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12. Januar 2012 - 15:34 von Peter Reichard16. Oktober 2017 - 10:48 von Peter Reichard
Änderungen am Text
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<p>Der Satzspiegel sieht einen Wei&szlig;raum um den Text herum vor, die R&auml;nder. Sie sind von Bedeutung, da sie wie ein Passepartout wirken und den Text optisch von seiner Umgebung trennen, so dass das Auge sich auf den Inhalt konzentrieren kann. Auch ist das der Raum, wo die Finger das Buch halten. Ohne es sich bewusst zu sein besitzt jeder eine Abneigung gegen das Verdecken des Textes mit seinen Fingern, man versucht immer, diese auf dem Wei&szlig;raum zu halten.<br />
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<p>Der Satzspiegel sieht einen Weißraum um den Text herum vor, die Ränder. Sie sind von Bedeutung, da sie wie ein Passepartout wirken und den Text optisch von seiner Umgebung trennen, so dass das Auge sich auf den Inhalt konzentrieren kann. Auch ist das der Raum, wo die Finger das Buch halten. Ohne es sich bewusst zu sein besitzt jeder eine Abneigung gegen das Verdecken des Textes mit seinen Fingern, man versucht immer, diese auf dem Weißraum zu halten.<br /><br />Basierend auf dem Format, gibt es traditionell mehrere Möglichkeiten, die Proportionen von Seite und Satzspiegel zu bestimmen.<br /><br />So zum Beispiel &ndash;&nbsp;zuerst erkannt von Villard de Honnecourt &ndash;&nbsp;ist eine Konstruktion aus diagonalen Linien, die die Proportionen des Satzspiegels vieler mittelalterlicher Bücher beschreibt. Man zieht zwei diagonale Linien über die Doppelseite und eine über die jeweilige Seite, so dass sie sich oben treffen. Verbindet man die diagonalen mit den horizontalen Linien, erhält man einen Satzspiegel, der seine Proportionen unabhängig vom Ausgangspunkt beibehält. Um 1/9 und 2/9 große Ränder und einen Satzspiegel mit gleichen Proportionen zu erhalten, zieht man eine vertikale Linie von einem Schnittpunkt nach oben und wieder zurück zum Schnittpunkt auf der anderen Seite. An diesem Schnittpunkt erhält man den Startpunkt.<br /><br />Der so konstruierte Satzspiegel ist harmonisch &ndash;&nbsp;ökonomisch ist er jedoch nicht. Oft wird er vergrößert, um mehr Text auf einer Seite unterbringen zu können und um Papier zu sparen. Eine weitere Methode der Satzspiegelkonstruktion ist die Verwendung von 2-3-4-5-Propotionen bei Rändern. Die beiden inneren Ränder sollten gemeinsam die Größe eines Außenrandes haben, dadurch entsteht die Vorstellung eines gleichen Abstands. Der obere und untere Raum wird in 3/8 und 5/8 geteilt, dies erinnert an den goldenen Schnitt.<br /><br />Weitere Möglichkeiten sind 2-3-4-6, 3-4-5-6 oder auch 3-3-3-6, dass in ziemlich schmalen Außenrändern resultiert, gleichzeitig aber einen großen Satzspiegel bietet. In jedem Fall müssen die Innenränder groß genug sein, damit der Text als Ganzes auch bei einem Buch mit sehr vielen Seite lesbar bleibt.<br /><br />Es ist sicherlich schön, komplett selbst entscheiden zu können, wie ein Manuskript in welchem Layout gesetzt werden kann, ohne auf die Anzahl der Seiten zu achten. Doch wie auch bei Broschüren oder Katalogen haben die meisten Kunden eine klare Vorstellung von Seitenanzahl und Budgetgröße. Oft folgt die Schriftauswahl und die Randbreite ökonomischen Gesichtspunkten, die Aufgabe des Typografen ist es also auch, den besten Kompromiss zwischen Ökonomie und guter Gestaltung zu finden.<br /><br />Ein anderer wichtiger Teil eines Buchs, der dem Leser Aufschluss über die Struktur vermittelt, ist die Paginierung oder die Seitenzahlen. Traditionell stehen diese im Fuß, außerhalb des Satzspiegels, mittig oder am äußeren Rand, in der selben Schrift und Größe wie der eigentliche Text. Sie sollten einfach aufzufinden sein, deshalb platziert man sie selten am Innenrand.&nbsp;</p>
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Basierend auf dem Format, gibt es traditionell mehrere M&ouml;glichkeiten, die Proportionen von Seite und Satzspiegel zu bestimmen.<br />
  
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So zum Beispiel &ndash;&nbsp;zuerst erkannt von Villard de Honnecourt &ndash;&nbsp;ist eine Konstruktion aus diagonalen Linien, die die Proportionen des Satzspiegels vieler mittelalterlicher B&uuml;cher beschreibt. Man zieht zwei diagonale Linien &uuml;ber die Doppelseite und eine &uuml;ber die jeweilige Seite, so dass sie sich oben treffen. Verbindet man die diagonalen mit den horizontalen Linien, erh&auml;lt man einen Satzspiegel, der seine Proportionen unabh&auml;ngig vom Ausgangspunkt beibeh&auml;lt. Um 1/9 und 2/9 gro&szlig;e R&auml;nder und einen Satzspiegel mit gleichen Proportionen zu erhalten, zieht man eine vertikale Linie von einem Schnittpunkt nach oben und wieder zur&uuml;ck zum Schnittpunkt auf der anderen Seite. An diesem Schnittpunkt erh&auml;lt man den Startpunkt.<br />
  
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Der so konstruierte Satzspiegel ist harmonisch &ndash;&nbsp;&ouml;konomisch ist er jedoch nicht. Oft wird er vergr&ouml;&szlig;ert, um mehr Text auf einer Seite unterbringen zu k&ouml;nnen und um Papier zu sparen. Eine weitere Methode der Satzspiegelkonstruktion ist die Verwendung von 2-3-4-5-Propotionen bei R&auml;ndern. Die beiden inneren R&auml;nder sollten gemeinsam die Gr&ouml;&szlig;e eines Au&szlig;enrandes haben, dadurch entsteht die Vorstellung eines gleichen Abstands. Der obere und untere Raum wird in 3/8 und 5/8 geteilt, dies erinnert an den goldenen Schnitt.<br />
  
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Weitere M&ouml;glichkeiten sind 2-3-4-6, 3-4-5-6 oder auch 3-3-3-6, dass in ziemlich schmalen Au&szlig;enr&auml;ndern resultiert, gleichzeitig aber einen gro&szlig;en Satzspiegel bietet. In jedem Fall m&uuml;ssen die Innenr&auml;nder gro&szlig; genug sein, damit der Text als Ganzes auch bei einem Buch mit sehr vielen Seite lesbar bleibt.<br />
  
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Es ist sicherlich sch&ouml;n, komplett selbst entscheiden zu k&ouml;nnen, wie ein Manuskript in welchem Layout gesetzt werden kann, ohne auf die Anzahl der Seiten zu achten. Doch wie auch bei Brosch&uuml;ren oder Katalogen haben die meisten Kunden eine klare Vorstellung von Seitenanzahl und Budgetgr&ouml;&szlig;e. Oft folgt die Schriftauswahl und die Randbreite &ouml;konomischen Gesichtspunkten, die Aufgabe des Typografen ist es also auch, den besten Kompromiss zwischen &Ouml;konomie und guter Gestaltung zu finden.<br />
  
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Ein anderer wichtiger Teil eines Buchs, der dem Leser Aufschluss &uuml;ber die Struktur vermittelt, ist die Paginierung oder die Seitenzahlen. Traditionell stehen diese im Fu&szlig;, au&szlig;erhalb des Satzspiegels, mittig oder am &auml;u&szlig;eren Rand, in der selben Schrift und Gr&ouml;&szlig;e wie der eigentliche Text. Sie sollten einfach aufzufinden sein, deshalb platziert man sie selten am Innenrand.&nbsp;</p>
  
Revision of 16. Oktober 2017 - 10:48:

Satzspiegel

Der Satzspiegel sieht einen Weißraum um den Text herum vor, die Ränder. Sie sind von Bedeutung, da sie wie ein Passepartout wirken und den Text optisch von seiner Umgebung trennen, so dass das Auge sich auf den Inhalt konzentrieren kann. Auch ist das der Raum, wo die Finger das Buch halten. Ohne es sich bewusst zu sein besitzt jeder eine Abneigung gegen das Verdecken des Textes mit seinen Fingern, man versucht immer, diese auf dem Weißraum zu halten.

Basierend auf dem Format, gibt es traditionell mehrere Möglichkeiten, die Proportionen von Seite und Satzspiegel zu bestimmen.

So zum Beispiel – zuerst erkannt von Villard de Honnecourt – ist eine Konstruktion aus diagonalen Linien, die die Proportionen des Satzspiegels vieler mittelalterlicher Bücher beschreibt. Man zieht zwei diagonale Linien über die Doppelseite und eine über die jeweilige Seite, so dass sie sich oben treffen. Verbindet man die diagonalen mit den horizontalen Linien, erhält man einen Satzspiegel, der seine Proportionen unabhängig vom Ausgangspunkt beibehält. Um 1/9 und 2/9 große Ränder und einen Satzspiegel mit gleichen Proportionen zu erhalten, zieht man eine vertikale Linie von einem Schnittpunkt nach oben und wieder zurück zum Schnittpunkt auf der anderen Seite. An diesem Schnittpunkt erhält man den Startpunkt.

Der so konstruierte Satzspiegel ist harmonisch – ökonomisch ist er jedoch nicht. Oft wird er vergrößert, um mehr Text auf einer Seite unterbringen zu können und um Papier zu sparen. Eine weitere Methode der Satzspiegelkonstruktion ist die Verwendung von 2-3-4-5-Propotionen bei Rändern. Die beiden inneren Ränder sollten gemeinsam die Größe eines Außenrandes haben, dadurch entsteht die Vorstellung eines gleichen Abstands. Der obere und untere Raum wird in 3/8 und 5/8 geteilt, dies erinnert an den goldenen Schnitt.

Weitere Möglichkeiten sind 2-3-4-6, 3-4-5-6 oder auch 3-3-3-6, dass in ziemlich schmalen Außenrändern resultiert, gleichzeitig aber einen großen Satzspiegel bietet. In jedem Fall müssen die Innenränder groß genug sein, damit der Text als Ganzes auch bei einem Buch mit sehr vielen Seite lesbar bleibt.

Es ist sicherlich schön, komplett selbst entscheiden zu können, wie ein Manuskript in welchem Layout gesetzt werden kann, ohne auf die Anzahl der Seiten zu achten. Doch wie auch bei Broschüren oder Katalogen haben die meisten Kunden eine klare Vorstellung von Seitenanzahl und Budgetgröße. Oft folgt die Schriftauswahl und die Randbreite ökonomischen Gesichtspunkten, die Aufgabe des Typografen ist es also auch, den besten Kompromiss zwischen Ökonomie und guter Gestaltung zu finden.

Ein anderer wichtiger Teil eines Buchs, der dem Leser Aufschluss über die Struktur vermittelt, ist die Paginierung oder die Seitenzahlen. Traditionell stehen diese im Fuß, außerhalb des Satzspiegels, mittig oder am äußeren Rand, in der selben Schrift und Größe wie der eigentliche Text. Sie sollten einfach aufzufinden sein, deshalb platziert man sie selten am Innenrand. 

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