Weiterbildungsblog
Lernen neu denken: Von der Werkbank zur lernenden Community
Das CLC Inspire & Network ist ein Community Event, das sich „an die Community-Mitglieder aus unserer LinkedIn Gruppe sowie die Menschen aus unserer CLCommunity“ richtet. Auf dem letzten Event am 20. Mai 2025 war Karlheinz Pape zu Gast und berichtete über seine Erfahrungen aus 40 Jahren bei der Siemens AG und 17 Jahren bei der Corporate Learning Community (CLC). Joachim Niemeier, selbst Mitstreiter in der CLC, hat dabei Protokoll geführt und wichtige Botschaften und Lessons Learned hier sehr übersichtlich zusammengefasst.
Hier eine kurz Auswahl seiner Überschriften: „Hierarchie verhindert Lernen – Vertrauen fördert es“, „Peer Learning als Standard, nicht als Ausnahme“, „Formate wie Barcamps und MOOCs funktionieren, wenn Offenheit ernst gemeint ist“ …
Alternativ kann man sich aber auch das gesamte Gespräch mit Karlheinz Pape anhören (45:36 Min.).
„Der Bericht von Karlheinz Pape war ein eindrucksvolles Zeugnis für den Wandel von Lernen in Organisationen – vom hierarchisch gesteuerten Ausbildungsbetrieb hin zur selbstorganisierten, gemeinschaftlich getragenen Lernkultur. Ausgehend von eigenen Erfahrungen bei Siemens zeigt Karlheinz, wie traditionelle Bildungssysteme Lernmotivation unterdrücken können und wie wirkungsvolles Lernen stattdessen durch Vertrauen, Verantwortung und gemeinsames Gestalten entsteht.“
Joachim Niemeier, Corporate Learning Community/ Blog, 20. Mai 2025
Neuer Community Call: New-Work-Pionier:innen und -Praktiker:innen an Hochschulen gesucht
Ich verlinke diesen Aufruf nicht, weil ich glaube, dass das Hochschulforum Digitalisierung Publicity braucht. Es ist vielmehr die Unterzeile, die mich angesprochen hat: „Neue Peer-Learning-Community im Hochschulforum Digitalisierung“. Der Fahrplan dieser Community enthält Bausteine, wie wir sie aus Working Out Loud oder lernOS kennen: den selbstorganisierten Austausch in Lern-Circlen, gemeinsame Runden (Kickoff, Bergfest, Abschluss) sowie ein „greifbares Ergebnis“, das sich die Veranstalter wünschen (Bericht, Blogbeitrag). Allerdings muss man sich für eine Teilnahme bewerben …
„In dieser Community kommen New-Work-Pionier:innen und -Praktiker:innen zusammen, um voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu inspirieren und gemeinsam zu wachsen. Jede:r Teilnehmende verfolgt dabei ein eigenes Ziel, bringt eigene Fragen oder Vorhaben mit und profitiert gleichzeitig von dem gemeinsamen Wissen der Gruppe. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit steht der Austausch von Best Practices, Lessons Learned und eigenen Erfahrungen für eine zukunftsorientierte Arbeitswelt an Hochschulen.“
Hochschulforum Digitalisierung/ News, 12. Mai 2025
May the Code Be with You: The 42 Learning Model in Germany
Der Beitrag liegt schon ein paar Tage im Netz, ist aber erst jüngst in meiner Bubble aufgetaucht. Genau genommen stammt er aus dem Buch „Creating the University of the Future“, das 2024 als Open Access-Publikation bei Springer erschienen ist. Es handelt sich um ein Interview, das Ulf-Daniel Ehlers und Laura Eigbrecht mit Max Senges von der Free Coding School 42 Wolfsburg/ Berlin geführt haben.
Im Abstract des Beitrags ist zu lesen: „42 is a series of software engineering schools in Wolfsburg, Heilbronn, and Berlin that offer humanistic and tech education for 1,800 students. Here, they learn Future Skills for a self-determined life in the digital age – without professors, schedules or grades. For the Global Future Skills initiative, we were able to talk to Dr. Max Senges (Fig. 16.1), director of 42 Wolfsburg/Berlin, about their pedagogy and approach to Future Skills.“
Im Interview gehen die Beteiligten ausführlich auf das Konzept, die Idee und die Ursprünge von 42 ein. Zu ausführlich, um es hier kurz wiederzugeben. Mich hat vor allem der Peer Learning-Aspekt interessiert, dem sich 42 verschrieben hat. Hier heißt es: „… our learning model is software-based, project-focused and features peer-to-peer learning“. Und, etwas ausführlicher:
„Concerning problems, we follow a certain rule set: if you are stuck with a problem, ask Google. If you are still stuck, ask a fellow student. Throughout their studies, students determine their own learning paths and specializations. There are no teachers, schedules or books. At the end of each project, students submit the result of their work: functioning code. If they succeed, they advance to a new level, and new projects are proposed – or ‘unlocked’, in gamification jargon.“ (S. 338)
Weitere Stichworte des Interviews: wie 42 seine Studierenden findet, welche Rolle Gamification für die Lernkultur von 42 spielt, wie sie 42 mit der Praxis verbinden, auf welche theoretischen bzw. pädagogischen Konzepten sich 42 stützt und ob der Ansatz auch auf die Entwicklung anderer Future Skills übertragbar wäre. Sehr interessant!
Ulf-Daniel Ehlers und Laura Eigbrecht, in: Creating the University of the Future, Springer 2024, S. 335-349
Gen KI
Auch die aktuelle Ausgabe von weiter bilden (DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung) kommt am Schwerpunkt „generative KI“ nicht vorbei. Ulf-Daniel Ehlers setzt (natürlich) auf die Entwicklung von Future Skills und das AIComp-Kompetenzmodell. Sonya Dase und Christiane Carstensen meinen, dass die KI gerade zu einer Selbstermächtigung der Lernenden führt. Weitere Beiträge spielen verschiedene Nutzungsszenarien von KI-Tools durch: als Lernbegleiter im sokratischen Dialog, als Lern-Companions (StudyBuddy) sowie als Möglichkeiten, Lernwege und Lernangebote zu personalisieren. Zum Teil fassen sie Ergebnisse des Innovationswettbewerbs INVITE zusammen. weiter bilden erscheint im open access.
weiter bilden, 1/2025
Personal Knowledge Excellence – So funktioniert persönliches Wissensmanagement
Das neue Kuratierte Dossier „Knowledge Management works“ der Gesellschaft für Wissensmanagement (GfWM) ist gerade erschienen. Es ist der siebte Band, mit elf Beiträgen über ganz unterschiedliche Wissensmanagement-Projekte, -Initiativen und -Konzepte. Alle sind offen zugänglich.
Mein Blick ist zuerst auf diesen Beitrag von Simon Dückert gefallen. Er schreibt einleitend: „In diesem Artikel werden die wichtigsten Eckpfeiler des PKE Frameworks erläutert und praktische Wege aufgezeigt, wie individuelle Wissensarbeit gestaltet werden kann.“ Das gibt die Richtung für folgende Kapitel vor:
– Das Personal Knowledge Excellence Framework …
– Mein Digitaler Arbeitsplatz …
– Ziele und Aufgaben in der Wissensarbeit …
– KI als Sparringspartner in der Wissensarbeit …
– Wissen teilen – Standing on the shoulders of giants …
Hinter diesen Überschriften wiederum steht eine Fülle von Stichworten, Konzepten, Tools und einzelnen Schaubildern, die illustrieren, was Personal Knowledge Excellence ganz praktisch ausmacht.
„Das persönliche Wissensmanagement hat sich längst zu einem zentralen Produktivitätsfaktor entwickelt. Wer strukturiert vorgeht, Tools zielgerichtet auswählt, klare Ziele verfolgt und den Austausch sucht, wird die Erfahrung machen, dass Arbeiten und Lernen fließend ineinandergreifen. Das PKE Framework liefert eine übersichtliche Grundlage: Ziele, Aktivitäten und Wissen sind die Säulen einer Wissensinfrastruktur, die auf kontinuierliche Verbesserung ausgelegt ist.“
Simon Dückert, in: Gesellschaft für Wissensmanagement (Hrsg.): Das Kuratierte Dossier Bd. 7, „Knowledge Management works“, Mai 2025 (pdf)
Lektüre gesucht? Aktuelle Publikationen zur digitalen Hochschullehre
Die Zusammenstellung der Redaktion von e-teaching.org ist so interessant und umfassend, dass ich sie hier komplett verlinke. Elf Lesetipps habe ich gezählt, meist umfangreiche Publikationen, aber alle kostenlos zugänglich. Einige Titel, wie z. B. den „Educause Horizon Report 2025“, werde ich mir in den nächsten Tagen einmal genauer anschauen.
akohl, e-teaching.org/ NotizBlog, 16. Mai 2025
Mach mit beim Buch der Corporate Learning Community!
Nach einigen Vorarbeiten und Abstimmungen hatte das Projektteam jetzt alle Informationen zusammen, und die Einladung konnte live gehen!
„Die Corporate Learning Community (CLC) lebt von den Ideen, Erfahrungen und Initiativen ihrer Mitglieder. 2025 möchten wir diese Vielfalt in einem gemeinsamen Buchprojekt sichtbar machen. Für uns und andere. Ein Rückblick auf 15 Jahre Community und ein Blick nach vorne auf das, was auf die CLC und Corporate Learning zukommt. Dafür laden wir alle ein, die Lust haben, einen Beitrag zu schreiben: aktiv Mitwirkende, langjährige Begleiter:innen, neue Stimmen – und alle, die Corporate Learning in Bewegung halten.“
Wer sich hier angesprochen fühlt, ist herzlich eingeladen, einen Beitrag einzureichen!
Jochen Robes, Corporate Learning Community/ Blog, 15. Mai 2025
Make Instructional Design Fun Again with AI Agents
Philippa Hardman ist derzeit eine der interessantesten Stimmen im Netz, die sich mit Themen und Fragen des Online-Lernens beschäftigen. Im Wochentakt veröffentlicht sie längere Artikel, die sich vor allem um die Frage drehen, wie KI die klassischen Lernprozesse (instructional design) verändert bzw. welche Möglichkeiten und Herausforderungen sich daraus für Bildungsexpert:innen ergeben.
In diesem Artikel führt sie uns in die Welt der KI-Agenten ein. Das beginnt natürlich mit der Frage, wie sich KI-Agenten und Chatbots eigentlich voneinander unterscheiden. Dazu Philippa Hardman: „The key distinction is that chatbots wait for you to ask questions, while agents proactively perform tasks on a schedule or in response to triggers. It’s the difference between having an assistant who sits quietly until you call versus one who handles routine work automatically in the background.“
Dann geht es schrittweise in den folgenden Kapiteln bzw. Absätzen weiter: a) Was macht einen KI-Agenten aus?, b) Bei welchen Aufgaben des Instructional Design machen KI-Agenten Sinn?, c) Wie erstelle ich einen KI-Agenten?
Um die letzte Frage zu beantworten, zeigt sie uns in einem „A Step-by-Step Tutorial“, wie man in Zapier einen KI-Agenten einrichtet. Konkret muss ich entscheiden: Wann soll der Agent ausgeführt werden? Was soll der Agent tun? Was soll der Agent produzieren? Das sieht auf den ersten Blick für einfache Aufgaben relativ unkompliziert aus!
Abschließend und auf dieser Grundlage wirbt Philippa Hardman für das Bild einer „Human-AI Instructional Partnership“: „The most successful instructional designers of 2025 and beyond won’t be those who resist AI, nor those who blindly embrace it and automate end to end processes. The winners will be those who learn how to collaborate with AI effectively, increasing not just their efficiency but also their effectiveness.“
Philippa Hardman, Dr Phil’s Newsletter, 15. Mai 2025
The End of HR As We Know It? AI Is Starting To Change Everything
Wie immer kommt auch dieser Beitrag von Josh Bersin als Weckruf daher und spart nicht mit klaren Worten und Botschaften. Und wie immer hat er die „amerikanische Brille“ des Unternehmensberaters großer Konzerne auf, wenn er von „downsizing“, „productivity“ und „automation“ spricht und davon, dass sich HR (L&D) dringend einem „Redesign“ unterziehen muss. Denn: „AI, through its miraculous data integration and generation capabilities, can probably do 50—75% of the work we do in HR.“ Vielleicht noch nicht heute oder morgen, aber ganz sicher übermorgen.
„Coming from the CEO and CFO, HR team are under intense pressure to automate, improve their services, and reduce headcount with AI. Yes, we know AI is a technology for growth and scale, but the main message right now is “hurry up and do some productivity projects.
And “Productivity,” as you know, is a veiled way of saying “Downsizing.”
Ach ja, und wer wissen will, wie weit wir hierzulande von solchen Szenarien entfernt sind, kann ja mal schnell den Job-Futuromat befragen.
Josh Bersin, Blog, 26. April 2025
Future Skills. Kompetenzen für die Zukunft
Dieser Wissensbaustein bietet eine kompakte und nützliche Übersicht (9 Seiten) über den Stand der Diskussion. Er zeigt, „was Future Skills ausmacht, wie sie entstanden sind, welche Modelle sie beschreiben und warum sie für Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe immer relevanter werden“. Nachzulesen sind die Entwicklungsschritte: von „Soft Skills“, „Schlüsselkompetenzen“, „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, „Employability Skills“, „21st Century Skills“ bis zu „Future Skills“. Vier zentrale Modelle werden hervorgehoben: OECD-Lernkompass 2023, Future of Jobs Report (WEF), Future Skills Framework (Stifterverband), Triple-Helix-Modell (Ehlers). Und auch die Kritikpunkte am Konzept der Future Skills und Herausforderungen werden erwähnt.
Mona Pielorz, DIE/ wb-web, Mai 2025
Jeder Mensch braucht KI-Kompetenz – aber welche eigentlich? Kritische Anmerkungen
Einen „ganzheitlichen Bildungsansatz“ vermisst Ulf-Daniel Ehlers, Professor für Bildungsmanagement und Lebenslanges Lernen an der DHBW, wenn es um KI-Kompetenzen geht. Er schreibt: „AI Literacy, wie sie bisher vielfach verstanden wird, bleibt zu oft auf dem Niveau von Grundwissen und funktionaler Medienbildung stehen. Wenn es (nur) um Bedienbarkeit, technisches Verständnis, informierte Nutzung geht – aber nicht um transformative Handlungskompetenz – ist das für die vor uns liegenden Herausforderungen nicht genug.“
In seinem Beitrag spannt er einen Bogen vom EU AI Act („Der Moment der Wahrheit ist da“), über gängige AI Literacy-Konzepte („Ein erster Schritt – aber nicht das Ziel“), zum Kompetenzmodell „AIComp“, in dem KI-Kompetenz als Future Skill im Sinne jener transformativen Handlungskompetenz dargestellt wird. Auch wenn hier der Aufruf, sich näher mit dem AIComp zu beschäftigen, im Vordergrund steht, haben mir die „drei Szenen aus dem Alltag“ gefallen. Hier heißt es unter anderem:
„Im Unternehmen: Eine HR-Managerin nutzt ein KI-System zur Talentdiagnostik. Sie versteht die Logiken des Modells, kommuniziert sie verständlich – und korrigiert den Einsatz, als Gender-Bias sichtbar wird.
→ KI-Kompetenz bedeutet hier: systemische Reflexion und kommunikative Vermittlung.“
Ulf-Daniel Ehlers, LinkedIn, 30. April 2025
New Work beyond hype: wie Hochschulen zu Lernorten zukunftsorientierter Arbeit werden
Ich weiß gar nicht genau, wie man dieses Dokument bezeichnen darf: ein Reader, eine Präsentation, eine Studie? Die Autorin, Anne Prill, Projektmanagerin für das Hochschulforum Digitalisierung beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung, nennt es „Blickpunkt“. Über ihn heißt es einleitend: „Dieser Blickpunkt klärt über den New Work-Begriff und seiner Herkunft auf und zeigt, um welche Veränderungen es in der Organisation Hochschule im Sinne der neuen Arbeit geht. Der Blickpunkt bietet hierzu Einblicke in die Hochschulpraxis an, benennt zentrale Takeaways und verweist auf weiterführende Quellen zum Thema.“ (S. 5)
Die Lektüre der 45 Seiten lohnt sich. Sogar die Zeilen über Frithjof Bergmann und New Work habe ich mit Interesse und Gewinn gelesen! Sie leiten den „Blickpunkt“ ein. Anschließend werden fünf Hochschulbereiche dargestellt, „in die New Work-Ansätze hineinwirken können“: Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort, Neues Führungsverständnis für neue Arbeit, Arbeits- und Lernplatzgestaltung, Organisationsdesign & Arbeitsprinzipien und New Work in der Lehre.
Die Kapitel sind komprimiert und auf den Punkt geschrieben, mit vielen interessanten Konzepten und Stichworten, angereichert um kurze Praxis-Spotlights; zwei Absätze, „Herausforderungen und Grenzen“ sowie „Zentrale Takeaways und Erfolgsfaktoren für die Gestaltung von New Work“ schließen die Arbeit ab, die – das sollte ich nicht vergessen – hervorragend gestaltet und umgesetzt ist.
„Wie bei vielen Veränderungen, sollte auch die New Work-Transformation keinen Selbstzweck erfüllen. Die Intention dahinter ist entscheidend, warum und wie neue Organisationsmodelle oder Arbeitsmethoden umgesetzt werden. Veränderungen sollten anschlussfähig, partizipativ und angelehnt an die organisationseigenen Kulturpraktiken und -logiken entstehen.“ (S. 35)
Anne Prill, Hochschulforum Digitalisierung, 29. April 2025
eLearning AWARD: Übersicht der Siegerprojekte 2025
Ich habe mir heute etwas Zeit genommen und mir die Übersicht der Siegerprojekte angeschaut, die das eLearning Journal dieses Jahr veröffentlicht hat. Auszugsweise muss ich dazu sagen, denn es sind 87 Projekte, die gekürt wurden. Und zwar in den folgenden Kategorien: Adaptives Lernen, Blended Learning, eLearning Innovation, Kompetenzentwicklung, Künstliche Intelligenz, Learning Journey, Lernplattform, Nachhaltigkeit, Storytelling, Virtuelle Lernwelt, Web Based Training.
Diese 11 Kategorien wirken etwas übersichtlicher als im Vorjahr, als sich die 92 Siegerprojekte noch auf 92 unterschiedliche (!) Kategorien verteilten. Aber nur auf den ersten Blick. Denn dafür sind die Zuordnungen in diesem Jahr sehr offen und alles andere als trennscharf. Das liegt ganz einfach darin begründet, dass hier meist klassische eLearning-Programme und -Kurse ausgezeichnet werden. Nur in wenigen Fällen haben diese Projekte technologische oder konzeptionelle Schwerpunkte, die sie klar von ihren Nachbarn abgrenzen.
Ein anderer Punkt: Die Projekte werden in der Regel von einem Unternehmen und einem Anbieter gemeinsam eingereicht. Es geht um formales Lernen. Informelles, netzgestütztes Lernen oder Peer Learning-Angebote tauchen deshalb in dieser Übersicht nicht auf (aber vielleicht hat ja Shakil Awan nächstes Jahr einmal Lust und reicht „LEX – Learning from Experts“ ein!).
Das nur vorweg. Denn ich schätze diese Übersicht, weil sie zeigt, wie heute der Alltag digitalen Lehrens und Lernens in den Unternehmen aussieht. Hier findet man übrigens den Begriff „Web Based Training“ noch und zwar nicht nur als Kategorie, sondern auch in vielen einzelnen Projektbeschreibungen. Neun Projekte (von 87) finden wir in der Kategorie „Künstliche Intelligenz“. Hier geht es mal um KI in der Kursentwicklung, mal um Chatbots, die als Assistenten oder Lern-Coaches unterstützen, und mal um KI als Schulungsthema. Von einer Revolution des Lernens ist das noch meilenweit entfernt.
KI lernförderlich einsetzen – aber wie?
Es sind nur kurze allgemeine Stichworte zum Einsatz von KI: zum Beispiel reflektiert vorgehen; die menschliche Intuition nicht vernachlässigen; transparent die Nutzung der KI kommunizieren. Sie werden jedoch eingerahmt durch die Hinweise auf die Artikel von Nele Hirsch (eBildungslabor) und den Beginn des EBmooc 2025 im Herbst, wo man das Thema weiter vertiefen kann.
Miriam Klampferer, erwachsenenbildung.at, 7. Mai 2025
Selbstwirksamkeit als Schlüssel zum Erfolg
Beim Blick auf die Future Skills-Konzepte stellt sich ja schnell die Frage, wie man sie denn in bestehende Curricula bzw. Lehr- und Lernprozesse integrieren kann. Eine Arbeitsgruppe innerhalb der „Allianz für Future Skills“ des Stifterverbandes hat sich jetzt dieser Aufgabe gestellt und für das Konzept der „Selbstwirksamkeit“ eine erste Antwort vorgelegt. Der Bericht (22 S.) umfasst folgende Teile:
– Definitionen des Konzepts „Selbstwirksamkeit“ und Belege für ihre Wirkung
(Selbstwirksamkeit = „Das Zutrauen, Herausforderungen in akademischen sowie beruflichen (= professionellen) Umgebungen erfolgreich meistern zu können“, S. 8)
– ein Self-Assessment für die Reflexion der aktuellen individuellen Selbstwirksamkeitserwartung (bestehend aus 28 Items)
– ein Kursangebot, bestehend aus 10 aufeinander aufbauenden Modulen
– weitere Maßnahmen (u.a. Train-the-Trainer) und Aktivitäten (eine Community of Practice, die die Angebote weiterentwickelt).
Alles soll unter einer CC-Lizenz bzw. als Open Educational Resources zur Verfügung stehen.
Ich hatte jetzt noch keine Möglichkeit, einen Blick auf die erwähnten Bausteine zu werfen (ich bin auch gar nicht sicher, ob sie bereits alle zugänglich sind). Das Kurskonzept hat mich etwas an WOL und lernOS erinnert (so wählen die Teilnehmenden in der Anfangsphase ein Projekt aus ihrem eigenen Lebenskontext). Allerdings finde ich im Wochenablauf keine Hinweise darauf, ob und wie sich die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen mit den Kursangeboten bzw. den gestellten Aufgaben austauschen.
Max Senges, Katrin Götz-Votteler, Christian Schmickler, Manuela Benick, Pascale Stephanie Petri, Laura Eigbrecht, Manuel Dolderer, Barbara Clasen, Berlin: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, März 2025
NotebookLM und die Discovery-Funktion: KI trifft Wissensmanagement!
Jan Foelsing stellt in diesem kurzen Video (6:20 Min.) die Discovery-Funktion von NotebookLM vor („ist wie eine Art eingebautes Perplexity“). Dafür teilt er mit uns seinen Bildschirm und „entwickelt“ schrittweise sein virtuelles Notizbuch. Und wenn man seinen Empfehlungen folgt, sollte man NotebookLM unbedingt auf dem Radar behalten.
Jan Foelsing, LinkedIn, April 2025
Wie verändern sich die Prognosen von Bildungsexpert:innen zu einzelnen Lerntechnologien?
Auf die Veröffentlichung des „mmb Learning Delphi 2024/2025“ hatte ich vor einigen Tagen schon hingewiesen. Jetzt schreibt Projektleiter Lutz Goertz, dass sie aus den Einschätzungen der befragten Expert:innen, die sich seit 2009 angesammelt haben, eine kleine Zeitreise gebaut haben („Flourish“ heißt die dafür genutzte Plattform).
„Man erkennt das Auf und Ab der Sozialen Medien als mögliche Lernformen (Einflüsse durch Communities of Practice, Facebook, WhatsApp, Teams) und auch, wie Augmented und Virtual Reality Learning eine feste Größe im Konzert der Lernanwendungen wurden. Ab 2022 sieht man, wie sich Lernassistenten und Chatbots an die Spitze gesetzt haben.“
Bildquelle: Lutz Goertz, mmb Institut, Bar chart race by Flourish team (nicht unter freier Lizenz)
SCIL Arbeitsbericht 34: GenKI, Wissensarbeit & Personalentwicklung
Christoph Meier (SCIL) hat sich durch aktuelle Studien gearbeitet, die sich mit den Folgen der Verbreitung von generativer KI für den Arbeitsmarkt beschäftigen, und die Ergebnisse in einem Arbeitsbericht zusammengefasst (35 S.). Der Bericht ist, nach einer kurzen Einleitung, in folgende Abschnitte gegliedert:
„3. Nutzung von GenKI für berufliche Arbeit …
4. Veränderungen bei der Nachfrage nach Arbeitskraft und Kompetenzen …
5. Veränderungen von Wissensarbeit …
6. Perspektiven von Beschäftigten …
7. Folgen für Personalmanagement & Personalentwicklung …“
Ich habe vor allem die Ausführungen zur Veränderung von Wissensarbeit mit Interesse gelesen. Hier werden erste Studien zur Arbeitsproduktivität ausgewertet sowie weitere Einsichten in die Konzepte von „Automatisierung“ und „Augmentation“ dargelegt. Ein Unterkapitel geht auf die Einschätzungen zur Agentic AI bzw. KI-Agenten ein. Abschließend werden Handlungsfelder und Aufgaben für Learning & Development abgeleitet (s. Schaubild, wobei die Unterscheidung zwischen L&D als „betriebliche Unterstützungsfunktion“ und als „eigenständige Leistungseinheit“ gesetzt und nicht näher erläutert wird).
Christoph Meier, SCIL Blog, 19. April 2025
Bildquelle: Christoph Meier/ SCIL
Mediendidaktik. Versuch einer Positionierung
Der Beitrag von Michael Kerres (Universität Duisburg-Essen) führt die Leser:innen in einen wissenschaftlichen bzw. wissenschaftstheoretischen Diskurs. Es geht um „die Positionierung mediendidaktischer Forschung im deutschsprachigen und internationalen Raum“. Das bedeutet: Forschungsschwerpunkte, Unterschiede im internationalen Diskurs (dazu gehört zum Beispiel der Hinweis, dass der Begriff „E-Learning“ in den USA kaum verwendet wird), Geschichte und Profile einer Disziplin usw.
Wer den Ausführungen folgt, stößt auf ein Kapitel, das sehr treffend mit „Forschungsdesigns: Problem der Medienvergleiche“ überschrieben ist. Hier heißt es:
„Die empirisch angelegte Forschung ist im deutsch- wie im englischsprachigen Raum in einem bemerkenswerten Umfang genau einer Frage gewidmet und verfolgt diese mit genau einem forschungsmethodischen Design: Welchen Effekt hat der Einsatz des Computers (der VR, der KI …) beim Lernen? Ist das digitale Lernen besser als traditioneller Unterricht?“
Michael Kerres deutet jedoch anschließend hoffnungsfroh an, dass man sich in jüngster Zeit um alternative Forschungsdesigns zu bemühen scheint …
Abschließend: Parallel zu dieser Positionierung wurde eine Reihe von Kommentaren veröffentlicht, die direkt auf den Beitrag von Michael Kerres eingehen.
Michael Kerres, MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung 65 (MEDIDA24), S. 1-27, 26. April 2025
Rezension zu Wolfgang Reichelt: Von Lernorten zu KI-gestützten Lernräumen
Das Buch von Wolfgang Reichelt, „Von Lernorten zu KI-gestützten Lernräumen. E-Learning: Geschichte, Geschichten und Konzepte“, steht auch noch auf meiner Lektüreliste. Immerhin hat sich der Autor 40 Jahre lang mit der Entwicklung des digitalen Lernens beschäftigt, zuletzt als Geschäftsführer der DEKRA Media GmbH. Jetzt kann mein Lektüre auf der Rezension von Peter Dehnbostel aufsetzen. Seine abschließende Einschätzung:
„Insgesamt basiert diese rund 40-jährige E-Learning-Geschichte auf fundiertem, anwendungsbezogenem Experten- und Erfahrungswissen, das sich in praktischen Erfahrungen und reflexiver Handlungsfähigkeit widerspiegelt. Die narrative Darstellungsweise wird am Ende nochmals hervorgehoben, indem anstelle eines Fazits und Ausblicks ein persönliches Nachwort mit nachhaltigen biografischen Einblicken und deren Bedeutung für die spätere IT-Berufslaufbahn steht. Wissenschaftliche Bezüge werden punktuell hergestellt; erfahrungs- und erkenntnisleitend sind jedoch Praxisentwicklungen, kompetentes Handeln und deren Reflexion, wodurch dem Grundsatz „Praxis geht der Theorie voraus“ entsprochen wird. So prägen die Erfahrungen des Autors, deren Entschlüsselung und Reflexion diese berufsbiografisch basierte Praxisstudie, die eine breite und diskursive Rezeption verdient.“
Peter Dehnbostel, bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, 3-25, 24. April 2025 (pdf)