Offsetdruck (3): Farben

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Faktoren für eine gute Druckqualität:

  1. Dicke der Farbschicht
  2. Rastertonwert
  3. Farbbalance
     

1.  Dicke der Farbschicht

Die Farbschicht im Offsetdruck ist höchstens 3,5 µm (Mikrometer) dick. Normalerweise ist die Farbschicht aber zwischen 1 und 2 µm dick.

Wenn man die gleiche Farbe unterschiedlich dick druckt, dann ändert sich der Farbton.

Beispiel:
Wird die Farbschicht bei Magenta dicker, dann bekommt sie einen Gelb-Stich.
Wird die Farbschicht bei Gelb dicker, dann bekommt sie einen Orange-Stich.

 

 

 

 

Gleiche Druckfarbe, gleiches Papier 
                  dünne Farbschicht                                    dicke Farbschicht

 

Warum ist das so?

Druckfarben sind lasierend. Das heißt, sie sind durchscheinend und nicht deckend. Das Licht dringt in die Druckfarbe ein und trifft auf Farbpigmente. Die Farbpigmente absorbieren (aufnehmen, verschlucken) mehr oder weniger viel Licht. Das beeinflusst den gedruckten Farbton.

Je nach Dichte der Pigmente und Dicke der Farbschicht trifft das Licht auf mehr oder weniger Pigmente.

Eine dicke Farbschicht absorbiert mehr Lichtanteile und reflektiert weniger als eine dünne Farbschicht. Dann sieht man einen dunkleren, gesättigten Farbton.
 

Pigmente

Farbschicht

Farbton

viele

dick

dunkel, gesättigt

wenige

dünn

hell, nicht gesättigt


2. Rastertonwert

Der Rastertonwert ist der Anteil der bedruckten Fläche im Verhältnis zur Gesamtfläche.
Je heller der Farbton, desto kleiner ist der bedeckte Anteil.

Rastertonwert    0 %  = Fläche ohne Rasterpunkte
Rastertonwert  50 %   = Der bedeckte Anteil ist 50 % der Gesamtfläche.
Rastertonwert 100 % = Vollton-Fläche (die Fläche ist vollständig mit Farbe bedeckt)

Wenn man verschiedene Farbtöne drucken möchte, verwendet man die „klassische Rasterung“.  Bei der klassischen Rasterung ist
- die Rasterweite konstant
- die Größe der Rasterpunkte unterschiedlich, je nach Tonwert. 


Frequenzmoduliertes Raster (FM-Raster)

  • Merkmale:  
  • - Die Größe der Rasterpunkte ist immer gleich.
  • - Die Anzahl der Rasterpunkte ist unterschiedlich. 
  • - Es gibt keine feste Rasterwinkelung.
  • - Man kann mehr als 4 Farben zusammen drucken.
     
  • Vorteile:     
  • - Kein Moiré, keine Rosetten
  • - Sehr gutes Druckergebnis (sieht aus wie ein Foto)
  • - Mehr Details als beim AM-Raster
     
  • Nachteile:    
  • - Technische Raster können nicht gleichmäßig dargestellt werden.
  • - Nachdrucke sind nicht 100% gleich wie der Erstdruck. 
     
  • Amplitudenmoduliertes Raster (AM-Raster)
     
  • Merkmale:  
  • - Die Größe der Rasterpunkte ist unterschiedlich.
  •    Bei dunklen Farben sind die Punkte größer,
  •    bei hellen Farben sind sie kleiner. 
  • - Die Rasterwinkelung ist wichtig, damit man z.B. Hautfarben
       optimal wiedergeben kann.

     
  • Vorteile:       
  • - Weniger Tonwert-Zuwachs
  • - Gleichmäßige Mitteltöne bei technischen Rastern
  • - Die ISO-Norm/PSO (Prozessstandard Offsetdruck) bezieht sich auf AM-Raster
  • - Nachdrucke sind genau gleich wie der Erstdruck.
     
  • Nachteile:    
  • - Moiré bei falscher Rasterwinkelung
  • - Rosetten beim Übereinander-Drucken
  • - Weniger Details als beim FM-Raster. 

  • Hybrid-Raster

Das Hybrid-Raster ist eine Kombination von AM-Raster und FM-Raster.

Teile aus dem AM-Raster:  Rasterwinkelung, Punktform, Dichte, Tonwert-Zuwachs
Teile aus dem FM-Raster: Umstellung auf FM-Taster in den äußeren Lichtern und Tiefen

  • Vorteile:    
  • - Sehr feine Details für technische Produkte
  • - Moiré und Rosetten sind nicht mehr sichtbar.
  • - Stabile Lichter und Tiefen, keine Spitzpunkte
  • - Flächen in Lichtern und Tiefen wirken glatt.
     
  • Nachteile
  • - nicht für alle Bedruck-Stoffe geeignet
  • - gestrichene Papier-Oberflächen notwendig

  • Rastertonwert-Veränderung

Die Rasterpunkte werden vom Film über die Druckplatte und das Gummituch auf den Bedruckstoff übertragen. Dabei kann sich die Größe der Rasterpunkte ändern. Folge: Auch der Tonwert der Rasterpunkte ändert sich.

Wie kann man die Rastertonwert-Veränderung möglichst klein halten?

Diese Veränderung kann man möglichst klein halten, wenn man in der Druckvorstufe immer nach den gleichen Standards arbeitet. Das Druck-Produkt sieht dann aus wie die Druck-Vorlage.

Manchmal können aber auch Druckschwierigkeiten der Grund sein für Rastertonwert-Veränderungen.  


  • Rasterpunkt-Zunahme – Rasterpunkt-Abnahme

Die Rasterpunkt-Zunahme oder -Abnahme ist die Differenz zwischen den Rastertonwerten aus dem Film oder aus den Daten und dem Druck-Ergebnis. Die Differenz kann man messen.

Vollerwerden
Vollerwerden = Rastertonwert-Zunahme des Drucks im Vergleich zum Film oder den Daten. Man kann das Vollerwerden mit Kontrollstreifen messen und visuell überwachen (mit den Augen prüfen). Manchmal spricht man auch von Rasterpunkt-Verbreiterung.
Aber: Der Druck wird immer ein wenig voller als der Film oder die Daten.

Zusetzen:
Beim Zusetzen werden die nicht druckenden Stellen kleiner.
Mögliche Ursachen: Schieben oder Dublieren.

Spitzerwerden:
Spitzerwerden = Rastertonwert-Abnahme des Drucks im Vergleich zum Film oder zu den Daten


Rasterpunkt-Deformationen (Verformung, Verzerrung)

Schieben:
Beim Schieben ändert sich die Form des Rasterpunktes während des Druckens. Ein Kreis wird z.B. oval.

Doublieren
Beim Doublieren ist neben dem Rasterpunkt noch ein Farbpunkt, wie ein Schatten, der aber nicht gewollt ist. Ursache: Das Gummituch überträgt die Farbe nicht genau deckungsgleich.

Abschmieren: 
Beim Abschmieren verschmiert die Farbe, wenn sie noch nicht richtig trocken ist.


3. Farb-Balance

Die Farbtöne im 4-Farbdruck werden durch Anteile von Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz (CMYK) gebildet. Wenn sich diese Anteile ändern, dann ändert sich auch die Farbe (Farb-Abweichung).

Farb-Balance bedeutet: Man muss die Farbanteile gleich halten, damit es keine Farbabweichungen gibt.

  •  Buntaufbau

Beim Buntaufbau werden alle grauen und dunklen Stellen aus Cyan, Magenta und Yellow (CMY) gemischt. Beispiel: 70% Cyan, 58% Magenta, 58% Yellow ergibt Grau bzw. unbunt.

Man nimmt Schwarz für:    
-  bessere Tiefenzeichnung
 - nicht für Grau-Anteile 

Folge:   
Die Flächendeckung kann sehr hoch werden, theoretisch bis zu einer Dichte von 400% (bei je 100% Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz). Praktisch möglich ist eine maximale Dichte von 375%.

Probleme bei zu hoher Dichte:
schlechte Farb-Balance, Grautöne bekommen Farbstich, schlechte Farbannahme, schlechte Trocknung, hoher Pulver-Verbrauch.


 Unbuntaufbau

  • Man nimmt Schwarz für:   
  • - alle Grau-Anteile 
  • - bunte Farben abdunkeln
  • - Tiefenzeichnung

Alle Farbtöne entstehen aus höchstens 2 Druckfarben plus schwarz.


  •  Unbuntaufbau mit Buntfarben-Addition (UCA)

Schwarz allein bringt manchmal bei den dunkleren Grautönen nicht genug Bildtiefe. Dann nimmt man für diese Bereiche auch einen Unbunt-Anteil aus Cyan, Magenta und Yellow.

Der Unbuntaufbau (UCA – Under Color Addition) ist abhängig von der Kombination Bedruckstoff und Druckfarbe.
 

  •  Buntaufbau mit Unterfarben-Reduzierung
         (UCR – Under Color Removal)

Beim Buntaufbau im Bereich der neutralen Dreivierteltöne bis Schwarz sind hohe Cyan-, Magenta- und Yellow-Anteile, sodass die Flächendeckung sehr hoch ist.

Folge:
schlechte Trocknung und schlechte Farbannahme

Gegenmaßnahme:
UCR (Under Color Removal)

UCR: Cyan, Magenta und Yellow werden reduziert und durch etwas mehr Schwarz ausgeglichen.

z.B.:   98% Cyan + 86% Magenta + 87% Gelb + 84% Schwarz = 355%
UCR:   68% Cyan + 56% Magenta + 57% Gelb + 96% Schwarz = 277%

Folge:      
- Der Farb-Auftrag ist niedriger. 
- Farb-Annahme, Trocknung und  Tiefenbalance sind besser.


 Buntaufbau mit Grau-Stabilisierung

Bunt aufgebaute Grautöne haben oft einen Farbstich.

Gegenmaßnahme:
Grau-Stabilisierung. Die Cyan, Magenta, Yellow-Anteile werden im gesamten Bereich Grautöne und den angrenzenden Farbbereichen abgeschwächt. Man nennt das auch „langes Schwarz“.

"langes Schwarz":  ergänzt oder ersetzt die Buntfarben bis in den Lichterbereich.
"kurzes Schwarz": ergänzt oder ersetzt die Buntfarben nur in den dunklen Tönen.


 Graukomponenten-Reduzierung
     (GCR – Grey Component Replacement)

GCR:   Cyan, Magenta und Yellow, die Grau ergeben, werden im neutralen und im farbigen Bereich durch Schwarz ersetzt.


  •  Farbannahme und Farb-Reihenfolge

Farbannahme

  • Der Begriff Farbannahme beschreibt, wie die Farbe angenommen wird, 
  • - wenn man auf eine schon bedruckte Fläche druckt oder
  • - wenn man direkt auf den Bedruckstoff druckt.

Man spricht auch von Farbannahme-Verhalten (Trapping).

Beim Druck auf eine bedruckte Fläche unterscheidet man zwischen:

Nass-auf-Trocken-Druck
Die Druckfarbe wird auf bereits trockene Farbe gedruckt

Nass-in-Nass-Druck
Die Druckfarbe wird auf die noch nasse Farbe gedruckt.
Der Druck auf einer Mehrfarbenmaschine ist immer ein Nass-in-Nass-Druck.


Farb-Reihenfolge

Wenn die Farben aufeinander gedruckt werden, dann ist die Reihenfolge sehr wichtig. Wenn man diese Reihenfolge ändert, dann ändert sich auch der Farbton und es kommt zu Farb-Abweichungen.  

Standard-Reihenfolge beim 4-Farbdruck:
Schwarz – Cyan – Magenta -Yellow


  • Rasterwinkelung

Der Rasterwinkel beschreibt die Neigung des Rasters. 
Eine falsche Rasterwinkelung kann zum Moiré führen.

Bild zu Rasterwinkel im CMYK Druck

Beispiel für Druck mit 2 Farben.  (Quelle: www.webmasterpro.de/design/article/rasterwinkel-im-cmyk-druck.html, 11.12.2019 – ic: Können wir eine eigene Grafik nutzen?)


Druck mit 2 Farben:  
Winkel von 30°, um Moiré zu vermeiden.

Druck mit 3 Farben:  
Auch die dritte Farbe muss um 30° gedreht werden, um Moiré zu vermeiden.

Druck mit 4 Farben:  
Gelb muss einen Abstand von 15º zur nächsten Farbe haben, 
Beispiel: C=75°, M=45°, K=15°, Y=0°