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6.1.2 Mischen der Druckfarben und Farbberechnungen

Ausgehend von der subtraktiven Farbmischung mit den Grundfarben Cyan, Magenta und Gelb sowie Schwarz (CMYK) können Farben nach Kundenmuster, HKS- oder Pantonefarbfächer gemischt werden.
Pantone Matching System (PMS) ist der Name eines international verbreiteten Farbsystems, das hauptsächlich in der Grafik- und Druckindustrie eingesetzt wird. Es wurde 1963 von der Pantone LLC, einem amerikanischen Unternehmen mit Sitz in Carlstadt, New Jersey, entwickelt. 2014 enthält das PMS 1755 Sonderfarben, die größtenteils nicht im Vierfarbdruck erzielt werden können, und ordnet diesen Farben Bezeichnungen in Form von Nummern zu. Wie bei jedem Farbsystem steht dahinter die Absicht, die Kommunikation zwischen den an der Erstellung von Druckprodukten Beteiligten zu vereinfachen.
Eine genaue Farbbezeichnung ist mit Worten nicht möglich. Eine Alternative ist die ziffernmäßige Farbzuordnung in den eben genannten Farbfächern oder eine Beschreibung der Farbe durch messtechnische Koordinaten, wie Helligkeit und Buntton.


Abb. 6.1.2: Grundfarben Gelb, Magenta und Cyan sowie Schwarz (Quelle: Eigene Darstellung)


Abb. 6.1.3: 12 Grundfarben, aus denen ein Farbrezept für eine Farbmischanlage zusammengestellt werden kann (Quelle: Eigene Darstellung)

Viele Unternehmen arbeiten mit einer Farbmischanlage. In diesen Anlagen kann für ein Farbrezept auf bis zu 12 Grundfarben zurückgegriffen werden. Für die Erstellung einer Farbrezeptur werden Spektralfotometer eingesetzt. Diese Geräte dienen der messtechnischen Erfassung von Farben. Mit einer angeschlossenen Software können aus den ermittelten Farbwerten Rezepturen erstellt werden. Das Farbmischergebnis der Rezeptur wird dann auf einem Andruckgerät überprüft. Wichtig für die visuelle Beurteilung einer Farbe: Die eingesetzten Lampen müssen eine Farbtemperatur wie Tageslicht haben. Alternativ können die Farben mit einem Aufstrichstab (K-Stab), der feine Rillen enthält, auf das Mustermaterial aufgebracht werden, um das Ergebnis mit der Vorgabe zu vergleichen.


Abb. 6.1.4: Aufstrichstab (K-Stab) für Farbmuster (Die Grifffarben kennzeichnen unterschiedliche Farbauftragsmengen) (Quelle: Eigene Darstellung)


Abb. 6.1.5: Anwendung des Aufstrichstabes auf einem Mustermaterial (Quelle: Eigene Darstellung)

Das Mischen der Druckfarben kann auch visuell erfolgen. Dazu braucht man ein gutes Farbverständnis und Farbmischerfahrung, um die Vorgaben zielgenau zu erreichen. Spezielle Druckfarben für Haus- oder Schmuckfarben können mit Mustervorlage direkt bei den Farblie-feranten bestellt werden.
Die visuelle Beurteilung einer Farbe sollte immer unter einer Normlichtquelle mit einer Farbtemperatur von 5000 K = D50 erfolgen. "D" bedeutet Daylight und kennzeichnet Kunstlichtquellen. Nur unter diesen Lichtquellen werden Farben neutral wiedergegeben und sind somit vergleichbar. Für die verschiedenen Materialien und Anwendungsbereiche haben die Farbenhersteller spezielle Farbserien entwickelt. Die unterschiedlichen Farbserien sind untereinander häufig unverträglich und können nicht miteinander gemischt werden. Ein Zusammenbringen zweier Farbserien kann zur Zerstörung der gemischten Farbe führen.

→ Exkurs: deckende und lasierende Farben
Lasierende Farben bilden eine durchscheinende Farbschicht – im Gegensatz zu einer deckenden Druckfarbe. Druckfarben sind überwiegend lasierende Farben, denn erst die durchscheinende, farbfilterähnliche Wirkung erzeugt die vielen verschiedenen Farbtöne beim Mehrfarbendruck. Eine Sonderstellung nimmt im Druck die Farbe „schwarz“ ein. Sie wird aus dem auf eine besondere Weise abgebrannten Ruß von Erdöl hergestellt. Wichtig bei lasierenden Farben: Deren Farbwirkung hängt vom Bedruckstoff ab.

 

→ Exkurs: Farbwirkung des Bedruckstoffs
Um ein gleiches oder annähernd gleiches Ergebnis zu erzielen, muss auf unterschiedlichen Papieren eventuell ein anderer Farbwert genommen werden. (...) Neben der Oberfläche, die Farben stumpfer erscheinen lassen kann, wäre da auch das Papier selbst. Schon bei weißen Papieren gibt es viele unterschiedliche Farbnuancen von hochweiß bis gelblich weiß. Diese Farbtöne können zum Beispiel dazu führen, dass ein heller Blauton auf einem gelblichen Papier leicht grünlich wird. Aber auch als Umgebungsfarbe beeinflusst Papier die Farbwirkung. So erscheinen auf sehr weißen Papieren die Farben immer satter und brillanter als auf gelblichen Papieren. Dies muss bei der Vorbesprechung der Drucksache immer bedacht werden. Auch das Licht hat Einfluss auf die Farbe. An der Druckmaschine wird der Druckbogen unter sogenanntem Normlicht geprüft. (Quelle: Druckerei Joh. Wagner & Söhne)
Die Farbwirkung des Druckergebnisses kann im Vorfeld des Drucks über ein Andruckgerät geprüft werden.


Abb. 6.1.6: Andruckgerät zur Prüfung eines Druckergebnisses
(Quelle: RK PrintCoat Instruments Ltd.)

 

→ Exkurs: Lichtechtheit von Druckfarben
Unter der Lichtechtheit von Druckfarben versteht man die Widerstandsfähigkeit einer Normdruckprobe nach DIN 54003 gegen die Einwirkung von Licht ohne direkten Einfluss der Witterung. Die Lichtechtheit wird in 8 Zahlen (Stufen) ausgedrückt – dabei bedeutet WS 1 eine sehr geringe und WS 8 eine sehr hohe Lichtechtheit:

WS 1 = sehr gering
WS 2 = gering
WS 3 = mäßig
WS 4 = ziemlich gut
WS 5 = gut
WS 6 = sehr gut
WS 7 = vorzüglich
WS 8 = hervorragend

Werden zwei Farben mit unterschiedlichen Lichtechtheiten gemischt, dann hat die Mischfarbe grundsätzlich die Lichtechtheit der bei der Mischung verwendeten Farbe mit der niedrigsten Beständigkeit. So hat zum Beispiel ein Grün, das aus Blau mit einer Lichtechtheit von WS 8 und einem Gelb mit einer Lichtechtheit von WS 5 gemischt wurde eine Lichtechtheit von WS 5. Die Lichtechtheit wird üblicherweise aufgrund des Verwendungszwecks der geplanten Drucksache ausgewählt.

WS 1-2 ist ausreichend für: Obsttüten, Tragetaschen, Postwurfsendungen, Papierservietten usw.
WS 3-4 ist ausreichend für: Prospekte, Kataloge und Druckerzeugnisse, die nicht direktem Tageslicht ausgesetzt sind.
WS 5 ist notwendig für: Verpackungen mit höheren Ansprüchen, wie Pharmazie, Kosmetik-, Zigaretten- und Lebensmittelverpackungen, Buchumschläge
WS 6 ist notwendig für: Verpackungen, Displays und Plakate, Kartenwerke die bis zu 700 Sonnenstunden exponiert werden.
WS 7+8 gilt für: Affichen, aufzuhellende Schmuckfarben, Displays, Tapeten, Außenaufkleber.

Quelle Fakten: http://www.ricken-druck.de/service/lichtechtheit.html


Farbberechnungen:
Berechnung des Farbverbrauchs: Im Flexodruck übertragen Rasterwalzen eine definierte Farbmenge, zum Beispiel 11 g/m², auf den Bedruckstoff. Ist die zu bedruckende Fläche bekannt, kann aus diesen Angaben und der Auflagenhöhe die Menge der bereitzustellenden Farbe berechnet werden.

Beispiel:                             0,8 m x 0,6 m = 0,48 m² (Nutzenfläche)
Bedruckte Nutzenfläche    0,48 m² x 11g/m² = 5,28 g
                                          5,28 g x 12.000 Drucknutzen = 63360 g
                                          63360 g : 1000 = 63,360 kg

Berechnung der Mischungsanteile:
Eine Farbprobe wurde aus 10 g Gelb, 4 g Magenta und 8 g Cyan gemischt. Ersetzt man die Angabe Gramm (g) durch Teile und addiert die Werte, dann besteht diese Mischfarbe aus 10 Teilen + 4 Teilen + 8 Teilen = 22 Teile (T). Wird für einen Produktionsauftrag eine bestimmte Menge Mischfarbe benötigt, können die einzelnen Mengenwerte aus den Mischungsanteilen berechnet werden.

Beispiel: Für einen Auftrag werden 40 kg Mischfarbe benötigt.
40 kg / 22 T x 10 T = 18,2 kg Gelb
40 kg / 22 T x 04 T = 7,3 kg Magenta
40 kg / 22 T x 08 T = 14,5 kg Cyan
                                  40,0 kg Mischfarbe

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