung + Innovation, 23.11.2023)
Warum ich über den Digitaldiskurs in der Hochschule schreibe
Markus Deimann, Geschäftsführer ORCA.nrw, arbeitet derzeit an einem Buch über digitale Hochschulbildung. Das wäre allein vielleicht noch keine Nachricht. Aber Markus Deimann macht in diesem Beitrag an seinen beruflichen Stationen fest, warum ihn das Thema interessiert. Und er hat wirklich viele Stationen mitgenommen, die in den letzten zwei Jahrzehnten die digitale Bildung geprägt haben: die E-Learning-Förderprojekte der 2000er Jahre, die Debatten um Open Educational Resources (OER) an Hochschulen, den Hype um Massive Open Online Courses (MOOCs) nach 2011, das Hochschulforum Digitalisierung seit 2015. Ilmenau, Hagen, Lübeck, Berlin. Man darf also auf das Buch gespannt sein!
„Genau über diese Stationen des Digitaldiskurses, die mich mein berufliches Leben bisher begleiteten, werde ich im ersten Teil des Buchs schreiben. Damit will ich für die rhetorische Figur „Versprechen der digitalen Bildung“ sensibilisieren und deutlich machen, warum es wichtig ist, sich aus diskursiver Sicht mit digitaler Bildung zu befassen.“
Markus Deimann, MARKUSMIND, 11. November 2023
Bildquelle: Kursbuch eLearning 2004
LX040 Internes Marketing von Lernangeboten durch Learning Influencer
In der aktuellen Folge des LernXplorer Podcast unterhalten sich Gastgeber Matthias Wiencke und Benjamin Jaksch über die interne Vermarktung von Lernangeboten. Das Gespräch kreist um die Idee der Learning Influencer, also um Menschen, die über ihre Lernaktivitäten und Lernerfahrungen berichten, die eigene Entwicklungsschritte öffentlich machen und vielleicht so etwas wie ein offenes Lerntagebuch führen. Dabei fallen verschiedene Stichworte, die irgendwie auch zum Thema gehören: Testimonials, Storytelling, Content Curation und die Möglichkeiten und Grenzen von KI. Ich habe auch an Christian Kaiser (DATEV, #Christianlernt) und an die Lernscouts der Schweizerischen Post gedacht. Kurz: Das Thema hat Potenzial!
„Eine Idee, die intensiv in unserem Gespräch beleuchtet wird, ist der Einsatz von Learning Influencern. Diese Mitarbeiter dokumentieren transparent ihre eigene Entwicklung, reflektieren öffentlich ihr Lernen. Sie führen also eine Art Lerntagebuch. Dies kann andere dazu inspirieren, sich ebenfalls intensiver mit ihrer persönlichen Entwicklung auseinanderzusetzen, und somit eine positive Auswirkung auf die Lernkultur im Unternehmen nehmen. Eine Motivation der Learning Influencer liegt nicht nur in der persönlichen Entwicklung, sondern auch in der internen Sichtbarkeit und Vernetzung im Unternehmen.“
Matthias Wiencke, Gespräch mit Benjamin Jaksch, LernXP: Der LernXplorer Podcast, 19. November 2023
Erkundungsmaterial zur Nutzung von KI-Technologie bei der Gestaltung von Lernangeboten
Nele Hirsch (eBildungslabor) hat ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Einsatz von KI-Sprachmodellen unter dem Titel „KI-Eduhacks“ zusammengefasst. Entstanden sind acht kurze Videos zwischen 1,5 und 5 Minuten, in denen sie von ihrem KI-Einsatz in der Konzeptionsarbeit berichtet. Die Überschriften der acht Videos lauten: Ideenentwicklung, Inspirationsdusche, Tools, Hinterfragen, Bilder, Interaktion, Zeitersparnis und Transkription. Nützlich.
Nele Hirsch, eBildungslabor, 23. November 2023
Bildquelle: Nele Hirsch
AI comes to my web site – meet Tonybots
Tony Bates hat in den vergangenen Jahren über 2.700 Artikel über Bildungsthemen („posts on online and distance learning“) geschrieben. Jetzt hat er einen Chatbot („Tonybots“) für seine Website entwickelt. Man kann ihm Fragen stellen, und der Chatbot setzt aus den Beiträgen von Tony Bates eine Antwort zusammen. Tony Bates ist durchaus beeindruckt von der Qualität der Antworten.
„I have to say I was impressed. These responses are a pretty good summary of my views and thoughts on these topics. However, they still need to be contextualised, that is, applied within a specific institutional or teaching context, and more specific conclusions or recommendations would be drawn if I was acting as a consultant, for instance.
I think it’s fair to say that this use of AI is fine for looking backwards, and that is useful, but it is not so helpful for looking forwards. But then you need to base future decisions on past knowledge, at least to some extent. So yeah, as Tonybots said, it’s rather a complex issue with many factors to consider.“
Tony Bates, Online Learning and Distance Education Resources, 21. November 2023
Bildquelle: Tony Bates
#ICDE23 Dougiamas Keynote November 2023
Die Keynote hat Martin Dougiamas, Gründer und CEO von Moodle, auf der ICDE World Conference 2023 (ICDE, International Council for Open and Distance Education) gehalten, die vom 6. bis 10. November 2023 in Costa Rica stattfand. Die Keynote ist überschrieben mit „How we can use AI to make education amazing“ und umfasst 66 Slides. Es geht um Künstliche Intelligenz, um Open Education und nur am Rande um die Lernplattform Moodle selbst. Der Tenor ist optimistisch, und die Folien feiern das Lernen. Aber es fehlt natürlich die Tonspur, um einzelne, plakative Aussagen des Referenten einordnen zu können. Dafür enthalten die Slides viele interessante Informationen und eingebettete Videos. Bitte selbst ein Urteil bilden!
So sieht die Zukunft von L&D aus
Das Münchener Bildungsforum hat ja im letzten Jahr das „Corporate Learning Manifest 2044“ veröffentlicht. Zusammen mit der Hochschule Pforzheim hat man jetzt eine bundesweite Befragung durchgeführt, um, wie es heißt, „die Bedeutung der Thesen besser bewerten zu können“. 183 Personaler haben an der Befragung teilgenommen. In diesem Beitrag fassen Markus-Oliver Schwab (Hochschule Pforzheim) und Kai Liebert (Münchener Bildungsforum) die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Eine Erkenntnis: „Die Mitarbeitenden sollen mehr Verantwortung für ihr Lernen und ihre Karriere übernehmen.“ Eine weitere Frage drehte sich um die zukünftigen Tätigkeitsfelder von Learning & Development. Hier steht ganz oben „Aufbau und Orchestrierung von Lern-Ökosystemen“.
Markus-Oliver Schwab und Kai Liebert, Haufe, 14. November 2023
Bildquelle: MAKSYMua (Unsplash)
Digitalrevolution oder Investitionsruine: Die nationale Bildungsplattform
Breitband, der Podcast für Medien und Digitales des Deutschlandfunks, hat jüngst eine ganze Folge der nationalen Bildungsplattform gewidmet! Oder besser gesagt: „Mein Bildungsraum“, wie sich das Projekt jetzt nennt. Zum Einstieg, und das ist schon etwas bezeichnend, versichern sich die Moderator:innen wechselseitig, dass sie als Digitalexpert:innen von dem Projekt noch nichts mitbekommen haben. Folgerichtig beginnen sie mit Grundlagenarbeit: Idee, Start und Stand des Projekts werden kurz geschildert. Dann folgen die Kritikpunkte, die sich eng an der Wikimedia-Studie (2022) anlehnen: dass man sich mit dem Projekt hinter einer „pädagogisch neutralen Plattform“ versteckt; dass es für den Betrieb noch keine Governance-Strukturen und Spielregeln gibt; dass das BMBF jeder Form von Öffentlichkeitsarbeit aus dem Weg geht usw. Das Resümee: 630 Millionen Euro für eine „digitale Zeugnisablage“? Oder einfach nur ein „klassisches deutsches Digitalisierungsprojekt“? Wie auch immer: Mit Blick auf den Titel überwiegen bei den Moderator:innen jedenfalls die Zweifel.
Breitband, Deutschlandfunk Kultur, 18. November 2023
Stay Current on VR Technology
So richtige Begeisterung löst der Artikel nicht aus. Er beginnt mit der üblichen Definition von VR und zählt anschließend einige Einsatzszenarien im Unternehmenskontext auf, allen voran „training, simulations, and immersive learning“. Warum ist es bei VR so wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben, fragt sich und uns der Autor? Weil wir nur so mitbekommen, wo VR gerade steht und ob sich ihr Einsatz lohnt, lautet die schlichte Antwort. Und dann folgt noch ein kurzer Werbeblock für die Meta Quest 3 („The Quest 3 will be completely capable to handle most B2B use cases“).
Bill Brandon, The Learning Guild/ Learning Solutions, 8. November 2023
Bildquelle: Uriel Soberanes (Unsplash)
On fostering peer-to-peer learning at work
Peer Learning ist ein fester Teil unserer Arbeitsalltage. Wir tauschen uns mit Kolleg:innen aus, fragen, bitten um Feedback, beobachten. Das geschieht meist informell und ohne dass wir es „lernen“ nennen. In ihrem Beitrag will Alexandra Mihai diese Formen des Peer Learning sichtbar machen, damit wir sie bewusster nutzen. Ihre Kapitel sind überschrieben mit: „Why learn from each other?“ (mit einer nützlichen Aufzählung!), „How can we make it work?“ und schließlich „Ideas to build peer learning into our work practice“. Hier stellt sie vor: Mentoring, Coaching, Shadowing, Peer Feedback, Group Reflections, Lunch & Learn, Learning Communities, Microlearning.
„Peer learning can be a very effective Learning & Development (L&D) tool, with benefits that go beyond learning itself, into community and identity building. It can be formal or informal, exclusively work/ task related or going beyond that. It is a versatile tool which can coexist with and complement more traditional, formal learning programmes.“
Alexandra Mihai, The Educationalist, 20. November 2023
Bildquelle: Laker (Pexels)
„Der Mensch muss moralischer Kompass sein.“
Zwei Anwendungsfelder von generativer KI in der Wissens- und Kreativarbeit sieht Eva Bittner (Leiterin der Arbeitsgruppe Wirtschaftsinformatik, Sozio-Technische Systemgestaltung (WISTS) an der Universität Hamburg): generative KI als Impulsgeber sowie in der Übernahme von Routineaufgaben. Dabei bezieht sie sich vor allem auf eine Studie der Boston Consulting Group (BCG). Im zweiten Teil des Gesprächs geht es dann um Herausforderungen und kritische Punkte im Umgang mit der KI.
„Online-Redaktion: Welchen Tipp würden Sie geben, um es gut anzuwenden?
Bittner: Tatsächlich animieren wir immer dazu, es auszuprobieren, nicht gleich aufzugeben, wenn aus den ersten Versuchen nicht das zurückkommt, was man erwartet. Man kann viel Einfluss nehmen damit, wie man die Frage stellt und welche Funktionen man eingibt. Das System reagiert auf Basis der menschlichen Eingabe. D.h., die Informationen, die ich in meinen Prompt eingebe, entscheiden darüber, wie gut die Ideen werden, die ich bekomme. Je mehr Content ich gebe, je spezifischer meine Beispiele oder Fragen sind, desto spezifischer wird auch der Output.“
Online-Redaktion „Bildung + Innovation“, Deutscher Bildungsserver, 16. November 2023
Impressionen von der Nationalen Weiterbildungskonferenz
Vorneweg: Ich habe die „Nationale Weiterbildungskonferenz“, die am 14./ 15. November 2023 in Berlin stattgefunden hat, nicht in meinem Kalender gehabt. Ich sehe solche Veranstaltungen auch eher als Spielfelder für bildungspolitische Akteure. Aber Bernd Käpplinger, Professor für Weiterbildung an der Justus-Liebig-Universität Gießen, war in Berlin und hat seine Eindrücke (des ersten Tages) mit uns geteilt. Ich bin einmal so frei, seine „positiven“ Eindrücke zu überspringen. Seine „nachdenklichen Impulse“: keine Versuche, aus ähnlichen Veranstaltungen und Projekten in der Vergangenheit zu lernen; Pseudopartizipation der Teilnehmenden; wenig Empirie, evidenzbasierte Einordnungen und wissenschaftliche Studien; fehlende „substantielle Einordnungen“ der Initiativen, Verlautbarungen und Projekte in eine stimmige nationale Bildungsstrategie. Sein Fazit:
„Weiterbildungskultur und Weiterbildungsrepublik: Schöne PR-Slogans, aber bitte noch mehr „Butter bei die Fische“! Und dann wird die Weiterbildungsrepublik wirklich wahr!“
Bernd Käpplinger, LinkedIn, 15. November 2023
Bildquelle: BMAS/ Bernd Käpplinger
2024 Predictions for Knowledge Management
Es fällt mir etwas schwer, diese Einschätzung des APQC (American Productivity & Quality Center), einer zentralen Adresse des Wissensmanagements, einzuordnen. 2024, so würde ich die Stichworte der Autorin kurz zusammenfassen, kreuzen sich die Wege neuer Technologien (KI), von Content Management und Change Management noch häufiger als bisher. Doch hier die drei Statements im Wortlaut:
„1. KM will be instrumental in the new era of AI …
2. Content management becomes more prevalent and continues to evolve …
3. KM will continue to be a critical driver of organizational agility and productivity …“
„Remaining agile, managing change effectively, and embracing technology trends like generative AI can help KM programs ensure critical knowledge is preserved for generations to come.“
Lynda Braksiek, American Productivity & Quality Center (APQC), 14. November 2023
Bildquelle: Lynda Braksiek (APQC)
Learning Analytics in Hochschulen und Künstliche Intelligenz
In dem vorliegenden Überblicksartikel halten die Autor:innen nach der ersten Etappe fest: „Wir teilen jedoch die Einschätzung von Ifenthaler und Drachsler (2018), dass die praktische, vor allem auch flächendeckende Anwendung von LA [Learning Analytics, JR] an Hochschulen noch in den Kinderschuhen steckt.“ (S. 34) Trotzdem riskieren sie im zweiten Teil des Artikels einen Ausblick („Wenn KI auf LA trifft“). Vier Beispiele für KI-Verfahren in Learning Analytics werden steckbriefartig vorgestellt. Die Autor:innen beobachten bzw. befürchten dabei, dass der Einsatz von KI „mit der Herausforderung geringerer Transparenz und Nachvollziehbarkeit“ einhergeht. „Hier schlagen wir dringend vor, Einschränkungen von LA insbesondere bei der Einbindung und Etablierung von Maßnahmen klar zu kommunizieren.“ (S. 44)
Bildquelle: Sandra Schön u.a.
Ein Jahr ChatGPT. Was hat sich verändert?
Alles und nichts, schreibt Andreas Wittke, TH Lübeck. Alles, weil KI bzw. ChatGPT wirklich ein Game-Changer ist, der bis heute zu kontroversen Diskussionen über Möglichkeiten und Herausforderungen der KI führt; nichts, weil die Hochschulen – und die hat Andreas Wittke vor allem im Blick – schon Computer, das Internet und Smartphones bewältigt haben (und sich jetzt auch mit KI irgendwie arrangieren werden).
Es gibt leider nur den Foliensatz dieser Keynote auf LinkedIn. Er ist ein Überblick über die sich entwickelnde Landschaft der KI-Tools, neue KI-Kompetenzen, mögliche Einsatzfelder für KI bzw. ChatGPT und ein Aufruf zur Praxis: „Wir sollten die Stärken der KI nutzen, um unsere Ziele besser und schneller erreichen zu können.“
Andreas Wittke, LinkedIn, 15. November 2023