Haupt-Reiter

Haack, Marcel (2010): Datenanlieferung durch Online Plattformen und automatisierte Erzeugung druckfertiger PDF-Dateien

Gliederung

1 Ausgangspunkt

2 Bisherige Lösungsansätze mit Beispielen

     2.1 Lösung 1: PDF/X an Druckerei

     2.2 Lösung 2: offene Daten an Druckerei

     2.3 Lösung 3: Web-to-Print System

3 Beurteilung der Ansätze

4 Vorschlag für weitere Vorgehensweisen/Problemlösung

5 empfohlene nächste Schritte und Resumé

6 Quellen

 

      1 Ausgangspunkt

Ausgangspunkt: Gegenwärtig ist ein starker Trend seitens der Kunden zu beobachten, die verstärkt Drucksachen über Web-to-Print Lösungen produzieren. Belegt wurde dies auch in Studien, die den Web-to-Print Markt bis 2012 um 68% wachsen sehen. Vorteile bringt dies nicht nur für die Kunden, die ihre Drucksachen schnell und kostengünstig produzieren können. Auch Druckereien besitzen mit Hilfe von Online Plattformen ein mächtiges Werkzeug um Druckdaten automatisiert entsprechend den geltenden Normen zu erstellen. Darüber hinaus lassen sich weitere Vorteile für die Druckerei ausmachen, wie der verringerte Administrationsaufwand, automatische Bestellung und Rechnungsabwicklung etc. Jedoch ergeben sich unter Umständen auch Nachteile für den Druckdienstleister, der bei einem funktionierenden Workflow inklusive Erstellung druckfertiger PDF-Dateien, einen Umsatzrückgang von bis zu 5% durch fehlende Druckvorstufeneinnahmen vermelden muss (Zipper 2009: S.26). Insgesamt amortisiert sich dieser Betrag jedoch, da sich im Gegenzug Kunden oftmals, bei einer funktionierenden Lösung, auf eine längerfristige Bindung einlassen.

      2 Bisherige Lösungsansätze mit Beispielen

Die Bandbreite der Lösungen reicht von der Lieferung offener Dateien über einen FTP-Server bis zur Erstellung druckfertiger PDF-Dateien in einem geschlossenen Brand-Management-System. Letztere sind reine Web-to-Print Lösungen die momentan noch in der Einführungsphase sind, so dass viele Lösungen nur grundlegende Funktionalitäten besitzen, bzw. nicht ausgereift oder zu komplex sind. Eine eindeutige Klassifizierung kann an dieser Stelle nicht vorgenommen werden, da die einzelnen Lösungen in ihrem jeweiligen Kontext unterschiedliche technische Ansätze und Strategien verfolgen, bzw. unterschiedliche Märkte bedienen und darauf abgestimmt sind. Um jedoch einen Ansatz von Transparenz bezüglich der Online-Datenlieferung inklusive Druckdatenerzeugung zu schaffen wird folgende Unterteilung vorgenommen.

1.)  Der Kunde liefert seine erzeugte Druck-PDF über eine FTP-Server an den Druckdienstleister.

                2.)  Der Kunde liefert offene Dateien (Layout, Bilder, Grafiken, Schriften) über einen FTP-Server an den  
              Druckdienstleister.

                3.)  Die Druckdatenerzeugung geschieht in einem geschlossenen Designmanagementsystem
              (Web-to- Print System) mit fest definierten Regeln und Layoutbestandteilen.

 

      3 Beurteilung der Ansätze

zu 1.) Die Druck-PDF wird bei diesem Ansatz vom Kunden selbst erstellt. Hier wird entweder entsprechend druckvorstufentechnisches Know-How des Kunden vorausgesetzt oder man unterstützt ihn durch die Bereitstellung von Regeln bei der Druckdatenerzeugung. Diese Variante bedeutet den größten Aufwand im Vorfeld der Druckdatenerzeugung für die Druckerei, da sie keinen Einfluss auf die Erstellung der druckfertigen PDF hat. Die Begleitung des Kunden bei der PDF Erzeugung wird von den Druckereien auf unterschiedlichste Weise gelöst. Im Wesentlichen offenbaren sich zwei Möglichkeiten. Bei der ersten Möglichkeit stellen die Druckereien dem Kunden umfangreiche Informationen zur Erstellung, Bearbeitung und Einbindung aller Layoutbestandteile, wie Bilder, Grafiken, Schriften, Dokumentlayoute etc. bereit. Jetzt liegt es am Kunden selbst diese Hinweise zu beachten und entsprechend den vorgegebenen Parametern die Druck-PDF zu erzeugen. Die zweite Möglichkeit wäre dem Kunden vordefinierte Regeln zum Download bereit zu stellen. Diese umfassen in der Regel jobotions für die PDF-Erzeugung, ISO-Profile zur Bilddatenkonvertierung und Preflight-Regeln zum Datencheck. Der Kunde kann die Daten demnach vor Lieferung an die Druckerei bereits auf Verwendung checken.

Diese beiden Möglichkeiten erzeugen im Vorfeld einen hohen Aufwand seitens der Druckerei, da zunächst Informationen und Regeln definiert und bereitgestellt  werden müssen. Die Verantwortung liegt bei dieser Lösung beim Kunden entsprechend den Hinweisen druckfertige PDF-Dateien zu erstellen. Leider bietet diese Lösung den geringsten Service der 3 vorgestellten Ansätze, da der Kunde weitestgehend mit der Druckdatenerzeugung allein gelassen wird und bei Korrekturen der Druckdaten mit hohen Kosten seitens der Druckerei rechnen muss.

Zu 2.) Die Druck-PDF wird bei diesem Ansatz von der Druckerei selbst erstellt. Der Kunde liefert lediglich online die offenen Daten, wie Layout, Bilder, Grafiken und Schriften. Ähnlich dem ersten Ansatz muss der Kunde die Daten zunächst druckvorstufenkonform aufbereiten. Die Druckerei liefert auch hier umfangreiche Informationen zur Erstellung, Bearbeitung und Einbindung der Layoutbestandteile, wie Bilder, Grafiken, Schriften, Dokumentlayoute etc.. Jedoch geht hierbei die Verantwortung auf die Druckerei über. D.h. liefert der Kunde druckfähige Daten, ist die Druckerei in der Verantwortung entsprechend druckfertige PDF-Dateien zu erstellen.

Bei diesem Ansatz bietet die Druckerei dem Kunden die Möglichkeit die PDF-Dateien selber zu erstellen und auf falsche Daten hinzuweisen. Auch hier wird die Druckerei dem Kunden hohe Kosten bei der Korrektur von Druckdaten auferlegen. Der Kunde erhält allerdings unter Umständen nähere Informationen über fehlerhafte Daten als beim ersten Ansatz, da die Druckerei Zugriff auf die offenen Daten hat.

Zu3.) Diese eigentlichen Web-to-Print Systeme bieten dem Kunden die Möglichkeit Druckdaten auf Basis einer Layout/Satzengine zu erzeugen. Er hat hierbei die Möglichkeit Bilder und einzelne Layoutbestandteile entsprechend einer eigenen Bild- und Layoutdatenbank auszutauschen. Gesteuert wird dieser Workflow über eine grafische Benutzeroberfläche im Web-Browser. Dem Kunden wird bei diesem Ansatz kein drucktechnisches bzw. druckvorstufentechnisches Know-How abverlangt. Er kann sich bequem innerhalb des Web-to-Print Portals Werbemittel auswählen und selbst entsprechend den definierten Regeln gestalten. Zur Zeit gibt es Web-to-Print Lösungen mit unterschiedlichstem Funktionsumfang. Dieser reicht von der Erstellung einfacher Druckvorlagen, bis hin zu hochindividuellen Lösungen zur Erzeugung komplexer Druckvorlagen.

Bei diesem Ansatz ist die Druckerei lediglich Dienstleister, welcher die druckfertigen Daten erhält und das Druckprodukt produziert. Die Anbieter des Web-to-Print Portals bzw. die Werbeagenturen die die Templates und Layoutoutbestandteile bereitstellen sind in der Pflicht in diesem geschlossenen Designmanagementsystem druckfertige Daten zu liefern. Für Kunden die einmalig bzw. gelegentlich Drucksachen produzieren wollen, machen Systeme wie die oben beschriebenen natürlich keinen Sinn. Zum Einen wollen sie natürlich nicht auf Basis von Templates Drucksachen produzieren. Zum Anderen wollen Sie ihre eigenen Layoutbestandteile wie Bilder, Grafiken, Schriften etc. einbinden und nicht auf z.B. bereits bestehende Bilddatenbanken zurückgreifen.

 

     4 Vorschlag für weitere Vorgehensweisen/Problemlösung

Eine optimale Lösung für Kunden die hoch individualisierte Druckprodukte produziert haben möchten, bedeutet eine Mischung aus allen drei Ansätzen. Das bedeutet, dass nur auf Basis offener Daten nach vordefinierten Regeln automatisiert  druckfertige PDF-Dateien online an die Druckerei geliefert werden können. Die im Folgenden vorgestellte Lösung ist ein theoretisches Modell eines möglichen Workflows, welcher zu Beginn einige wichtige Einschränkungen voraussetzt. So lassen sich nur mit Adobe Indesign bzw. QuarkXpress unabhängig der Version enstprechend des vorgestellten Workflows druckfertige PDF-Dateien generieren. Dies beruht auf der Trennung zwischen Layout und den Layoutbestandteilen, wie Bilder, Grafiken, Schriften etc.. Nur so können online-basiert die notwendigen Modifikationen der Daten vorgenommen werden. Hierbei gilt es zu erwähnen das Adobe bzw. Quark serverbasierte Versionen von Indesign bzw. QuarkXpress anbietet, die für eine reibungslose Druckdatenerzeugung benötigt werden. Andere Anwendungen wie Microsoft Word, OpenOffice, CorelDraw bieten hierfür nicht die notwendigen Vorrausetzungen.

      Im Folgenden wird ein möglicher Workflow vorgestellt:

Zunächst erstellt der Kunde sein Layout entsprechend dem Format des zu produzierenden Druckproduktes. Die Gestaltung des Layouts basiert auf Adobe Indesign bzw. QuarkXpress unabhängig der Programm Version. Hierbei bindet der Kunde alle notwendigen Bilder, Grafiken und Schriften ein. Für diesen Schritt benötigt er kein Vorwissen über Farbräume bzw. Dateiformate. Lediglich müssen die Bilddaten in ausreichender Auflösung vorhanden sein, d.h. mindestens 300dpi  bzw. bei einfarbigen Bitmaps 1200dpi.

Im zweiten Schritt wählt der Kunde auf dem Online-Portal des Druckdienstleisters sein zu produzierendes Druckprodukt entsprechend dem erstellten Layout. Hier werden zusätzliche Angaben über Auflagenhöhe, Farbigkeit, Papier, Verarbeitung, Veredelung, Lieferung etc. getätigt. Auf Basis dessen erhält er bereits einen im Voraus kalkulierten Preis.


Der dritte Schritt umfasst die Wahl der Druckparameter um die entsprechenden Jobotions und Hotfolder anzusprechen. Das bedeutet zunächst die Wahl des Papiertyps nach ISO-Norm 12647-2. Da im vorausgegangenen Schritt bereits das Papier gewählt wurde ist der richtige Papiertyp bereits ausgewählt und dient lediglich zur Kontrolle. Die nächste Wahl wäre das Druckverfahren, welches abhängig von der Auflagenhöhe bereits zur Auswahl steht. Im Anschluss wählt der Kunde sein Programm und die Version, mit welchem er das Layout erstellt hat. Dies dient zum einen dazu, die entsprechende Serverversion des Layoutprogramms zu laden, bzw. um die richtigen Joboptions bereit zustellen. 


Im vierten Schritt startet der Upload der Druckdaten entsprechend der Reihenfolge:

 

  • Layoutdokument
  • Schriften
  • Bilder
  • Grafiken 

Bilder und Grafiken werden entsprechend den Druckparamtern mit Hilfe von ICC-Profilen in Hotfoldern konvertiert. Hierbei könnte bereits die erste Warnung über unzureichende Qualität der Daten ausgegeben werden.


Der fünfte Schritt umfasst die Vorschau im Browser. Das fertig zusammengefügte Dokument ist über die Webansicht des Layoutprogramms dargestellt. Hier lassen sich mit Hilfe von Hinweisen seitens des Druckdienstleisters Korrekturen vornehmen. Beispielsweise Korrekturen des Anschnitts, Bundzuwachs, Seitengröße etc.
Der siebente Schritt dient der eigentlichen PDF-Erstellung. Mit Hilfe von Joboptions die bereits im Vorfeld durch die Angabe der Druckparameter gewählt wurden, wird die druckfertige PDF erzeugt. Der Kunde erhält hier letztmalig die Druckdatei zur Ansicht, um u.U. noch Korrekturen vorzunehmen.


Der achte Schritt umfasst das Trapping, welches mit Hilfe von z.B. SuperTrap in den PDF-Workflow eingebunden ist.


Der neunte Schritt ist ein Preflight der erzeugten PDF, die nicht über das Online-Portal des Druckdienstleisters ersichtlich ist. Hier werden entsprechend den PDF/X Standards die Druckdaten geprüft.

 

      4 Empfohlene nächste Schritte und Resumé

Der unter Punkt 3 vorgestellte Workflow kann weniger als eine Web-to-Print Lösung bezeichnet werden. Vielmehr ist es eine Remote-Publishing Lösung, da der Kunde per Internet-Browser in die Lage versetzt wird, in die gestaltete Vorlage aktiv über den Browser einzugreifen. Remote-Publishing Lösungen gibt es bereits am Markt. So eignet sich z.B. das Remote Publishing „One2edit“ von der Firma Kuhnert dazu InDesign Dokumente des Kunden via Bridge/VersionCue online einzuchecken und direkt zu bearbeiten. Absatz- und Zeichenformate bleiben erhalten und können per Browser modifiziert werden. Des Weiteren bietet „one2edit“ die Möglichkeit das Dokument auf Vollständigkeit zu checken (Schriften, richtige Verknüpfung der Bilder etc.).
Als Online-Druckdienstleister müsste der entsprechende Anbieter eine Remote-Publishing Lösung in sein Shop-System integrieren. Andere Anforderungen wie zielgerichtete Konvertierung über Hotfolder oder die Anbindung von weiteren PDF-tools lassen sich in einem Content-Management-System realisiseren.

Der hier vorgestellte Workflow funktioniert nur wenn der Kunde bereits druckkonforme Daten in den Workflow einspeist. Fehlerhafte Daten lassen sich nicht automatisiert beheben.

Insgesamt lässt sich sagen, dass solch eine Automatisierung der Erzeugung druckkonformer Daten nur Sinn macht, wenn die Druckerei bereits ein bestehendes Shopsystem besitzt und somit viele individuelle Kleinaufträge mit häufig wiederkehrenden Prozessen abwickelt.

 

 

      6 Quellen 

Star Publishing GmbH, 2008: Was kann Web-to-Print wirklich?

Zipper 2009: Zipper, Bernd: Strategie: Web-to-Print, Midas Computer Verlag AG, St.Gallen/Zürich, 2009

Publisher, 06-2008: DTP und Heavy-Metal waren gestern, jetzt kommt Publishing 3.0!

Publisher, 06-2008: Publizieren mit System

Deutscher Drucker, 10/2009: Web-to-Print: Frische Ideen für das Publizieren im Team

Deutscher Drucker, 20/2009: Mehr Licht ins Dickicht

Deutscher Drucker, 21/2009: Preflight- und Freigabeprozesse sichern Druckdienstleister ab

Monika Krzoska, Anette Schenk, Sabine Zacke: Web-to-Print

 

http://www.colormanagement.org/de/isoprofile.html (Zugriff: 15.01.10; 19:48)

http://www.druckmarkt-schweiz.com/hefte/2005-heft21/21neueoffset.pdf (Zugriff: 29.01.10; 15:35)

http://www.stark-gruppe.de/druckdaten.html (Zugriff: 29.12.09; 12:45)

http://www.laser-line.de/serviceandsupport/druckdaten/grundsaetzliches.php (Zugriff: 29.12.09; 12:55) 

 

 

 

 

 

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