Druckverfahren unterscheiden
20. Februar 2013 9:38
– Peter Reichard
Arten der Druckverfahren
Konventionelles Druckverfahren
- auch IP-Verfahren genannt (Impact-Printing)
- unter Einsatz von Druckformen (Klischees)
- Informationsübertragung erfolgt durch eine feste eingefärbte Druckform (Druckbildspeicher) mit mechanischer Druckkraft, dem so genannten Anpressdruck, auf einen Bedruckstoff
→ Hochdruck (Buchdruck, Flexodruck), Flachdruck (Offsetdruck), Durchdruck (Siebdruck), Tiefdruck (Rakeltiefdruck, Tampondruck)
Kontaktlose Druckverfahren
- auch NIP-Verfahren genannt (Non-Impact-Printing)
- ohne Einsatz von Druckformen
- Text-/Bildinformationen werden ohne statische Druckform mit Hilfe von Farbe oder Toner auf den Bedruckstoff übertragen
- berührungslose Informationsübertragung oder Übertragung mit minimalem Anpressdruck
- Übertragung wird durch elektrostatische, magnetische oder sonstige elektronisch gesteuerte Kräfte gesteuert
→ alle Digitaldrucksysteme, die mittels Elektrofotografie oder Inkjet-Technologie arbeiten
Rakeltiefdruck (Tiefdruck)
Das Tiefdruckverfahren ist ein direktes Druckverfahren.
Bei dieser Drucktechnik liegen die Näpfchen vertieft und nehmen Farbe auf (druckende Elemente). Je tiefer das Näpfchen, umso dunkler ist der Farbton. Je flacher das Näpfchen, umso heller ist der Farbton.
Überschüssige Farbe wird mit einer Rakel oder einem Wischer entfernt (nichtdruckende Elemente), so dass sich die Druckfarbe nur noch in den Vertiefungen befindet.
Die Farbübertragung geschieht direkt von der Druckform (seitenverkehrt) auf den Bedruckstoff. Ein hoher Anpressdruck zwischen Bedruckstoff und Farbe bewirkt die Farbübertragung.
Bei der Druckform handelt es sich um einen gravierten Tiefdruckzylinder als Komplettdruckform.
Als typische Druckerzeugnisse gelten Zeitschriften, Prospekte, Kataloge und Beilagen ab einer Auflagenhöhe von ca. 200.000 Stück.
Erkennungsmerkmale:
- Sägezahneffekt an den Rändern von Buchstaben
- hohe Farbbrillianz
- Tiefschwarz
- echte Halbtöne
Mögliche Auflagenhöhe von einer Druckform:
- Kupferzylinder bis 1 Mio.
- verchromte Zylinder deutlich höher
Workflow:
- Konformes PDF
- Ausschießen
- Zylinder gravieren
- Druckmaschine einrichten
- Druck
- Weiterverarbeitung
Zeitaufwand: Stunden
Offsetdruck (Flachdruck)
Der Offsetdruck ist ein indirektes Flachdruckverfahren. Das Druckbild wird also nicht direkt vom Druckbildspeicher auf den Nutzen aufgebracht, sondern zunächst auf eine Übertragungsdruckform, das Gummituch.
Die Farben für den Offsetdruck sind auf Fettbasis. Die druckenden und nichtdruckenden Elemente liegen auf einer Ebene. Druckende Stellen sind dabei farb- bzw. fettfreundlich (lipophil / hydrophob), nichtdruckende Stellen sind wasserfreundlich bzw. fettabweisend (hydrophil / lipophob), d.h., sie nehmen keine Farbe an.
Bei der Druckform handelt es sich um eine vorbeschichtete Aluminiumplatte, welche seitenrichtig ist.
Als typische Druckerzeugnisse gelten Akzidenzen (z.B. Visitenkarten), Geschäftsdrucksachen, Zeitschriften, Prospekte, Bücher, Kataloge und Beilagen mit mittleren Auflagenbereich bis max. 200.000 Stück.
Erkennungsmerkmale:
- meist hohe Qualtität (bis 120er Raster)
- Veredelungen wie Lacke und Sonderfarben
- "Offset-Rosette" bei vierfarbigen Stellen
- Buchstaben an den Rändern leicht ausgefranst (mit Fadenzähler sichtbar)
- lohnend erst bei hohen Auflagen (Achtung: Es gibt mittlerweile Hybridmaschinen, bei denen Inkjet-Köpfe in Offset-Maschinen verbaut sind, deren Ergebnis sich nicht vom Offset-Druck unterscheidet. So sind individualisierte Offset-Produkte möglich.)
Mögliche Auflagenhöhe von einer Druckform:
- bei Aluminiumplatten hoher Qualität 100.000 und mehr
- Bogenoffset eher weniger
- Rollenoffset höher
Workflow:
- Konformes PDF
- Ausschießen
- Druckplatte beschichten (Film oder CTP)
- Druckmaschine einrichten
- Druck
- Weiterverarbeitung
Zeitaufwand: Stunden
Toner-Digitaldruck (NIP)
Der Digitaldruck kann je nach System ein direktes oder indirektes Druckverfahren sein.
Das Druckbild wird direkt von einem Computer in eine Druckmaschine übertragen, ohne dass eine statische Druckform benutzt wird.
Die druckenden Elemente werden auf dem Druckzylinder elektrostatisch geladen. Die nichtdruckenden Elemente stellt der nicht geladene Bereich dar.
Die Farbübertragung erfolgt direkt vom Druckzylinder auf den Bedruckstoff oder indirekt über ein Gummituch.
Als typische Druckerzeugnisse gelten der personalisierte Druck, Kleinstauflagen bei Akzidenzen / Geschäftsdrucksachen, Zeitschriften, Prospekte, Bücher, Kataloge und Beilagen.
Erkennungsmerkmale:
- Qualität schwankend von fast identisch mit Offset bis schlecht (wolkig, Tonwertabrisse).
- meist gröberes Raster
- Glanz durch Öl-Fixierung
Mögliche Auflagenhöhe von einer Druckform:
- 1! Nach jeden Druck wird der Zylinder neue elektrisch geladen.
- Mischprodukte aus Digitaldruck/Offset möglich
Workflow:
- Konformes PDF
- ggf. Ausschießen
- Druckmaschine einrichten
- Druck
- Weiterverarbeitung
Zeitaufwand: Minuten
Siebdruck (Durchdruck)
Das Siebdruckverfahren ist ein direktes Druckverfahren.
Die Druckfarbe wird mit einem Gummirakel durch ein feinmaschiges Gewebe auf das zu bedruckende Material gestrichen. An denjenigen Stellen des Gewebes, wo dem Druckbild entsprechend keine Farbe gedruckt werden soll, werden die Maschenöffnungen des Gewebes durch eine Schablone farbundurchlässig gemacht. Die Druckform (farbdurchlässiges Siebgewebe mit aufgebrachter Schablone) ist seitenverkehrt.
Als typische Druckerzeugnisse gelten Glaskörper, Dosen, Stoffe, Sportgeräte und Werbeartikel aller Art. Im Großformat/Out-of-Home-Bereich eher zurückgedrängt vom Digitaldruck.
Erkennungsmerkmale:
- Siebstruktur ist z.T. erkennbar (Sägezahneffekt)
- starker, fühlbarer Farbauftrag
- Bedruckstoff, der nur für Siebdruck geeignet ist
- leuchtende Farben, vor allem auf dunklen Untergründen
Mögliche Auflagenhöhe von einer Druckform:
- abhängig von der Siebqualität und der Rakeleinstellung
Workflow:
- Konformes PDF
- Ausschießen
- Sieb mit Schablone beschichten
- Druckmaschine einrichten
- Druck
- Weiterverarbeitung
Zeitaufwand: Stunden
Buchdruck (Hochdruck)
Der Buchdruck ist ein direktes Druckverfahren.
Die druckenden Elemente liegen dabei erhöht (Halbtöne werden durch autotypische Raster gebildet) und die nichtdruckenden Elemente somit vertieft. Die Farbübertragung erfolgt direkt von der Druckform, welche seitenverkehrt ist, auf den Bedruckstoff. Bei der Druckform handelt es sich um einen Bleisatz, Zinkklischee, Kunststoff oder andere starre Materialien.
Heute fast nur noch zum Stanzen, Prägen und Perforieren eingesetzt. Selten noch Zeitungen.
Erkennungsmerkmale:
- Quetschrand
- Schattierung auf der Rückseite eines Druckbogens
- nur grobe Rasterweiten möglich (48er - 60er)
- wolkig in dunklen Bereichen
- unbefriedigende Zeichnung in hellen Bereichen
Mögliche Auflagenhöe von einer Druckform:
- 10.000 Stück von einer Bleisatzform
- von Kunststoffformen mehr
Workflow:
- Konformes PDF
- Ausschießen
- Druckform herstellen
- Druckmaschine einrichten
- Druck
- Weiterverarbeitung
Zeitaufwand: Stunden
Flexodruck (Hochdruck)
Der Flexodruck ist ein direktes, rotatives Druckverfahren.
Die druckenden Elemente liegen dabei erhöht (Halbtöne werden durch autotypische Raster gebildet) und die nichtdruckenden Elemente somit vertieft. Die Farbübertragung erfolgt direkt von der Druckform, welche seitenverkehrt ist, auf den Bedruckstoff. Bei der Druckform handelt es sich um Gummi-, Kunststoff- oder Fotopolymermatten.
Es können dünne und druckempfindliche Materialien bedruckt werden.
Als typische Druckerzeugnisse gelten Verpackungen (fast 50% Marktanteil), Folienverpackungen, Etiketten, Faltschachteln, Lottoscheine, Tapeten- und Dekore sowie billige Postwurfsendungen.
Erkennungsmerkmale:
- Quetschrand
- nur grobe Rasterweiten möglich (max. 60er - 80er)
- Schrift mindestens 10 pt und ohne feine Serifen
- spezielle Rasterwinkelung (Y = 82,5°, M = 67,5°, C = 7,5°, K = 37,5°) = DIN +7,5°
Mögliche Auflagenhöe von einer Druckform:
- bis 500.000
Workflow:
- Konformes PDF
- Ausschießen
- Druckform herstellen
- Druckmaschine einrichten
- Druck
- Weiterverarbeitung
Zeitaufwand: Stunden
Inkjet (NIP)
Der Inkjetdruck ist ein direktes Druckverfahren. Kleinste Tintentropfen werden auf das Papier aufgebracht.
Dies geschieht im Falle des Drop-on-Demand (DOD) Verfahren entweder durch gezieltes Erhitzen (BubbleJet, Canon und HP) oder durch Anlegen einer Spannung an keramische Piezo-Kristalle (Epson), was zu einer Abgabe der Tropfen führt.
Bei professionellen Druckern gibt es außerdem das Continous-Inkjet (CIJ) Verfahren, bei dem die Tinte kontinuierlich im Druckkopf zirkuliert und kleinste Tropfen durch elektrostatische Ladungsänderung auf den Bedruckstoff abgelenkt wird.
Dies geschieht im Falle des Drop-on-Demand (DOD) Verfahren entweder durch gezieltes Erhitzen (BubbleJet, Canon und HP) oder durch Anlegen einer Spannung an keramische Piezo-Kristalle (Epson), was zu einer Abgabe der Tropfen führt.
Bei professionellen Druckern gibt es außerdem das Continous-Inkjet (CIJ) Verfahren, bei dem die Tinte kontinuierlich im Druckkopf zirkuliert und kleinste Tropfen durch elektrostatische Ladungsänderung auf den Bedruckstoff abgelenkt wird.
Druckende Elemente: Farbauftrag über Düsenkopf im Drucker; nichtdruckende Elemente: kein Farbauftrag.
Als typische Druckerzeugnisse gelten großformatige Drucke, Plakate in kleiner Auflage, Fotorealistischer Druck (Digigraphie) und Proof sowie private Drucke im Home-Bereich.
Erkennungsmerkmale:
- Stochastisches Druckraster (alle Punkte gleich groß, nur Verteilung schwankt)
- verlaufende Tinte auf saugfähigem Material
- Fotorealismus auf Spezialpapier
- Überformat
Mögliche Auflagenhöe von einer Druckform:
- Digitaldruckverfahren, Auflagenhöhe 1 bis ...
Workflow:
- Konformes PDF
- ggf. Ausschießen
- Druckmaschine einrichten
- Druck
- Weiterverarbeitung
Zeitaufwand: Minuten
Tampondruck (Tiefdruck)
Der Tampondruck ist ein indirektes Tiefdruckverfahren. Dabei wird aus den Vertiefungen eines Klischees mit dem Tampon Farbe aufgenommen - deshalb Tiefdruck.
Die Druckfarbe wird durch ein elastischen, sogenannten Tampon aus Silikonkautschuk von der Druckform auf den Bedruckstoff übertragen. Aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit beim Druck können komplex geformte Oberflächen bedruckt werden. Die Druckform ist seitenrichtig.
Die Druckfarbe wird durch ein elastischen, sogenannten Tampon aus Silikonkautschuk von der Druckform auf den Bedruckstoff übertragen. Aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit beim Druck können komplex geformte Oberflächen bedruckt werden. Die Druckform ist seitenrichtig.
Bedruckstoffe:
Besonders geeignet für Kunststoffe wie Kugelschreiber, Feuerzeuge, auch Tassen, Golfbälle, Naturprodukte wie Nüsse etc., aber auch Pappe und Papier.
Erkennungsmerkmale:
- scharfe Kanten
- feine Linien
- unebener/gewölbter Bedruckstoff
Mögliche Auflagenhöhe von einer Druckform:
Je nach Material des Tiefdruckklischees sind Auflagen von 6.000 bis über 3.000.000 Exemplare möglich, mit einem Tampon jedoch nur bis maximal 100.000, so dass er bei höheren Auflagen gewechselt werden muss.
Nachteile:
- Im Vergleich zum Siebdruck ist es rein physikalisch nicht möglich auf ein Produkt genügend Farbe zu drucken. Da der Tampon eine begrenzte Farb-Aufnahmefähigkeit hat, weshalb dunkle Materialien mit hellen Farben vorbedruckt werden müssen.
- Motivgröße begrenzt bis ca. 30 cm im Durchmesser
- niedrige Druckgeschwindigkeit
Vorteile:
- enorme Flexibilität, die Beschaffenheit des Tampons erlaubt nahezu jeden Gegenstand zu bedrucke, ob konkav, konvex, rau, glatt etc.
- Auflösung übertrifft die des Siebdrucks bei weitem
- kurze Umrüstzeiten (Klischee und Farbe lassen sich schnell austauschen)
Bewertung:
(10 Stimmen)