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12.3.6 Herstellung erster Entwürfe

Die Herstellung erster Entwürfe hat sich heute in zwei Richtungen entwickelt. In der Entwicklungsphase werden mit einem leistungsfähigen 3D-CAD-System technische Zeichnungen am PC gezeichnet. Der dabei entstehende Datensatz wird als Basis für zwei mögliche Ausgabevarianten verwendet. (CAD = computer-aided Design. Die Daten lassen sich perspektivisch dreidimensional darstellen oder auch als offener Zuschnitt.)


Abb.12.14a: offener Zuschnitt (es fehlen hier noch wichtige Maße) und 3D-Ansicht eines Packmittels für ein Feuerzeug (Quelle: Eigene Darstellung)

Wenn der Kunde sehr wenig Zeit hat und / oder wenn die Konstruktion nicht sehr kompliziert ist, wird aus den zweidimensionalen CAD-Daten ein 3D-PDF erzeugt, das dem Kunden per E-Mail zur Ansicht zugesendet wird. Dieses 3D-PDF kann noch mit dem Drucklayout kombiniert werden, sodass der Kunde eine sehr gute virtuelle Vorstellung der Packmittelentwicklung bekommt. Darüber hinaus verfügen modernste CAD-Systeme heute über die Möglichkeit, das Packmittel in einem virtuellen POS (Point of Sale) zu präsentieren. So kann sich der Kunde virtuell an Regalen mit seinen virtuell verpackten Produkten entlang bewegen.


Abb.12.14b: Die Abbildung zeigt eine 3D-Storesimulation mit Displaylösungen und Packmitteln (Quelle: STI-Group.com)


Abb.12.14c: Beispiele für Weißmuster (Quelle: FFI-Seminar, Praxis vor Ort, Live in der Praxis - Magnum, VG Nicolaus Kempten 12/05)

Grundsätzlich zeigt erst die Praxis, ob eine Idee hält, was sie verspricht. Deshalb wird in der Regel vor jedem Produktionsauftrag ein reales Funktionsmuster – auch „Handmuster“ oder „Weißmuster“ genannt – angefertigt. Insbesondere, wenn die Konstruktion komplizierter ist oder eine Kleinserie für Abpackversuche benötigt wird, oder wenn ganze digital bedruckte Kleinserien hergestellt werden sollen, werden die CAD-Daten für die Herstellung des dreidimensionalen Handmusters auf modernsten Schneid- beziehungsweise Rillplottern verwendet.

Um ein brauchbares Ergebnis des Handmusters zu bekommen, muss die Schneidanlage entsprechend gerüstet werden. Hierzu müssen das Schneidmesser und das Rillrad auf das zu bearbeitende Material angepasst werden. Die richtigen Vorschubdaten sind in der Regel in der Schneidsoftware des Plotters hinterlegt und müssen nur materialbezogen richtig ausgewählt werden. Informationen findet man bei den Maschinenherstellern von Schneidplottern – zum Beispiel
https://www.zund.com/de/ oder https://www.lasercomb.com/de/. Um präzise Handmuster zu erhalten, müssen Riller gegebenenfalls von Hand nachgerillt, Rückstellkräfte minimiert und die entsprechenden Laschen gequetscht werden. Mit dem so hergestellten realen Handmuster lassen sich die Handhabung sowie die Funktionalität natürlich am besten überprüfen.


Abb. 12.15: Arbeiten im Entwicklungskreis – Änderungen sind so lange einzupflegen, bis der Kunde zufrieden ist. (Quelle: Eigene Darstellung)

Ist das virtuelle Handmuster fertig, so kann mit entsprechender Software noch das Palettierungsschema erzeugt werden; so können Logistikprozesse optimal simuliert werden. Wird hier festgestellt, dass unnötig Transportkapazität durch ungünstige Größenverhältnisse verschenkt wird, kann noch Abhilfe geschaffen werden, bevor der Auftrag in Produktion geht. Ist aus entwicklungstechnischer Sicht alles Mögliche getan, so kann das fertige Handmuster dem Kunden zur Entscheidung vorgelegt werden.


Abb. 12.16: Simulationssoftware, die zeigt, wie die einzelnen Wellpappkisten auf der Palette gestapelt werden können (Quelle: erpa.de)

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