Lehren und Lernen
Promptathons und mehr: ein Update
Für den Blog der Corporate Learning Community habe ich gerade einige Links über aktuelle Prompting-Initiativen im Peer Learning-Format zusammengefasst: Promptathons, eine Prompt-Parade, Prompt-Retros, die „GenAI Learning Journey“ (Bayer) und ein lernOS-Erfahrungsbericht (Continental).
„Vor einigen Wochen haben wir an dieser Stelle das Format „Promptathon“ hochgehalten und eine kurze Handlungsanleitung mit den Erfahrungen der Corporate Learning Community geteilt. Seitdem sind wieder verschiedene Projekte und Initiativen zum Thema „Prompting“ gestartet. Zeit also für ein kurzes Update! …
Wenn ich diese Projekte und Initiativen hier verlinke, dann sind es auf der einen Seite Einladungen, sich an laufenden Diskussionen zu beteiligen. Es sind aber auch Formate, die man übernehmen, anpassen und ausprobieren kann. Entweder im eigenen Team, der eigenen Organisation oder mit Gleichgesinnten in der Corporate Learning Community!“
Jochen Robes, Corporate Learning Community/ Blog, 15. Oktober 2024
Bildquelle: Nahrizul Kadri (Unsplash)
KCLO: Superkraft ChatGPT
Auch auf die Gefahr hin, dass der Blog in diesen Tagen etwas „prompt-lastig“ daherkommt: Simon Dückert greift in seinem aktuellen Newsletter das Stichwort auf und weist auf einen nützlichen “Spickzettel” (Cheat Sheet) hin, „der die gute Praxis des Prompt-Aufbaus, Tipps, einen Master-Prompt und Prompt-Beispiele auf einer Seite vorstellt“. Wenn ich es richtig sehe, stammt der Spickzettel aus dem aktuellen Buch von Florian Knust und Oliver Bock („Superkraft ChatGPT: KI einfach & sicher für Texte, Bilder & Büro“) und steht unter einer CC-Lizenz (CC BY-ND) zur Verfügung.
Simon Dückert, Keep Calm & Learn On (KCLO), 14. Oktober 2024
Learnify your AI Work! – Resümee einer Lernreise für KI
Marcel Kirchner (Continental/ Corporate Learning Community) berichtet in einem längeren Beitrag über die Durchführung einer interessanten Peer Learning-Initiative in seinem Unternehmen. Die Initiative stand unter dem Titel „Generative AI in Communications“, und Marcel Kirchner geht die einzelnen Stationen dieses Projekts systematisch durch: vom lernOS-Leitfaden für KI, an dessen Entstehung er beteiligt war, über die Entwicklung eines umfassenden Social Learning-Konzepts bis zur Umsetzung mit etwa 200 Pilot-Teilnehmenden zwischen April und August 2024.
Im zweiten Teil des Erfahrungsberichts reflektiert Marcel Kirchner noch einmal die Handlungsempfehlungen, die er an anderer Stelle für erfolgreiche Learning Circles aufgestellt hatte. Sie reichen von 1. „Der gute Einstieg und das Mitbringen eines gemeinsamen Grundthemas – in diesem Falle KI und Prompting – hat sich definitiv bewährt!“ bis zu 7. „Die Circle-Inhalte (inklusive Katas) wurden von vielen Teilnehmenden als weitgehend sinnvoll und angemessen eingeschätzt. Sichtbar wurden aber vor allem noch inhaltliche Lücken in Bezug auf Bild-, Audio- oder Videogenerierung mit KI, die in der nächsten Version angegangen werden sollen.“
„Seit etwa fünf Jahren beschäftige ich mich bei Continental mit dem Einsatz von Social Learning Circles und Tandems im Arbeitsalltag und Dank der tollen Vernetzung innerhalb der lernOS– und CoLearn-Community sowie der übergreifenden Zusammenarbeit intern auf verschiedenen Ebenen können wir inzwischen auf mehrere etablierte Anwendungsszenarien im IT- und HR-Bereich zurückblicken, die uns bereits einige Mehrwerte, Erfolge und positives Feedback zu dieser Lernmethode eingebracht haben.“
Marcel Kirchner, E-Learning 2.0, 14. Oktober 2024
GenAI Upskilling trifft Peer Learning: Matthias Wiencke zu Gast bei AI4L&D Use Cases
Matthias Wiencke, selbst Podcaster, hat einmal die Rolle gewechselt und im neuen Podcast von Jan Foelsing („AI 4 L&D Use Cases“) eine Initiative der Bayer AG vorgestellt, die er mitgestaltet hat. Hier die kurze Zusammenfassung des Use Cases, der „GenAI Learning Journey“, von Matthias Wiencke, bevor er auf weitere Details im Podcast verweist:
„Bei dieser strukturierten „GenAI Learning Journey“ lernen Teilnehmende selbstorganisiert in Kleingruppen bessere Anweisungen (Prompts) für GenAI Anwendungen zu schreiben. Bei dem sehr erfolgreichen Programm, an dem sich bereits über 7.000 Mitarbeitende angemeldet haben, treffen sich die Teilnehmenden wöchentlich für einen Zeitraum von 8 Wochen. Während dieser Zeit führen die Teilnehmenden verschiedenste Übungen durch, geben sich Feedback und arbeiten zusätzlich an eigenen Use-Cases.“
Im Podcast mit Gastgeber Jan Foelsing gibt es weitere Informationen zum Ablauf der Lernreise (8 Wochen), der Zusammenstellung der Lerngruppen, den Erfahrungen und möglichen Weiterentwicklungen.
Matthias Wiencke, LernXP: Der LernXplorer, 11. Oktober 2024
Bildquelle: Jan Foelsing/ New Learning Lab (YouTube)
Nützliche Fundstücke aus dem Netz
Die Redaktion von e-teaching.org hat noch schnell vor dem Wochenende diesen Sammelpost veröffentlicht, der eine Reihe von nützlichen Links zu den Stichworten „Künstliche Intelligenz (KI)“, „digitale Lehre“ und „Open Educational Resources (OER)“ und mit dem Schwerpunkt „Hochschule“ umfasst.
„Dieser Sammelpost bietet eine kuratierte Zusammenstellung von Fundstücken aus dem Netz, die sowohl Studierenden als auch Lehrenden helfen, sich in der digitalen Welt gut zurechtzufinden. Von innovativen Tools über inspirierende Artikel bis hin zu praktischen Leitfäden – hier finden Sie Inspiration, um Ihre digitale Lern- und Lehrumgebung zu optimieren.“
akohl, e-teaching.org, 11. Oktober 2024
Bildquelle: Ron Lach (Pexels)
Prompt-Parade #PromptOber
Auch wenn ich mit diesem Hinweis spät dran bin. Es ist eine schöne Initiative, die Harald Schirmer gestartet hat: „Wir alle lernen mit Künstlicher Intelligenz umzugehen – warum nicht gemeinsam? … Wer hat Lust den Monat Oktober über mit mir zu Prompten? Texte, Bilder, Songs… was Ihr wollt. Lernen im Netzwerk kann so belebend, inspirierend und effizient sein.“ So die Einladung vom 27. September.
Also eine Blog- bzw. Prompt-Parade. Und wenn ich diese Zeilen schreibe, ist Harald Schirmer natürlich schon aktiv gewesen und hat folgende Beiträge veröffentlicht:
„#PromptOber Was ist Prompten“ (01.10.)
„#PromtOber Prompt Techniken“ (02.10.)
„#PromptOber Visuelle Auswertung“ (04.10.)
„#PromptOber – Bilderkennung“ (07.10.)
„#PromptOber – Sichere Linkkontrolle“ (08.10.)
„#PromptOber – Achtung Bias“ (09.10.)
„#PromptOber – Zusammenfassung“ (10.10.)
AI in L&D: Intention and reality
Donald H Taylor und Eglė Vinauskaitė haben wieder einen Report veröffentlicht, der über den Stand der KI-Nutzung in Learning & Development informiert. Es ist der dritte Report. Die Vorgänger erschienen im November 2023 und im April 2024. Der Report besteht aus drei Teilen: einer (nicht-repräsentativen) Umfrage, an der 420 Personen teilnahmen; einer Reihe von Case Studies über den Einsatz von KI in Unternehmen und einem „Immaturity Model“, in dem die Autor:innen ihre Beobachtungen zusammengefasst haben.
Und ich springe gleich zum interessantesten Teil dieses Reports, nämlich dem „Immaturity Model“. Was steckt dahinter? Die Autor:innen berichten von einer in ihren Augen widersprüchlichen Beobachtung: „This contrast between the survey results and the case studies lies at the heart of this report. On the one hand, the survey results show practitioners focused on the internal efficiencies of the L&D department. In contrast, the case studies illustrate often deeply complex uses of AI to solve business problems.“ (S. 8)
Diese Beobachtung eines unterschiedlichen Einsatzes von KI-Tools versuchen sie, mit ihrem „Immaturity Model“ (S. 40) abzubilden:
Für weitere Details empfehle ich einen Blick in die Studie. Ich möchte an dieser Stelle nur noch die Begründung des Begriffs zitieren:
„We call this the Immaturity Model to stress two things. First, it is not a classical maturity model with gradual and inevitable progression. Second, from what we have observed, there is a real danger of L&D focusing only on content and becoming trapped in an immature, unsophisticated use of AI, using it only to boost the efficiency of the training department.“ (S. 40)
Abgesehen davon: Wer sich einen detaillierten Überblick über den Einsatz von KI in L&D verschaffen will, dem sei auch das Kapitel „How AI is actually used“ zu empfehlen. Hier nehmen die Autor:innen einen L&D-Workflow (Discovery, Strategy & Design, Delivery, Follow-up) und ordnen den einzelnen Stationen Antworten und Beispiele der Befragungsteilnehmer:innen zu.
Donald H Taylor und Eglė Vinauskaitė, Oktober 2024
Open Prompting
Im Moment entstehen vor allem Empfehlungen und Leitfäden für ein gutes, zielgerichtetes Prompten. Nele Hirsch wechselt in diesem Beitrag die Perspektive und möchte generative KI-Modelle auch gerne für das „bewusste Öffnen des eigenen Denkens“ nutzen. Dabei zieht sie Verbindungen zum Design Thinking:
„Klassisches Prompting mit Regeln, Schemata und klaren Anleitungen unterstützt das konvergente Denken. Open Prompting hingegen fördert das divergente Denken – und wird meiner Meinung nach bisher viel zu wenig erkundet.“
Drei Herangehensweisen stellt sie vor, um diesen Pfad zu erkunden:
1. Generierung ungewöhnlicher Assoziationen versuchen …
2. Kreativitätstechniken als Prompts formulieren …
3. Bewusst unsystematische Prompts mit einer offenen Haltung schreiben …
Ihr Fazit: „Open Prompting bereitet mir schon seit längerem große Freude, und ich plane, es künftig noch häufiger auch bewusst als Inhalt in KI-Lernangeboten zu thematisieren und damit zu experimentieren. Vielleicht inspiriert dich dieser Blogbeitrag ebenfalls dazu. Wenn du eigene Ideen oder Erfahrungen zum Open Prompting hast, freue ich mich sehr, davon zu lesen.“
Nele Hirsch, eBildungslabor, 10. Oktober 2024
Bildquelle: Nele Hirsch
ENC319 – Lernen von Experten in der LEX Community der Deutschen Telekom mit Shakil Awan
Okay, wer diesen Blog regelmäßig liest, weiß längst von Shakil Awan und der LEX-Community der Deutschen Telekom. Allen anderen empfehle ich diese Ausgabe des Education NewsCast (30:42 Min.). Gastgeber Thomas Jenewein (SAP) fragt nach den Zielen, der Entstehung, den Themen, der Nutzung, dem Team und den Erfolgsrezepten von LEX (Lernen von Experten). Und Shakil Awan berichtet offen, wie er es fast im Alleingang geschafft hat, die größte Telekom-Community mit über 20.000 Mitgliedern aufzubauen.
„Die LEX Community der Telekom ist ein internes Wissens- und Lernnetzwerk und steht für „Lernen von Experten“. Shakil Awan der Erfinder und Product Owner beschreibt im Podcast, wie sie damit einen agilen, einfachen Wissensaustausch innerhalb der Deutschen Telekom fördern. …“
Thomas Jenewein, Gespräch mit Shakil Awan, Education NewsCast, 7. Oktober 2024
New report: Trends in Learning 2024
Die Expert:innen der Open University haben kürzlich ihren jährlichen Report „Innovating Pedagogy“ herausgebracht. Hier beschreiben sie zehn Trends aus einer pädagogischen Perspektive, ohne eine spezielle Zielgruppe im Blick zu haben. Deshalb haben sie diese Trends jetzt noch einmal für Learning & Development „übersetzt“.
Drei der sechs identifizierten Trends nehmen das Thema „KI“ auf: „Talking AI ethics at work“, „Intelligent content“ und „The AI conversation imperative“. Zwei Trends versuchen, die Ziele von L&D unmittelbar mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu verknüpfen: „Fostering peace at work“ und „Climate action“. Und ein letzter Trend nimmt noch einmal ein technologisches Thema auf: „Assessments through extended reality“.
Die Trends werden kurz vorgestellt, eine Expert:in oder eine Praktiker:in nimmt Bezug und Links laden zum Vertiefen ein. Empfehlen möchte ich den Trend „The AI conversation imperative“. Hier heißt es:
„Learning in conversation with AI is increasingly popular. The style of communication and conversation with gen AI tools such as ChatGPT is often likened to Socratic questioning (Socrates being the ancient Greek philosopher who explored topics with students through a process of questions and answers). It’s the same with gen AI – learners ask questions (called prompts), seeking answers and clarification, with the AI tool replying and prompting the learner to take their learning further. Rather than being a static process, it is a dialogue, replicating a human-to-human conversation. Or a trainer-learner conversation.“
The Open University, Oktober 2024
Prompt-Retros – Neues HFD-Format begleitend zum Prompt-Labor Hochschullehre 2.0 des KI-Campus
Ich verlinke diese Ankündigung des Hochschulforum Digitalisierung, weil sie gleich mehrere Aktivitäten und Ressourcen zum Thema zusammenführt: Prompt-Retros, Prompt-Labor und Prompt-Katalog. Alles aus der Hochschulperspektive. Aber vielleicht stellt der eine oder andere Punkt auch eine Ergänzung unseres Promptathon-Leitfadens dar.
„Anknüpfend an das Prompt-Labor 2023 und begleitend zum neu aufgelegten Prompt-Labor Hochschullehre 2.0 lädt das HFD ab 14. Oktober 2024 alle zwei Wochen zur Prompt-Retro ein. In diesem informellen Austauschformat haben Sie die Möglichkeit, Ihre Erfahrungen durch Kurzvorstellungen zu teilen, neue Anwendungsfälle für KI-Prompting zu entdecken und an der Weiterentwicklung unseres Prompt-Katalogs mitzuwirken.“
Hochschulforum Digitalisierung, 7. Oktober 2024
Is “Workflow Learning” a myth?
Das Thema, das Clark Quinn hier anspricht, ist in der Tat ein bisschen tricky, auch im Deutschen. Auch hier haben wir verschiedene Begriffe und Konzepte, um das Lernen im Arbeitsalltag zu fassen. Mal wird es als „informelles“ oder „arbeitsprozessintegriertes“ Lernen beschrieben; im Englischen, und darauf geht Clark Quinn ein, kommen dann noch „Performance Support“ (das auch hierzulande zuweilen genutzt wird) und „Workflow Learning“ hinzu.
Clark Quinn jedenfalls mag den Begriff „workflow learning“ nicht, „because learning requires action and reflection“. Und für „reflection“ muss ich in der Regel aus dem Arbeitsprozess bzw. „flow of work“ heraustreten. In seinem Beitrag geht er anschließend verschiedene Optionen durch, ob und wie man die verschiedene Anforderungen in einen Begriff bekommt. Abschließend hält er fest:
„I don’t have a definitive answer to “is workflow learning a myth” (so this would be an addition to the ‘misconceptions’ section of my myths book ;). What I think is important, however, is to unpack the concepts, so at least we’re clear about what learning is, about what workflow is, and when we should do either. Thoughts?“
Clark Quinn, Learnlets, 24. September 2024
Bildquelle: Pexels (pixabay)
Video: Lesen, Hören, Sprechen – KI-Sprachtools für die Erwachsenenbildung
Einleitend heißt es über dieses Tutorial auf erwachsenenbildung.at: „Gesprochene Inhalte transkribieren, Texte in gesprochene Sprache umwandeln, einen Klon der eigenen Stimme erzeugen oder sich verbal mit einem KI-Chatbot unterhalten: Künstliche Intelligenz bietet umfangreiche Möglichkeiten im Bereich der Sprache. So lassen sich sprachliche Bildung und barrierearmes Lernen fördern.“
Im Anschluss werden die unterschiedlichen Aufgaben und entsprechende KI-Tools, die bei ihrer Lösung helfen, vorgestellt. Wie immer legt die Redaktion einen Schwerpunkt auf Tools, die zumindest mit ihren Basisfunktionen auch kostenlos zur Verfügung stehen.
Gunter Schüßler, erwachsenenbildung.at, 4. Oktober 2024
Kompetenzen für Arbeits- & Lernwelten mit GenKI: 11. SCIL Trend- & Community Day 2024
Am 20. September 2024 hat in St. Gallen der 11. SCIL Trend- & Community Day stattgefunden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, so Christoph Meier (scil), standen zwei Fragenkomplexe: „1) Welche Art von Stärkung / Befähigung brauchen unsere Zielgruppen (Schülerinnen & Schüler, Studierende, Berufslernende, Beschäftigte), um erfolgreich mit GenKI-Werkzeugen arbeiten zu können? 2) Wie können wir diese Stärkung / Befähigung umsetzen?“
In seinem Protokoll geht Christoph Meier kurz auf jeden der folgenden Tagungspunkte ein:
– Kompetenzen für Arbeits- & Lernwelten mit (Gen)KI
– Standortbestimmung zu GenKI-Skills: Optionen & Beispiele
– Förderung von GenKI-Kompetenzen bei SBB: Praxisbericht
– Aktuelle F&E-Arbeiten zu GenKI-Kompetenz am IBB-HSG
– Förderung von GenKI-Kompetenzen an der Universität Lüneburg
– Empowerment für M365 Copilot
– Förderung von GenKI-Kompetenzen mit Promptathons
Kurz: Eine interessante Mischung aus Impulsen, Forschungs- und Praxisberichten und vielfältigen Hinweisen zur Vertiefung. In seinem Fazit plädiert Christoph Meier noch einmal für einen anderen, handlungsorientierten Zugang zum Thema:
„Wenn neue Anforderungen zutage treten, ist die erste Reaktion häufig “Wir brauchen einen Kurs dafür” (Schuchmann / Seufert 2013). Die Möglichkeiten für das Befähigen von Zielgruppen für die Arbeit mit GenKI-Anwendungen wie ChatGPT & Co gehen aber weit darüber hinaus. Die Beiträge zum Tag haben gezeigt, wie ein breiteres Angebotsportfolio sowohl im Kontext der betrieblichen Bildung als auch im Kontext der Hochschulbildung umgesetzt werden kann. Und sie haben gezeigt, dass insbesondere handlungsorientierten Formaten wie etwa Peer- bzw. Circle Learning oder Promptathons grosse Bedeutung zukommt.“
Christoph Meier, scil/ Blog, 27. September 2024
Bildquelle: ein einfacher Orientierungsrahmen zu Kompetenzen für den Umgang mit GenKI (Bildquelle: IBB-HSG)
Die Learnfluencer: Lernkultur fördern
Schon auf der Zukunft Personal in Köln ist das Stichwort gefallen, als Nadine Vöhringer (Festo SE) in einer Session über „#LearningInfluencer: Boost the Learning Culture of Festo“ berichtete. Hier knüpft Cornelia Hattula mit ihrem Artikel an und verbindet, wie auch Nadine Vöhringer, das Konzept des „Learnfluencers“ mit der Lernkultur einer Organisation, auf die es einzahlt. „Learnfluencer“, schreibt sie, „sind Menschen, die ihre Lernerfahrungen mit anderen teilen, etwa wie sie an bestimmte Lernthemen herangehen oder wie sie Lernziele für sich definieren, und was sie tun, um sich ihnen zu nähern.“ Wie sie das tun, ob als Blog oder im persönlichen Gespräch, liegt bei ihnen. Idealerweise werden sie selbst aktiv („Graswurzelbewegung“), aber es gibt auch Programme, die in die Rolle und Aufgaben der Learnfluencer einführen. Und die Übergänge zum Corporate Influencing können fließend sein – siehe #Christianlernt.
Cornelia Hattula stellt in ihrem Artikel auch einen Lernsteckbrief vor, der mir sehr gut gefallen hat, „eine Art strukturierter Fragebogen, der hilft, herauszubekommen, was einer Person beim Lernen geholfen hat und was nicht“. Ich könnte mir dieses Format auch als Networking-Aktivität in einem Bereich oder Team sehr gut vorstellen.
Auch für diesen Artikel gilt: Das Lesen kostet, aber das Hören ist frei.
Cornelia Hattula, managerSeminare 319, Oktober 2024, S. 74-82
Bildquelle: managerSeminare
Corporate Peer Learning: Zusammen schlau
In der aktuellen Ausgabe von managerSeminare werben Jan Foelsing und Anja Schmitz für Formen des Peer Learning, das sie folgendermaßen definieren: „Das Konzept legt den Schwerpunkt auf gemeinschaftliches und interaktives Lernen unter Gleichgesinnten – also „Peers“ – die sich gemeinsam, hierarchiefrei mit einem Thema, einer Fragestellung, einem Problem auseinandersetzen“. Im Artikel fallen weitere Stichworte, die das Peer Learning auszeichnen: die Lernenden, die zu Teilgebenden werden; das Peer Learning als Form des selbstorganisierten Lernens; der Beitrag des Peer Learnings zu einer positiven Lernkultur. Als Fallbeispiele kommen Matthias Wiencke (Bayer), Fabienne Hieber (Bosch), Shakil Awan (Telekom) sowie Angelika Raab und Jürgen Latteyer (DATEV) mit ihren Peer Learning-Initiativen zu Wort.
Vielleicht könnte man in der nächsten Ausgabe das Thema fortsetzen, indem man kurz einzelne Formate des Peer Learnings vorstellt, zum Beispiel BarCamps, Communities of Practice, Working Out Loud, lernOS, Promptathons, Plattformen für Online-Sessions.
Ansonsten: Der Artikel liegt hinter einer Bezahlschranke, aber man kann ihn sich auch als Podcast kostenfrei abspielen lassen.
Jan Foelsing und Anja Schmitz, managerSeminare 319, Oktober 2024, S. 54-63
Bildquelle: managerSeminare
Why Open Education Will Become Generative AI Education
Ein Ziel von Open Educational Resources (OER) ist es, den Zugang zu Bildungsmaterialien zu erleichtern. (Natürlich zielt OER auch auf die freie Nutzung und Weiterverarbeitung von Materialien, aber das blende ich für den Moment einmal aus.) Und jetzt kommen generative AI-Tools, die jedem Nutzer in Sekunden Antworten auf seine bzw. ihre Fragen liefern. Diesen Punkt nimmt der Vortrag von David Wiley auf. Er beginnt mit den ursprünglichen Zielen von OER, zeigt auf, wie KI-Tools diese Ziele unterstützen und wie KI-Tools unsere Möglichkeiten bezüglich OER verändern.
„I gave this talk for the University of Regina in September, 2024. The primary argument of the talk is that generative AI is, or soon will be, a more effective tool for increasing access to educational opportunities than OER (as we have understood them for the last 25 years).“
David Wiley, YouTube, 25. September 2024
Selbstlernkompetenz und KI
Nele Hirsch (eBildungslabor) hat einen Vortrag zum Thema „Selbstgesteuertes Lernen in einer KI-geprägten Welt“ gehalten. Ihre Unterlagen stehen natürlich online. Ich habe mir die Folien wie immer mit Interesse und Gewinn angesehen und möchte hier nur die drei Thesen festhalten, die Nele Hirsch dann weiter vertieft hat:
„- Gesellschaftliche Handlungsfähigkeit erfordert in einer KI-geprägten Welt andere Kompetenzen als im Buchdruckzeitalter.
– Selbstlernkompetenz ist die wahrscheinlich wichtigste Schlüsselkompetenz in einer KI-geprägten Welt.
– Die aktuelle KI-Entwicklung ist Herausforderung und Impuls zur dringend erforderlichen Veränderung der Bildung.“
Nele Hirsch, eBildungslabor, 23. September 2024
Erneuerung der Hochschule von außen nach innen oder umgekehrt? Kritische Diskussion und Alternativen zur Future Skills-Bewegung
Dieser Link und Text soll mich (und vielleicht jeden, der ihm folgt) daran erinnern, dass es in der Diskussion um Future Skills durchaus Fragezeichen gibt. Hier werden sie von Gabi Reinmann und Marco Kalz mit Blick auf den Hochschulkontext formuliert. Der konkrete Bezugspunkt ihrer Kritik bildet die Studie „Future Skills für Hochschulen: eine kritische Bestandsaufnahme“. Hier kurz die Punkte, an denen sie sich reiben:
– der politische und ökonomische Einfluss der Future Skills-Bewegung
– die theoretische Unschärfe
– das wissenschaftliche Empirie-Argument
– das Plädoyer für Zukunftsorientierung
Die angeführten Punkte sind auch für Außenstehende gut nachvollziehbar. Die Alternative („Lerntransfer und wissenschaftsdidaktische Verankerung“) wirkt auf den ersten Blick etwas defensiv und abschottend.
Marco Kalz und Gabi Reinmann, Impact Free 57, August 2024 (pdf)
Bite-size learning can fill employees’ craving for development
Der Artikel wirbt für „bite-size learning“, weil niemand – und schon gar nicht Führungskräfte – heute in der Lage ist, mehr als ein paar Minuten am Stück fürs Lernen zu investieren. Zu „busy & distracted“:
„“We have to teach in the way people learn,” leading analyst Josh Bersin says. “People want engaging, bite-size learning that is integrated into everyday work. Twenty minutes feels too long in this day and age. Focus on content that is two to seven minutes long.”
Ich würde eher andersherum argumentieren: Es sollte Alternativen zum 2-Tages-Seminar vor Ort geben, wenn ich etwas lernen bzw. mich entwickeln will. Ob das bei „zwei bis sieben Minuten“ und voll ausgereizten Arbeitstagen enden muss, weiß ich nicht. Vor allem, weil sich diese Lernzeiten immer auf „Content“ konzentrieren und andere Aspekte des Lernens wie Austausch und Praxis schnell außen vor lassen.
Neena Newberry, Fast Company, 16. August 2024