Weiterbildungsblog
Was nun? Wenn Bildung hinter Technologie herläuft…
Der kurze Beitrag plädiert für einen engeren Zusammenschluss zwischen Wirtschaft und Wissenschaft beim Thema KI. In den Kommentaren (Katja Steinhagen) findet sich dann die interessante Idee, doch junge Studierende mit Berufstätigen in Workshops zusammenzubringen, also ein organisationsübergreifendes Reverse Mentoring.
Wibke Matthes, LinkedIn, 4. Juli 2025
Bildquelle: Nahrizul Kadri (Unsplash)
Zurück von der loscon25
Auch Nele Hirsch (eBildungslabor) war auf der #loscon25 und hat einige Eindrücke mitgebracht. Im Gegensatz zu mir hat sie auch die kleine Hausaufgabe ernst genommen und sich mit Hilfe der „Future Backward“-Methode eine Wissenslücke vorgenommen, um sie dann in Nürnberg zu schließen: „Meine Wissenslücke war der Aufbau einer selbst gestalteten und verwalteten KI-Umgebung auf einem Online-Server.“ Das scheint ihr offensichtlich auch ganz gut gelungen zu sein.
„Besonders gelungen fand ich Experimente, die in der Veranstaltung selbst gestartet wurden. Dazu gehörte zum einen eine KI-gestützte Dokumentation. Zum anderen gab es einen Podcast-Tisch, an dem man sich frei zum Podcasten eintragen konnte, was für einige Menschen eine erste Podcast-Erfahrung, aber in vielen Fällen auch einfach sehr gute Gespräche ermöglichte.“
Nele Hirsch, eBildungslabor, 2. Juli 2025
lernOS Convention 2025 Dokumentation
Schon während der lernOS Convention startete die – natürlich KI-gestützte – Dokumentation einzelner Teile der Veranstaltung. Am Mittwochnachmittag endete die #loscon2025. Und schon am Freitag vermeldete Simon Dückert: „The Brain hat seine Arbeit verrichtet, die KI-Basierte Dokumentation der lernOS Convention 2025 ist fertig.“
Die folgenden Zeilen leiten die Dokumentation ein: „Die Inhalte dieser Dokumentation stammen aus den Aufzeichnungen der Impulsvorträge, Lightning Talks, Sessions, Workshops und Podcasts. Mit der Dokumentation könnt ihr sogar mit diesem Chatbot (CustomGPT, Modell GPT-4o) „reden“ … das funktioniert sogar in natürlicher Sprache mit dem Voice Mode. Die KI-generierten Zusammenfassungen wurden NICHT nachberarbeitet. Die KI kann Fehler machen ;-).“
Und, ja, die Dokumentationen enthalten Fehler, sprachliche wie inhaltliche. Sie sind an vielen Stellen zu ausführlich, wenn zum Beispiel 5-minütige Lightning Talks auf drei DIN A4-Seiten „zusammengefasst“ werden. Die Transkripte der Podcasts sind nicht sehr lesefreundlich. Aber alles steht offen zur Verfügung, und man kann sich die gesamte Dokumentation als pdf herunterladen (über 150 Seiten!).
Wer „the Brain“ einmal im Rahmen einer eigenen Veranstaltung ausprobieren will, kann dem „Workflow der KI-generierten Zusammenfassung“ folgen und den „loscon25 Summarizer Prompt“ als Vorlage nutzen.
Cogneon, 4. Juli 2025
lernOS Convention 2025: Mind the Knowledge Gap
Letzte Woche fand ja in Nürnberg auf der Kaiserburg die 9. lernOS Convention (#loscon25) statt. Ich war dabei und habe die tolle Atmosphäre und den wunderbaren Austausch mit alten und neuen Bekannten wieder sehr genossen! Thomas Schmidt (Continental) war auch vor Ort und hat im Anschluss dieses Protokoll erstellt. Ein Schwerpunkt liegt dabei natürlich auf der Session, die er gemeinsam mit Marcel Kirchner moderierte und in der sie berichteten, wie sie den lernOS KI Leitfaden für das Peer Learning bei Continental genutzt haben – mit über 3.000 Anmeldungen („„Never Prompt Alone“ – Die KI-Lernreise bei Continental“).
Thomas Schmidt, GadgetGedanken, 3. Juli 2025
Warum KI-Kompetenzmodelle allein nicht reichen
Der Beitrag von Nicole Bauch ist kurz, sehr plakativ und mit einer klaren Botschaft: „Kompetenzmodelle greifen zu kurz, wenn sie nicht gleichzeitig die Organisation, ihre Logik und ihr Geschäftsmodell in Frage stellen.“
Fünf Thesen sollen diese Botschaft unterstreichen:
„1. Das Kompetenzdenken individualisiert ein systemisches Problem. …
2. Die Fixierung auf Schulungen verstellt den Blick für echte Transformation. …
3. L&D wird zum Reparaturbetrieb – anstatt selbst Transformationstreiber zu sein. …
4. Organisationen brauchen kein Kompetenzmodell – sie brauchen ein neues Betriebssystem. …
5. Peer-Learning wird romantisiert – weil man die eigentliche Systemfrage nicht stellen will. …“
Die Thesen sind wohl Teil einer sommerlichen Schreiboffensive von FROLLEINFLOW, so dass man noch mehr zum Thema erwarten darf.
Nicole Bauch, FROLLEINFLOW, 3. Juli 2025
Learning in the Age of Agents
Das Stichwort steht ja schon länger auf der L&D-Agenda: „Learning in the flow of work“. Die Autoren, Cerys Hearsey und Lee Bryant, bieten uns jetzt als weiteres Bild auch „learning-as-infrastructure“ an. Immer noch geht es um Lernprozesse und -aktivitäten, die unmittelbar in die Arbeitsprozesse integriert sind, kontextbezogen und individualisiert. Das Neue: AI Agents sorgen dafür, dass diese Vision in naher Zukunft umgesetzt werden kann.
Der Beitrag besitzt folgende Überschriften: „From Episodic Training to Embedded Capability“, „Key Applications: Learning as Infrastructure in Action“, „Real‑World Signals“ und „Building the Capability: From Events to Embedded Infrastructure“.
Auch dieser Beitrag ist der Wirklichkeit noch um einiges voraus. Konkrete Beispiele sind rar. Herausforderungen scheinen sich die Autoren für eine Fortsetzung aufgehoben zu haben. Bei den „Real World Signals“ wird kurz auf Microsoft 365 Copilot und drei weitere KI-Anwendungen verwiesen. Performance Support, Produktivitätsgewinne und Lernaktivitäten gehen fließend ineinander über. Was sehr gut nachvollziehbar ist, für L&D aber die Frage aufwirft, ob es bei diesen Veränderungen nur ein Zaungast ist.
„To stay ahead in a world defined by intelligent systems and dynamic workflows, learning must be infrastructure: a living system of intelligence that fuses tools, data, services, and people to drive continuous resilience and adaptation.“
Cerys Hearsey und Lee Bryant, Shift*Academy, 17. Juni 2025
Bildquelle: Shift*Academy
In 8 Schritten zum KI-Pilotprojekt
Im Austausch gegen einige Profildaten erhält man diesen Leitfaden (21 S.). Er möchte Personalentwickler:innen „eine strukturierte Orientierung für die ersten realistischen Schritte im KI-Dschungel“ bieten. Und die AutorInnen, Jan Foelsing und Anja Schmitz, sind ja keine Unbekannten auf diesem Gebiet.
Den Leitfaden haben sie folgendermaßen aufgebaut: Zuerst werden drei Stufen des KI-Wandels aufgezeigt – von der Adoption über die Adaption zur Transformation. Anschließend führen sie die Leser:innen „in 8 Schritten zum KI-Pilotprojekt“. Das beginnt natürlich (1) mit der Formulierung von Zielen und eines strategischen Leitbildes, leitet über (2) in die Auswahl von Use Cases, um schließlich (8) mit der Evaluation der Expeditionserfahrungen zu enden. Obwohl, das stimmt nicht, denn die KI-Entdeckungsreise, so die Autor:innen, ist „ein fortlaufendes Abenteuer“.
Eine nützliche Handreichung, die man vielleicht noch um eine Aufzählung exemplarischer Use Cases hätte ergänzen können.
Jan Foelsing und Anja Schmitz, eLearning Journal, 2025
Promptathons
Ich habe in den letzten Tagen an zwei Promptathons teilgenommen. Ein dritter Promptathon könnte nächste Woche auf der #loscon25 hinzukommen. Also nutze ich kurz die Gelegenheit, um ein paar Eindrücke festzuhalten.
Der erste Promptathon fand im Rahmen des SAP Learning and Adoption Forum statt und wurde von Gerd Stumm moderiert. Das Zeitfenster betrug 90 Minuten. Viele Hintergrundinformationen über das Format des Promptathons und das Prompten hatte Gerd auf ein Mural-Board ausgelagert und den Teilnehmenden vorab zur Verfügung gestellt. Vor Ort waren wir dann ca. 30 Menschen, aufgeteilt in sechs Gruppen, und dann gab es noch Teilnehmende, die in drei Gruppen online teilnahmen. Ansonsten:
- Es gab vier Challenges, die Gerd Stumm mitgebracht hatte.
- Die Arbeitsgruppen wurden von der Moderation gebildet (jeweils 3-4 Personen).
- Jede Arbeitsgruppe durfte sich eine Challenge aussuchen, die sie bearbeiten wollte.
- Es galt das Prinzip „Bring your own AI“. Die Gruppenmitglieder haben sich zu Beginn darüber ausgetauscht, welche KI-Systeme ihnen zur Verfügung stehen und welche sie nutzen wollen.
- Zum gemeinsamen Prompten standen genau 60 Minuten zur Verfügung (Timeboxing via Mural).
- Als Arbeitsfläche stand allen Gruppen das Mural-Board zur Verfügung. Hier waren für jede Gruppe Bereiche vorbereitet: „Your Working Area for this Promptathon“, „Final Prompt“, „Lessons Learned“.
- Es war den Gruppen überlassen, wie sie in den 60 Minuten das gemeinsame Arbeiten organisierten.
- Der Weg war das Ziel. Es wurden keine Ergebnisse präsentiert, diskutiert oder bewertet, sondern die Erfahrungen beim gemeinsamen Prompten ausgetauscht.
- Das Mural-Board steht den Teilnehmenden auch im Nachgang zur Verfügung. Insofern kann mit den Ergebnissen, also den „Final Prompts“ und „Lessons Learned“, weiter gearbeitet werden.
- Gerd hatte auf dem Mural-Board auch Beispiel-Prompts für die Challenges mitgebracht und einen „Prompt-Checker“ vorbereitet.
Abschließend: Eine sehr gut vorbereitete und strukturierte Veranstaltung, fast eine „Blaupause“ für das Format. 60 bzw. 90 Minuten für einen Promptathon grenzen allerdings die Möglichkeiten etwas ein.
Screenshot: Mural-Board des Promptathons auf dem SAP Learning and Adoption Forum
Einen Tag später fand der erste Promptathon der Hochschule Darmstadt statt, organisiert und moderiert von Stefan Kohn (Fachbereich Wirtschaft). Die Idee, so erzählte Stefan Kohn im Nachhinein, war sehr kurzfristig entstanden, ebenso die Umsetzung, um den Promptathon noch an den bundesweiten Digitaltag anbinden zu können. In Darmstadt habe ich ca. 50 Teilnehmende gezählt, wobei vor allem Mitarbeitende der Hochschule bzw. Lehrende die Einladung angenommen hatten. Ansonsten:
- Es gab fünf Challenges, die einige Teilnehmende mit der Anmeldung eingereicht hatten.
- Um diese Personen und ihre Challenges herum bildeten sich dann selbstorganisiert die Arbeitsgruppen.
- Unsere Arbeitsgruppe nutzte die geschlossene KI-Instanz der Hochschule Darmstadt. Das hat zu Beginn etwas Zeit gekostet, sich dort anzumelden und einzurichten. Die Nutzung dieser KI-Instanz war allerdings keine Vorgabe der Moderation.
- Zum gemeinsamen Prompten standen ca. 75 Minuten zur Verfügung. Es fehlte allerdings ein striktes Timeboxing.
- Es gab keine gemeinsame Arbeitsfläche, die allen Gruppen zur Verfügung stand. So richtete sich unsere Gruppe selbst ein Miro-Board ein, um den Arbeitsstand und Zwischenergebnisse zu dokumentieren.
- Auch in Darmstadt war es den Gruppen überlassen, wie sie in den 75 Minuten das gemeinsame Arbeiten organisierten.
- Auch hier war der Weg das Ziel. Es wurden keine Ergebnisse präsentiert, diskutiert oder bewertet, sondern wieder kurz die Erfahrungen beim gemeinsamen Prompten ausgetauscht.
- Weil es keine gemeinsame Arbeitsfläche gab, sind – neben den „internen Lösungen“ der Gruppen selbst – keine Ergebnisse des Promptathons dokumentiert.
- Zwei Studierende haben den Promptathon im Rahmen ihrer Bachelorarbeit begleitet.
Abschließend: Eine wichtige Initiative, um das Format auch im Kontext der Hochschule anzubieten (und damit die Entwicklung von KI-Kompetenzen zu unterstützen). Allerdings ging es noch an der Zielgruppe der Studierenden vorbei.
Bildquelle: Stefan Kohn
Was mir bei beiden Promptathons aufgefallen ist: Die Erfahrungen, die die Teilnehmenden mitbringen, sind auch 2025 noch sehr unterschiedlich. Es gibt immer noch eine große Zahl von Menschen, die im Rahmen eines Promptathons ihre ersten Erfahrungen mit generativen KI-Tools und dem Prompten machen!
Ich bin jetzt sehr gespannt, wie die nächste Promptathon-Umsetzung in Nürnberg funktioniert. Vielleicht macht es auf der Grundlage dieser gesammelten Erfahrungen dann Sinn, unseren CLC Promptathon-Leitfaden zu überarbeiten.
Trends in Corporate Learning – mehr als KI!
Auf dem Learning and Adoption Forum der SAP durfte ich gestern in Walldorf einen Lightning Talk beisteuern. In 15 kurzen Minuten habe ich versucht, KI-Kompetenzen und Peer Learning zusammenzubringen. Ich bin nicht ganz sicher, ob und wie mir das gelungen ist, aber zumindest konnte ich Gerd Stumm eine Vorlage liefern, die er am Nachmittag mit einem Promptathon-Workshop wunderbar aufgenommen hat.
Ansonsten war es ein sehr kurzweiliger Tag mit vielen interessanten Themen und Möglichkeiten des Austauschs in Knowledge Cafés und Workshops. Das Forum wurde zudem als hybrides Event auch für Online-Teilnehmende geöffnet. Und Simon Dückert präsentierte zum Abschluss, was heute alles mit etwas KI-KnowHow und -Unterstützung möglich ist – von Zusammenfassungen, über Podcasts, bis zu einem Chatbot, der über das Event und seine Themen befragt werden kann (aber dessen Link ich noch suchen muss). Auf LinkedIn findet man viele weitere Eindrücke vom Forum, wie zum Beispiel diesen Beitrag von Gunnar Sohn.
Jochen Robes, 25. Juni 2025 (pdf)
Bildquelle: SAP