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Schriftklassifikation (DIN 16518/1964 und Entwurf 1998)

Auch Schriften werden in Deutschland nach der Deutschen Industrienorm (DIN) klassifiziert und normiert. Die Schriftklassifikation nach DIN 16518 ist aus dem Jahr 1964 und trotz einiger Defizite, die sich durch die technische und gestalterische Entwicklung ergeben haben, noch heute gültig.

Gruppe I: Venezianische Renaissance-Antiqua
Sie entstand im 15. Jahrhundert aus den humanistischen Minuskel und man sieht den Buchstaben noch das Werkzeug, eine schräg angesetzte Feder, an. Die Achse der Rundungen ist nach links geneigt, Haar- und Grundstriche sind in ihrer Stärke ähnlich. Die Serifen sind ein wenig ausgerundet. Wichtiges Erkennungsmerkmal ist zudem der schräge Querstrich des »e«.

Gruppe II: Französische Renaissance-Antiqua
Sie ist der Venezianischen Renaissance-Antiqua ähnlich, hat jedoch ein ruhigeres und gleichmäßigeres Schriftbild. Deshalb sind diese Schriften häufig verwendete Lesetextschriften.

Gruppe III: Barock-Antiqua
Die Barock-Antiqua hat größere Unterschiede in der Strichstärke als die Renaissance-Antiqua. Die Rundungsachsen sind fast senkrecht. Die Serifen sind meistens oben schräg, unten gerade angesetzt und sind nur wenig ausgerundet. Der Name Barock-Antiqua ist jedoch etwas irritierend, wenn man an Barock in der Kunst denkt.

Gruppe IV: Klassizistische Antiqua
Mit der neuen Kupferstich-Technik Ende des 18. Jahrhunderts und auf der Basis der Spitzfeder entstanden neue Buchstabenformen. Die starken Strichstärkenunterschiede zwischen den Haar- und Grundstrichen sind charakteristisch. Die Serifen sind zudem meist im rechten Winkel angesetzt.

Gruppe V: Serifenbetonte Linear-Antiqua
Diese Schriften entstanden wie auch die serifenlosen Schriften im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Sie besitzen eine auffallende Betonung der Serifen. Haar- und Grundstriche unterscheiden sich nur wenig in ihrer Dicke.

Gruppe VI: Serifenlose Linear-Antiqua (Grotesk)
Hauptmerkmal sind die fehlenden Serifen. Haar- und Grundstriche unterscheiden sich nur wenig. Die Buchstabenformen und Proportionen der unterschiedlichen serifenlosen Schriften lassen sich aber eigentlich nicht ohne Untergruppen zusammenfassen, da sie von Anlehnung an Schriften der Renaissance- oder Klassizistischen Antiqua bis zu konstruierten Formen reichen.

Gruppe VII: Antiqua-Varianten
Zu dieser Gruppe gehören alle Schriften, die nicht eindeutig den anderen Gruppen zugeordnet werden können. Daher finden sich in der Gruppe VII viele dekorative oder Displayschriften, die hauptsächlich für kurze Texte wie Überschriften eingesetzt werden.

Gruppe VIII: Schreibschriften
In diese Gruppe gehören Schriften mit Schreibschriftcharater mit dem Merkmal, dass die Kleinbuchstaben untereinander verbunden sind.

Gruppe IX: Handschriftliche Antiqua
In diese Gruppe gehören Schriften, denen ihr handschriftlicher Charakter und evtl. auch das Werkzeug (zum Beispiel Pinsel) anzusehen ist. Im Gegensatz zu der Gruppe VIII sind die Buchstaben jedoch nicht oder nicht vollständig miteinander verbunden, die Buchstabenform muss auch nicht gleichmäßig sein, sondern wirkt eher »zufällig«.

Gruppe X: Gebrochene Schriften
Die Gruppe X ist in fünf Untergruppen gegliedert (Gotisch, Rundgotisch, Schwabacher, Fraktur und Fraktur-Varianten), spielt allerdings heutzutage eine untergeordnete Rolle. Hauptmerkmal aller Schriften dieser Gruppe sind die zum Teil oder vollständig gebrochenen Rundungen.

Gruppe XI: Fremde Schriften
Trotz aller stilistischen Unterschiede zählen alle Schriften nicht-lateinischen Ursprungs wie Griechisch, Kyrillisch, Chinesisch, Japanisch etc. zu dieser Gruppe, egal ob sie Groteskschriften sind oder eine eher klassizistische Anmutung haben.

Alternativen zur DIN 16518
In Frankreich, USA oder England gibt es andere Kategorien zur Schriftklassifikation als in Deutschland, die auch unterschiedliche Namen haben. Zum Beispiel heißt die Barock-Antiqua auf Englisch »Transitional«, und der Name beschreibt ihre Bedeutung als den Übergang von der Renaissance-Antiqua zur Klassizistischen Antiqua.
Auch für die DIN 16518 gibt es neue Entwürfe u.a. von denjenigen von 1998 (Siehe Tabellenübersicht), da die jetzigen Kategorien als veraltet gelten.
 

Abbildung

So richtig durchsetzen konnte sich allerdings keiner dieser Entwürfe, auch wenn es im »Kompendium der Mediengestaltung« so dargestellt wird. Nach wie vor gilt jedoch die Norm von 1964.

 

Weitere Ansätze zur Schriftklassifikation:
Schrift-Matrix von Wolfgang Beinert
Klassifikation nach Indra Kupferschmid

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Kommentare

Hallo,

ja, das kommt in der Darstellung im Kompendium etwas kurz. In der vierten Ausgabe des Kompendiums wurde – wahrscheinlich auf Grund der antstandenen Verwirrung – die Tabelle zum Entwurf von 1998 wieder weggelassen.

Viele Grüße

Peter

Hallo,

das kann ja sein, aber sie ist offiziell immer noch im Entwurfsstadium und nicht vom DIN-Ausschuss als neue Norm anerkannt. Das bedeutet natürlich nicht, dass man den Entwurf von 1998 nicht auch kennen sollte, aber eben beides im Blick haben sollte.

Viele Grüße

Peter Reichard

Venezianische Renaissance-Antiqua: Kehlung bei den Serifen ausgerundet,meist sehr schräge Anstriche. Schriftvertreter: Centaur, Stempel-Schneidler, ITC Weidemann.

Französische Renaissance-Antiqua: schräge Anstriche, e-Querstrich waagerecht, o-Symmetrieachse nach links geneigt. Schriftvertreter: Bembo, Garamond, Minion, Palatino.

Barock-Antiqua: Die Serifen sind mit stark gerundeter Kehlung, die Anstriche bei "r" sind meist dreieckig ohne Wimpel (=Rundung oben), Grund- und Haarstriche sind sehr differenziert. O-Rundungachse leicht nach links geneigt, Querstrich bei "e" waagerecht. Schriftvertreter: Times, Bookman, Caslon, Baskerville.

Klassizistische Antiqua: O-Symmetrieachse senkrecht, Serifen ohne Kehlung oder kaum sichtbar, Anstrich optischwaagerecht, e-Querstrich waagerecht, Strichstärken sehr stark differenziert. Schriftvertreter: Bodoni, Didot, Walbaum.

Serifenbetonte linear-Antiqua(Egiptienne): Symmetrieachse senkrecht, Serifen stark betont, keine Kehlung, identische Stärke zum Grundstrich, Anstrich waagerecht, Strichstärken wenig differenziert. Schriftvertreter: Rockwell, Glypha, Memphis.

Serifenbetonte linear-Antiqua(Clarendon): Serifen stark betont mit runder Kehlung, Stärke schwächer als Grundstrich, Strichstärken stark differenziert, Schriftvertreter: Clarendon, ITC Century, Excelsior. Entwickelt für Headlines und für akzeptables Schriftbild zu erhalten.

Serifenbetonte linear-Antiqua(Italienne): Serifen viel breiter als Grundstrich, mit oder ohne Kehlung, keine Gesetzmäßigkeit von Strichstärken. Schriftvertreter: Showgide, diverse Western-Deko-Schriften.

Antiqua-Varianten: Deko-Schriften. Schriftvertreter: Copperplate, Alba, Optima

Schreibschriften: Schul- und Kanzleischriften. Schriftvertreter: FF Schulschrift, Linoscript, Legende, Snell Roundhand.

Handschriftliche Antiqua: kommen von der Antiqua oder deren Kursiv. Schriftvertreter: Tekton, Pepita, Brush Script.

Gebrochene Schriften: als "deutsche Schrifte" genannt, wird auch in Untergruppen aufgeteilt:
Gotisch: ClosterBlack, Notre Dame
Rundgotisch: FF Ophelia, Wallau
Schwabacher: Alte Schwabacher
Fraktur: Fette Fraktur, Breitkopf-Fraktur
Frakturvarianten

Fremde Schriften: nicht lateinische Schrifte. Arabische, asiatische, Kyrillische

Hallo,

so ganz verstehe ich deinen Kommentar nicht. Es gibt oben ja bereits einen ausführlichen Beitrag zum Thema.

Wenn du etwas ergänzen möchtest, poste doch bitte gezielt, an den Stellen, die du ergänzen möchtest.

Grüße

Peter

Hallo,

zumal das Thema ja auch nicht Schriftklassifikation, sondern Schriftcharakter heißt. Da fällt zwar die Schriftklassifikation mit hinein, ist aber nicht das einzige was hierzu unter Umständen gefragt werden könnte. Es geht da ja auch etwas um Schriftwirkung, Ästhetik einer Schrift bzw. Asoziationen.

Grüße

Peter

Hallo,

hab schon mal im eigentlichen Wiki-Thema angefangen ein paar Aspekte zu posten, vielleicht wird es dadurch klarer. Es ist auch eher ein Thema, bei dem man vrmutlich nicht auf Skript XY zurückgreifen kann, sondern aus dem bisher gelernten per Transfer Wissen anwenden kann.

Grüße

Peter

Ich wollte nun etwas genauer drangehen! Für mich was das irgendwie oberflächig, dachte, was ich da aus meinem Ordner notiere, wird auch für die Anderen nützlich.

Hallo Konfeta,

du kannst die konkretsierungen ja direkt in das Wiki einfügen und ergäzen, dadurch wird es wirklich nützlich für alle.

Wobei ich aber auf den ersten Blick keine Konkretisierungen sehe, da deine Ausführungen eher knapper sind. Die Schriftnamen sind zudem meiner Meinung nach eher nebensächlich, da bisher nicht nach konkreten Schriftnamen in Prüfungen gefragt wurde.

Grüße

Peter

 

das freut mich, wenn die Schriftnamen wirklich nicht drankommen.

Wegen Beschreibung der passenden Anmutung der Schrift hatten wir mal so eine Aufgabe gehabt:
Empfehlen Sie den Kunden eine passende Schriftgruppe sowie daraus eine Schrift für die Anstützung

  • Salon für maßgeschneiderte Herrenanzüge
  • Leitsystem eines Flughafens
  • Buchhandel

Dann könnt ihr ja selbst überlegen, was zu den jeweiligen Kunden , welche Schriftcharakter passt.

Hallo Konfeta,

das ist doch eine ideale Beispielaufgabe. Wenn du nichts dagegen hast poste ich sie mal im in der Lerngruppe. http://www.mediencommunity.de/lerngruppe-mediengestalter-zwischenpruefung-2012

Grüße

Peter

Natürlich! Das hilft vielleich den Anderen