Lehren und Lernen
Lektüre gesucht? Aktuelle Publikationen zur digitalen Hochschullehre
Die Zusammenstellung der Redaktion von e-teaching.org ist so interessant und umfassend, dass ich sie hier komplett verlinke. Elf Lesetipps habe ich gezählt, meist umfangreiche Publikationen, aber alle kostenlos zugänglich. Einige Titel, wie z. B. den „Educause Horizon Report 2025“, werde ich mir in den nächsten Tagen einmal genauer anschauen.
akohl, e-teaching.org/ NotizBlog, 16. Mai 2025
Mach mit beim Buch der Corporate Learning Community!
Nach einigen Vorarbeiten und Abstimmungen hatte das Projektteam jetzt alle Informationen zusammen, und die Einladung konnte live gehen!
„Die Corporate Learning Community (CLC) lebt von den Ideen, Erfahrungen und Initiativen ihrer Mitglieder. 2025 möchten wir diese Vielfalt in einem gemeinsamen Buchprojekt sichtbar machen. Für uns und andere. Ein Rückblick auf 15 Jahre Community und ein Blick nach vorne auf das, was auf die CLC und Corporate Learning zukommt. Dafür laden wir alle ein, die Lust haben, einen Beitrag zu schreiben: aktiv Mitwirkende, langjährige Begleiter:innen, neue Stimmen – und alle, die Corporate Learning in Bewegung halten.“
Wer sich hier angesprochen fühlt, ist herzlich eingeladen, einen Beitrag einzureichen!
Jochen Robes, Corporate Learning Community/ Blog, 15. Mai 2025
Make Instructional Design Fun Again with AI Agents
Philippa Hardman ist derzeit eine der interessantesten Stimmen im Netz, die sich mit Themen und Fragen des Online-Lernens beschäftigen. Im Wochentakt veröffentlicht sie längere Artikel, die sich vor allem um die Frage drehen, wie KI die klassischen Lernprozesse (instructional design) verändert bzw. welche Möglichkeiten und Herausforderungen sich daraus für Bildungsexpert:innen ergeben.
In diesem Artikel führt sie uns in die Welt der KI-Agenten ein. Das beginnt natürlich mit der Frage, wie sich KI-Agenten und Chatbots eigentlich voneinander unterscheiden. Dazu Philippa Hardman: „The key distinction is that chatbots wait for you to ask questions, while agents proactively perform tasks on a schedule or in response to triggers. It’s the difference between having an assistant who sits quietly until you call versus one who handles routine work automatically in the background.“
Dann geht es schrittweise in den folgenden Kapiteln bzw. Absätzen weiter: a) Was macht einen KI-Agenten aus?, b) Bei welchen Aufgaben des Instructional Design machen KI-Agenten Sinn?, c) Wie erstelle ich einen KI-Agenten?
Um die letzte Frage zu beantworten, zeigt sie uns in einem „A Step-by-Step Tutorial“, wie man in Zapier einen KI-Agenten einrichtet. Konkret muss ich entscheiden: Wann soll der Agent ausgeführt werden? Was soll der Agent tun? Was soll der Agent produzieren? Das sieht auf den ersten Blick für einfache Aufgaben relativ unkompliziert aus!
Abschließend und auf dieser Grundlage wirbt Philippa Hardman für das Bild einer „Human-AI Instructional Partnership“: „The most successful instructional designers of 2025 and beyond won’t be those who resist AI, nor those who blindly embrace it and automate end to end processes. The winners will be those who learn how to collaborate with AI effectively, increasing not just their efficiency but also their effectiveness.“
Philippa Hardman, Dr Phil’s Newsletter, 15. Mai 2025
The End of HR As We Know It? AI Is Starting To Change Everything
Wie immer kommt auch dieser Beitrag von Josh Bersin als Weckruf daher und spart nicht mit klaren Worten und Botschaften. Und wie immer hat er die „amerikanische Brille“ des Unternehmensberaters großer Konzerne auf, wenn er von „downsizing“, „productivity“ und „automation“ spricht und davon, dass sich HR (L&D) dringend einem „Redesign“ unterziehen muss. Denn: „AI, through its miraculous data integration and generation capabilities, can probably do 50—75% of the work we do in HR.“ Vielleicht noch nicht heute oder morgen, aber ganz sicher übermorgen.
„Coming from the CEO and CFO, HR team are under intense pressure to automate, improve their services, and reduce headcount with AI. Yes, we know AI is a technology for growth and scale, but the main message right now is “hurry up and do some productivity projects.
And “Productivity,” as you know, is a veiled way of saying “Downsizing.”
Ach ja, und wer wissen will, wie weit wir hierzulande von solchen Szenarien entfernt sind, kann ja mal schnell den Job-Futuromat befragen.
Josh Bersin, Blog, 26. April 2025
Future Skills. Kompetenzen für die Zukunft
Dieser Wissensbaustein bietet eine kompakte und nützliche Übersicht (9 Seiten) über den Stand der Diskussion. Er zeigt, „was Future Skills ausmacht, wie sie entstanden sind, welche Modelle sie beschreiben und warum sie für Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe immer relevanter werden“. Nachzulesen sind die Entwicklungsschritte: von „Soft Skills“, „Schlüsselkompetenzen“, „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, „Employability Skills“, „21st Century Skills“ bis zu „Future Skills“. Vier zentrale Modelle werden hervorgehoben: OECD-Lernkompass 2023, Future of Jobs Report (WEF), Future Skills Framework (Stifterverband), Triple-Helix-Modell (Ehlers). Und auch die Kritikpunkte am Konzept der Future Skills und Herausforderungen werden erwähnt.
Mona Pielorz, DIE/ wb-web, Mai 2025
Jeder Mensch braucht KI-Kompetenz – aber welche eigentlich? Kritische Anmerkungen
Einen „ganzheitlichen Bildungsansatz“ vermisst Ulf-Daniel Ehlers, Professor für Bildungsmanagement und Lebenslanges Lernen an der DHBW, wenn es um KI-Kompetenzen geht. Er schreibt: „AI Literacy, wie sie bisher vielfach verstanden wird, bleibt zu oft auf dem Niveau von Grundwissen und funktionaler Medienbildung stehen. Wenn es (nur) um Bedienbarkeit, technisches Verständnis, informierte Nutzung geht – aber nicht um transformative Handlungskompetenz – ist das für die vor uns liegenden Herausforderungen nicht genug.“
In seinem Beitrag spannt er einen Bogen vom EU AI Act („Der Moment der Wahrheit ist da“), über gängige AI Literacy-Konzepte („Ein erster Schritt – aber nicht das Ziel“), zum Kompetenzmodell „AIComp“, in dem KI-Kompetenz als Future Skill im Sinne jener transformativen Handlungskompetenz dargestellt wird. Auch wenn hier der Aufruf, sich näher mit dem AIComp zu beschäftigen, im Vordergrund steht, haben mir die „drei Szenen aus dem Alltag“ gefallen. Hier heißt es unter anderem:
„Im Unternehmen: Eine HR-Managerin nutzt ein KI-System zur Talentdiagnostik. Sie versteht die Logiken des Modells, kommuniziert sie verständlich – und korrigiert den Einsatz, als Gender-Bias sichtbar wird.
→ KI-Kompetenz bedeutet hier: systemische Reflexion und kommunikative Vermittlung.“
Ulf-Daniel Ehlers, LinkedIn, 30. April 2025
New Work beyond hype: wie Hochschulen zu Lernorten zukunftsorientierter Arbeit werden
Ich weiß gar nicht genau, wie man dieses Dokument bezeichnen darf: ein Reader, eine Präsentation, eine Studie? Die Autorin, Anne Prill, Projektmanagerin für das Hochschulforum Digitalisierung beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung, nennt es „Blickpunkt“. Über ihn heißt es einleitend: „Dieser Blickpunkt klärt über den New Work-Begriff und seiner Herkunft auf und zeigt, um welche Veränderungen es in der Organisation Hochschule im Sinne der neuen Arbeit geht. Der Blickpunkt bietet hierzu Einblicke in die Hochschulpraxis an, benennt zentrale Takeaways und verweist auf weiterführende Quellen zum Thema.“ (S. 5)
Die Lektüre der 45 Seiten lohnt sich. Sogar die Zeilen über Frithjof Bergmann und New Work habe ich mit Interesse und Gewinn gelesen! Sie leiten den „Blickpunkt“ ein. Anschließend werden fünf Hochschulbereiche dargestellt, „in die New Work-Ansätze hineinwirken können“: Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort, Neues Führungsverständnis für neue Arbeit, Arbeits- und Lernplatzgestaltung, Organisationsdesign & Arbeitsprinzipien und New Work in der Lehre.
Die Kapitel sind komprimiert und auf den Punkt geschrieben, mit vielen interessanten Konzepten und Stichworten, angereichert um kurze Praxis-Spotlights; zwei Absätze, „Herausforderungen und Grenzen“ sowie „Zentrale Takeaways und Erfolgsfaktoren für die Gestaltung von New Work“ schließen die Arbeit ab, die – das sollte ich nicht vergessen – hervorragend gestaltet und umgesetzt ist.
„Wie bei vielen Veränderungen, sollte auch die New Work-Transformation keinen Selbstzweck erfüllen. Die Intention dahinter ist entscheidend, warum und wie neue Organisationsmodelle oder Arbeitsmethoden umgesetzt werden. Veränderungen sollten anschlussfähig, partizipativ und angelehnt an die organisationseigenen Kulturpraktiken und -logiken entstehen.“ (S. 35)
Anne Prill, Hochschulforum Digitalisierung, 29. April 2025
eLearning AWARD: Übersicht der Siegerprojekte 2025
Ich habe mir heute etwas Zeit genommen und mir die Übersicht der Siegerprojekte angeschaut, die das eLearning Journal dieses Jahr veröffentlicht hat. Auszugsweise muss ich dazu sagen, denn es sind 87 Projekte, die gekürt wurden. Und zwar in den folgenden Kategorien: Adaptives Lernen, Blended Learning, eLearning Innovation, Kompetenzentwicklung, Künstliche Intelligenz, Learning Journey, Lernplattform, Nachhaltigkeit, Storytelling, Virtuelle Lernwelt, Web Based Training.
Diese 11 Kategorien wirken etwas übersichtlicher als im Vorjahr, als sich die 92 Siegerprojekte noch auf 92 unterschiedliche (!) Kategorien verteilten. Aber nur auf den ersten Blick. Denn dafür sind die Zuordnungen in diesem Jahr sehr offen und alles andere als trennscharf. Das liegt ganz einfach darin begründet, dass hier meist klassische eLearning-Programme und -Kurse ausgezeichnet werden. Nur in wenigen Fällen haben diese Projekte technologische oder konzeptionelle Schwerpunkte, die sie klar von ihren Nachbarn abgrenzen.
Ein anderer Punkt: Die Projekte werden in der Regel von einem Unternehmen und einem Anbieter gemeinsam eingereicht. Es geht um formales Lernen. Informelles, netzgestütztes Lernen oder Peer Learning-Angebote tauchen deshalb in dieser Übersicht nicht auf (aber vielleicht hat ja Shakil Awan nächstes Jahr einmal Lust und reicht „LEX – Learning from Experts“ ein!).
Das nur vorweg. Denn ich schätze diese Übersicht, weil sie zeigt, wie heute der Alltag digitalen Lehrens und Lernens in den Unternehmen aussieht. Hier findet man übrigens den Begriff „Web Based Training“ noch und zwar nicht nur als Kategorie, sondern auch in vielen einzelnen Projektbeschreibungen. Neun Projekte (von 87) finden wir in der Kategorie „Künstliche Intelligenz“. Hier geht es mal um KI in der Kursentwicklung, mal um Chatbots, die als Assistenten oder Lern-Coaches unterstützen, und mal um KI als Schulungsthema. Von einer Revolution des Lernens ist das noch meilenweit entfernt.
KI lernförderlich einsetzen – aber wie?
Es sind nur kurze allgemeine Stichworte zum Einsatz von KI: zum Beispiel reflektiert vorgehen; die menschliche Intuition nicht vernachlässigen; transparent die Nutzung der KI kommunizieren. Sie werden jedoch eingerahmt durch die Hinweise auf die Artikel von Nele Hirsch (eBildungslabor) und den Beginn des EBmooc 2025 im Herbst, wo man das Thema weiter vertiefen kann.
Miriam Klampferer, erwachsenenbildung.at, 7. Mai 2025
Selbstwirksamkeit als Schlüssel zum Erfolg
Beim Blick auf die Future Skills-Konzepte stellt sich ja schnell die Frage, wie man sie denn in bestehende Curricula bzw. Lehr- und Lernprozesse integrieren kann. Eine Arbeitsgruppe innerhalb der „Allianz für Future Skills“ des Stifterverbandes hat sich jetzt dieser Aufgabe gestellt und für das Konzept der „Selbstwirksamkeit“ eine erste Antwort vorgelegt. Der Bericht (22 S.) umfasst folgende Teile:
– Definitionen des Konzepts „Selbstwirksamkeit“ und Belege für ihre Wirkung
(Selbstwirksamkeit = „Das Zutrauen, Herausforderungen in akademischen sowie beruflichen (= professionellen) Umgebungen erfolgreich meistern zu können“, S. 8)
– ein Self-Assessment für die Reflexion der aktuellen individuellen Selbstwirksamkeitserwartung (bestehend aus 28 Items)
– ein Kursangebot, bestehend aus 10 aufeinander aufbauenden Modulen
– weitere Maßnahmen (u.a. Train-the-Trainer) und Aktivitäten (eine Community of Practice, die die Angebote weiterentwickelt).
Alles soll unter einer CC-Lizenz bzw. als Open Educational Resources zur Verfügung stehen.
Ich hatte jetzt noch keine Möglichkeit, einen Blick auf die erwähnten Bausteine zu werfen (ich bin auch gar nicht sicher, ob sie bereits alle zugänglich sind). Das Kurskonzept hat mich etwas an WOL und lernOS erinnert (so wählen die Teilnehmenden in der Anfangsphase ein Projekt aus ihrem eigenen Lebenskontext). Allerdings finde ich im Wochenablauf keine Hinweise darauf, ob und wie sich die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen mit den Kursangeboten bzw. den gestellten Aufgaben austauschen.
Max Senges, Katrin Götz-Votteler, Christian Schmickler, Manuela Benick, Pascale Stephanie Petri, Laura Eigbrecht, Manuel Dolderer, Barbara Clasen, Berlin: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, März 2025
NotebookLM und die Discovery-Funktion: KI trifft Wissensmanagement!
Jan Foelsing stellt in diesem kurzen Video (6:20 Min.) die Discovery-Funktion von NotebookLM vor („ist wie eine Art eingebautes Perplexity“). Dafür teilt er mit uns seinen Bildschirm und „entwickelt“ schrittweise sein virtuelles Notizbuch. Und wenn man seinen Empfehlungen folgt, sollte man NotebookLM unbedingt auf dem Radar behalten.
Jan Foelsing, LinkedIn, April 2025